Suezkanal fällt für Reedereien aus – gewaltige Umwege für Schiffe

Suezkanal fällt für Reedereien aus – gewaltige Umwege für Schiffe
Grosse Container-Reedereien meiden aktuell den Suez-Kanal. (Bild: Unsplash)

Hamburg / Kiel – Der Suezkanal als wichtige Ader des Welthandels fällt nach Angriffen von jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer für Routen grosser Reedereien vorerst aus. Stattdessen fahren sie im Asien-Europa-Verkehr bis auf weiteres über das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.

«Dass Reedereien den Umweg von mehr als 6000 Kilometern um Afrika in Kauf nehmen, zeugt von der ausserordentlichen Gefahrenlage im Roten Meer», sagte der Welthandelsexperte Vincent Stamer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd will beispielsweise bis auf weiteres die Passage durch den Suezkanal meiden. Hapag-Lloyd beschloss am Montag, «mehrere Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung» umzuleiten, wie ein Sprecher nach Beratungen eines Krisenstabes mitteilte. «Dies wird so lange geschehen, bis die Passage durch den Suezkanal und das Rote Meer für Schiffe und ihre Besatzungen wieder sicher ist.» Auch der Branchenprimus MSC bekräftigte am Montag in einer Mitteilung an die Kunden, dass MSC-Schiffe den Suezkanal in Richtung Osten und Westen nicht befahren werden, bis die Passage durch das Rote Meer sicher ist. «Bereits jetzt werden einige Dienste umgeleitet und fahren stattdessen über das Kap der Guten Hoffnung.»

Ausweichroute sorgt für Verzögerungen
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.

Die Umwege dürften Lieferungen deutlich verzögern. Die Schätzungen reichen von einigen Tagen bis zu zwei Wochen. Stamer, der am IfW die weltweiten Schiffsbewegungen in Echtzeit erfasst und auswertet, geht von etwa zehn Tagen Verspätung aus. Von grösseren Verwerfungen in den weltweiten Lieferketten, wie während der Coronapandemie, geht Stamer indes nicht aus.

Lange Materialknappheiten nicht erwartet
«Damals kam es wegen extrem hoher Nachfrage nach langlebigen Gütern aus Fernost und wegen weltweiten Lockdowns zu grossen Lieferengpässen», so Stamer. «Diese Lage hat sich weitestgehend normalisiert. Mit Materialknappheit über mehrere Monate ist wegen des Umweges um Afrika also nicht zu rechnen.» Auch Hapag-Lloyd weist daraufhin, dass damals Pandemie samt gerissener Lieferketten und der Havarie des Frachters «Ever Given» im Suezkanal zusammen kamen. «Das ist mit der jetzigen Situation nur schwer vergleichbar.»

Zwar könnten Stamer zufolge die Frachtraten im Containerschiffnetzwerk wieder leicht steigen. Allerdings sind die Preise für Containertransporte auf See seit den Höchstständen während der Pandemie wieder deutlich gefallen. «Ausserdem stellen die Transportkosten von Asien nach Europa auch für die günstigsten Güter nur lediglich 2 Prozent dar», so der IfW-Experte.

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges immer wieder unter anderem mit Drohnen und Raketen an und attackieren Schiffe im Roten Meer, um sie an einer Durchfahrt in Richtung Israel zu hindern. Am Freitag waren die Containerfrachter «Al Jasrah» von Hapag-Lloyd und die «MSC Palatium III» bei Angriffen beschädigt worden. (awp/mc/pg)

Suez Canal Authority

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