Karl Müller, CEO kybun

Karl Müller, CEO kybun

Karl Müller, CEO kybun. (Foto: kybun)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Müller, 1998 haben Sie den MBT-Schuh erfunden und damit einen durchschlagenden Erfolg erzielt. 2006 erfolgte die Trennung von MBT, weil Ihre Partner die nächste Generation des MBT, das „walk on air“-Prinzip nicht mittragen wollten. Heute ist diese nächste Generation „kyBoot“ wieder ein riesiger Erfolg. Wie ist die Weiterentwicklung von Statten gegangen?

Karl Müller: Beim MBT habe ich weich-elastische Materialien verwendet und diese jahrelang weiterentwickelt und verbessert. Nach zwei bis drei Jahren kam ich auf die Idee den MBT so zu bauen, dass man direkt auf den weich-elastischen Materialien stehen kann und dieses Material unter dem ganzen Fuss hat und nicht nur hinten an den Fersen. Schon während der Zeit von MBT habe ich Prototypen vom kyBoot gebaut. In der weich-elastischen Luftsohle sah ich die nächste Generation des MBT’s. Die Luftsohle zu entwickeln war nicht einfach. Es brauchte ein paar Jahre, bis die Sohle meine hohen Anforderungen erfüllte. Als ich soweit war, habe ich die innovative Entwicklung meinen Minderheitsaktionären vorgestellt. Diese hatten am neuen Schuh überhaupt keine Freude. Sie sagten die runde Sohle sei Kult. Daraus müsse man ein Lifestyle-Produkt machen.

Aus diesen unterschiedlichen Ansichten heraus kam es zur Trennung. Weil meine Partner „nur“ Minderheitsaktionäre waren, hätten sie eigentlich gar nichts zu sagen gehabt. Sie lagen mir aber ihm Ohr, wie ein kleiner, spitzer Stein im Schuh, der einem bei jedem Schritt stört und zermürbt. Deshalb entschied ich mich zur Trennung und liess offen, ob ich oder meine Minderheitsaktionäre gehen. Schlussendlich bin ich gegangen.

Was macht den kyBoot, resp. die kybun MechanoTherapie mit weiteren Produkten wie kyBounder oder kyTrainer so einzigartig?

Der Mensch ist ursprünglich nicht für harte, flache Böden gebaut worden. Unbewusst wünscht sich der Mensch noch heute auf weichem Untergrund zu stehen und zu gehen. Dies sieht man besonders gut beim Barfusslaufen. Man geht dort wo es angenehm ist. Auf weichem Moos, oder auf der Wiese. Mein Ziel war es, unsere Produkte so angenehm wie möglich zu bauen. Es gibt Studien die sagen, je angenehmer sich etwas am Fuss anfühle, desto besser sei es für den ganzen Körper.

Welches sind die wichtigsten Unterschiede zwischen dem kyBoot und dem MBT?

Im MBT rollt der Fuss auf einer harten Platte. Im kyBoot geht man auf Luft. Dies wird möglich durch die neuartige walk-on-air Sohle, die aus einem weich-elastischen Luftpolster besteht. Im Gegensatz zum MBT muss man beim kyBoot nicht gehen lernen. Das passiert von alleine. Von unseren Vorteilen gegenüber MBT rede ich nicht gerne. Am besten die Leute vergleichen und urteilen dann selbst.

«Das Anwendungsgebiet von unseren Produkten ist wirklich grenzenlos. Unser Ziel ist es für den Menschen etwas zu machen, das man in den Alltag integrieren kann und somit nicht separat etwas für die Gesundheit machen muss.»
Karl Müller, CEO kybun

Die Anwendungsgebiete der kybun-Produkte scheinen fast unbegrenzt, sei es bei der Arbeit, in der Schule, im Sport etc. Entwickeln Sie im Rahmen der kybun MechanoTherapie weitere Produkte?

Das ist richtig: Das Anwendungsgebiet von unseren Produkten ist wirklich grenzenlos. Unser Ziel ist es für den Menschen etwas zu machen, das man in den Alltag integrieren kann und somit nicht separat etwas für die Gesundheit machen muss. Da viele Leute nach wie vor im Arbeitsalltag sitzen oder oft im Auto unterwegs sind, werden wir ein spezielles, weich-elastisches Sitzkissen entwickeln. Zudem ist eine spezielle Unterlage – als Aufsatz für die herkömmliche Matratze – geplant. So sollen die Menschen bald auf weich-elastischem Untergrund schlafen können.

