Osram macht Weg frei für AMS-Angebot – Offene Fragen bleiben

Osram macht Weg frei für AMS-Angebot – Offene Fragen bleiben
Osram-Vorstandschef Olaf Berlien.

München – Der Lichtkonzern Osram macht den Weg frei für ein Übernahmeangebot des österreichischen Chipkonzerns AMS. Vorstand und Aufsichtsrat von Osram hoben das bestehende Stillhalteabkommen mit AMS auf und unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung. Allerdings herrscht noch weiter Diskussionsbedarf.

So räumte Osram-Chef Olaf Berlien in einem Analystencall am Donnerstag unterschiedliche Ansichten zwischen dem Lichtkonzern und AMS ein – etwa über die Zukunft der Digitalsparte der Münchner. So würde AMS das Geschäftsfeld nach einer Übernahme gerne abgeben, da das Unternehmen es nicht als Kerngeschäft sieht. Berlien ist da anderer Ansicht. Osram glaube an das Geschäft, sagte er. Allerdings räumte er ein, dass die Digitalsparte derzeit nicht in das Portfolio von AMS passe.

Die Osram-Aktie blieb am Donnerstagnachmittag gefragt und legte um knapp zwei Prozent zu. Die Commerzbank hob das Kursziel von 37,00 auf 39,50 Euro angehoben, beliess aber die Einstufung auf «Hold». Angesichts des Bietergefechts um den Lichtkonzern sei das Chance-Risiko-Potenzial klar nach oben gerichtet, schrieb Analyst Sebastian Growe. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Annahmequote 70 Prozent erreichen werde, unabhängig davon, ob das Osram-Management das Gebot von AMS unterstützen werde oder nicht.

Insgesamt sind noch viele Fragen offen. Auch was das Integrationskonzept angeht, wie Konzernchef Berlien sagte. Bereits am Vorabend hatte Osram erklärt, dass noch kein «ausreichendes Verständnis über die künftige Ausrichtung der Geschäfte, der globalen Standortstrategie und dem Integrationskonzept» erzielt werden konnte. Dabei hob Osram insbesondere die Integration des Konzerns in die «deutlich kleinere» AMS hervor, was eine «herausfordernde Aufgabe» sei. Osram werde AMS daher «mehr Zeit geben», Vorstand und Aufsichtsrat von seinen Plänen zu überzeugen.

Mehr Zeit für AMS
Osram wolle AMS nun mehr Zeit geben sich eingehender mit dem Unternehmen und seiner Strategie zu beschäftigen und Vorstand und Aufsichtsrat von seinen Plänen zu überzeugen. So sei die Unternehmensprüfung (Due dilligence) für AMS sehr kurz gewesen. In den Bereich für optoelektronische Halbleiter habe AMS aus Wettbewerbsgründen etwa gar nicht geschaut, sagte Berlien.

Keine Pläne gäbe es seitens AMS, das neue LED-Werk Osrams im malaysischen Kulim zu schliessen, sagte Berlien. AMS, die ein Werk in Singapur haben, hatte angekündigt, Produktionskapazitäten in Asien «kombinieren und optimieren» zu wollen.

Die Kooperationsvereinbarung mit AMS sieht den Angaben Osrams zufolge Schutzbestimmungen für Mitarbeiter und «wesentliche Unternehmensteile» in Deutschland vor. Auch bekenne sich AMS «ausdrücklich zur Aufrechterhaltung bestehender Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen und ähnlicher Abmachungen». Ausserdem sollen bestehende Pensionspläne vollumfänglich erhalten bleiben. München würde Co-Hauptsitz mit globalen Stabseinheiten bleiben. Osram soll auch nach einer Übernahme unter dem bestehenden Namen weitergeführt und als Marke erhalten bleiben, wie es hiess. Die deutschen Produktionsstandorte sollen für mindestens drei Jahre gesichert sein.

Wahl zwischen zwei Angeboten
Die Aktionäre von Osram haben nun die Wahl zwischen zwei Angeboten: Das von AMS soll voraussichtlich bis Anfang Oktober laufen und liegt wie bereits bekannt bei 38,50 Euro in bar pro Aktie und hat eine Mindestannahmeschwelle von 70 Prozent. Die Bafin muss die Unterlagen noch genehmigen. Berlien kündigte nach der Veröffentlichung eine begründete Stellungnahme von Aufsichtsrat und Management an.

Gleichzeitig läuft auch noch die Offerte der beiden Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle , die mit 35 Euro je Aktie jedoch einen geringeren Preis bieten. Allerdings sollen die Finanzinvestoren früheren Spekulationen zufolge eine Erhöhung ihrer Offerte erwägen. Berlien wollte sich dazu am Donnerstag nicht äussern. «Ich kann zu möglichen Reaktionen von Bain und Carlyle nichts sagen.»

Die Investoren haben in ihrer Offerte den Osram-Beschäftigten den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen zugesagt. Aufsichtsrat und Vorstand empfahlen den Osram-Aktionären bislang, dieses Angebot anzunehmen. Es läuft noch bis 5. September, wird sich aber wegen der Überschneidung mit der AMS-Offerte automatisch verlängern. Allerdings lehnen es die Allianz-Investmenttochter AGI als Osram-Grossaktionärin und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) als zu niedrig ab.

AMS-Angebot vorerst zurückgezogen
AMS hatte Mitte Juli bereits Interesse an Osram angemeldet, sich dann aber wieder zurückgezogen. Damals hiess es, der Konzern sehe nach einer Evaluierung «keine ausreichende Basis» für eine Fortsetzung der Gespräche. Kurz danach teilte AMS aber auch mit, dass eine Übernahme noch nicht vom Tisch sei. Vergangene Woche machte AMS dann Ernst und wagte einen neuen Vorstoss. Dieser sah Verbesserungen bei der Finanzierung vor, so wird eine dafür geplante Kapitalerhöhung von 1,5 Milliarden Euro durch zwei Banken garantiert. Osram selbst hatte sich zunächst gegen den AMS-Vorstoss gewehrt.

Ebenfalls ablehnend steht die IG Metall dem AMS-Angebot gegenüber – auch weiterhin. Aus IG-Metall-Sicht gebe es trotz der Kooperationsvereinbarung weiterhin keine wirklich belastbare Arbeitsplatzsicherheit, sagte ein Gewerkschaftsvertreter nach der Aufsichtsratsentscheidung am Mittwochabend der dpa.

Osram steht zum Verkauf, weil der Konzern in den vergangenen eineinhalb Jahren in schwieriges Fahrwasser geraten ist. Das Unternehmen produziert mittlerweile hauptsächlich LEDs und Optoelektronik. Die wichtigsten Kunden sind Auto- und Smartphonehersteller. Da in beiden Branchen die Geschäfte derzeit schlecht laufen, ist der Lichtkonzern hart getroffen. (awp/mc/ps)

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