Sie haben in diesem Jahr die kyBoot-Schuhproduktion zurück in die Schweiz, genauer nach Sennwald, geholt. Sie könnten die Schuhe durchaus günstiger irgendwo in Asien produzieren lassen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

In Asien könnten wir tatsächlich günstiger produzieren.  Ich habe selber zwanzig Jahre auf diesem Kontinent gelebt und hatte auch alle Kontakte. Wir beschäftigten 5000 Mitarbeitende in China und wir haben in Vietnam und Korea Kontakte gepflegt. Für mich gibt es keine logischen Schritte mit der Schuhindustrie zurück in die Schweiz zu kommen. Es war ein rein emotionaler Entscheid. Ich habe mich einfach dafür entschieden, da ich von Gott her wusste, dass ich mit der Produktion in die Schweiz kommen soll. Ich kann es nicht anders erklären. Es ist ein Auftrag, in die Schweiz zu kommen und es ist nicht mehr und nicht weniger.

«Ich habe mich einfach dafür entschieden, da ich von Gott her wusste, dass ich mit der Produktion in die Schweiz kommen soll.»

kybun erschliesst neue Märkte. Von den VAE über Malaysia bis Kanada sind kyBoot-Shops entstanden, zuletzt waren Sie bei der Eröffnung des kyBoot-Shops in Singapur. In der Schweiz haben Sie mit kyBoot-Shops, Drogerien oder Apothekten ein grosses Händlernetz erschlossen. Welche Expansionsstrategie verfolgen Sie?

Mit der Expansionsstrategie ist es eigentlich ganz einfach. Wir haben mit den Drogerien und Apotheken in der Schweiz gestartet. Dies konventionell denkend mit Überlegungen wie, wo ist eine gute Lage, welches sind die guten Drogerien und Apotheken. Ich durfte dann erkennen, dass dies der falsche Weg ist, einfach nur dort zu verkaufen, wo viel Umsatz generiert werden kann. Ich durfte immer mehr feststellen, dass es im Leben um Menschen und um Beziehungen geht. Heute verfolgen wir nur noch eine Strategie. Wir schauen wo welche Menschen sind und wo wir Herzensbeziehungen finden. Mit diesen Menschen zusammen machen wir kyBoot-Shops. Wir haben uns entschlossen, nicht in Schuhgeschäfte, Sportgeschäfte, Orthopädiegeschäfte und Sanitätsfachhäuser zu gehen. Dies weil in denjenigen Geschäften auch andere Produkte verkauft werden und so die Angestellten in einen Interessenskonflikt kommen könnten. Deshalb arbeiten wir mit Fachgeschäften zusammen, die sonst keine Produkte anbieten, die in dieselbe Richtung gehen. Zudem müssen wir klar sehen, dass wir uns gegenseitig mögen. Kurz zusammengefasst kann man sagen: Heute schauen wir nicht mehr auf die Lage des Geschäftes, sondern was für Menschen dahinter stecken und wie die Beziehung zu diesen ist.

Wie viele Paar Schuhe setzt kybun derzeit ab und welche Wachstumsziele verfolgen Sie?

Wir verkaufen im Moment pro Jahr knapp 100 000 kyBoot. Eine Wachstumsstrategie haben wir keine. Die einzige Strategie ist die Beziehungsstrategie wie ich es eben ausgeführt habe. Wir zählen zudem auf die Mund zu Mund-Werbung der Kundschaft und den Menschen, die mit kyBoot zu tun haben. Diese entscheiden die Wachstumsgeschwindigkeit.

In wie vielen Büros, Fitnesscenter oder Trainingsräumen von Sportclubs finden sich heute kyBounder-Matten und kyTrainer-Laufbänder?

Das ist eine schwierige Frage. Grosse Sportclubs sind beispielsweise der HC Davos, der Hamburger Sportverein HSV, der FC Basel, Fribourg Gottéron, Ambri-Piotta, der FC St.Gallen und so weiter. Ich denke es werden in etwa zehn namhafte Sportvereine sein. Diese sind nicht in unserem Fokus. Es ist also nicht unser Hauptbetätigungsfeld. Das ist viel mehr Mund zu Mund-Propaganda. Fitnesscenter sind es relativ wenige, Büros werden es immer mehr. In diesem Bereich sehen wir ganz grosse Möglichkeiten. Für den Mensch ist es wichtig, dass er nicht zuviel sitzt. Die Bewegung entscheidet über die Gesundheit vom Körper. Gehende Arbeitsplätze sind es bis jetzt zirka 50. Noch dieses Jahr kommen wir mit einem neuen, wunderbaren Laufband auf den Markt. Ich denke bei den gehenden Arbeitsplätzen ist noch ein ganz grosser Wachstumsmarkt vorhanden.

Die Schuhmacherei scheint bei Müllers in der Familie zu liegen: Ihr Sohn Karl Müller junior produziert sehr erfolgreich die Marke „Joya“, einen Steinwurf von kybun in Roggwil weg. Worin unterscheiden sich die beiden Marken?

Meine Vorfahren sind seit dem 16. Jahrhundert Hufschmiede, also Pferdeschuhmacher. Bei uns scheint es weiter zu gehen. Unser ältester Sohn macht „Joya“, darüber freue ich mich natürlich riesig. Ich möchte mehr auf die Gemeinsamkeiten hinweisen als auf die Unterschiede. Die Unterschiede können die Kunden selber erleben. Unsere Geschäfte befinden sich ja sehr nahe beieinander. Wir sind ja nur etwa 50 Meter voneinander entfernt. Nicht jeder Kunde hat dasselbe gerne. So entscheiden sich manche Kunden für „Joya“ andere wiederum für kyBoot. Den Entscheid möchten wir dem Kunden überlassen. Schlussendlich ist es wichtig, dass der Kunde etwas hat, das ihm weiterhilft.

Stand nie zur Diskussion, die Marken unter einem gemeinsamen Dach zu führen?

Es ist im Moment kein Thema, die beiden Marken unter ein Dach zu bringen.  Ich bin 60 Jahre alt. Irgendwann werde ich dann aufhören. Was die Zukunft bringt wissen wir nicht. Momentan sind wir beide noch motiviert die eigene Philosophie weiterzuführen.

«Es ist nun unsere Aufgabe dem Markt und den Menschen klar zu machen, dass MBT und kyBoot nicht dasselbe ist.»

Noch einmal zurück zu MBT: im Mai musste die Firma Konkurs anmelden. Was ging Ihnen als Erfinder der Schuhe durch den Kopf?

MBT ist kein Kind mehr von mir. Und überhaupt Kinder sind Menschen. Vor sechs Jahren habe ich mich von MBT verabschiedet. Ich habe gewusst, dass andere Wege gegangen werden als ich sie gegangen wäre. Leider hat dies dazu geführt, dass die Firma in den Konkurs lief. Das ist schade für die Mitarbeitenden. Der Konkurs stiftete Verwirrung. Einige Menschen meinten, wir hätten Konkurs gemacht und noch heuten ist nicht allen klar was MBT ist und was kyBoot ist. Es ist nun unsere Aufgabe dem Markt und den Menschen klar zu machen, dass MBT und kyBoot nicht dasselbe ist.

MBT gehört nun mit allen Patenten, Lizenzen und der Infrastruktur einem Unternehmer aus Singapur. War für Sie ein Kauf von MBT ein Thema?

Wegen der Verwirrung auf dem Markt habe ich mir schon Gedanken gemacht beide Firmen unter einen Hut zu nehmen und so für Entwirrung zu sorgen. Dahin hätte ich jedoch geführt werden müssen. Ich hätte also ganz klar ein Signal von Gott bekommen müssen. Dann hätte ich es gemacht. Diese Signale habe ich jedoch nicht erhalten. Deshalb habe ich es sein lassen.

Als erfolgreicher Unternehmer investieren Sie viel in soziale Projekte wie die „KM Foundation – Die Korea-Müller Stiftung für Menschen in Not“. Was sind der Hintergrund und der Zweck der Stiftung?

Wir kommen ohne Geld auf die Welt, wir gehen ohne Geld wieder zurück. Ich bin überzeugt, dass Gott denjenigen, denen er Erfolg schenkt und damit verbunden auch Geld, nicht die Idee hat, dass wir dieses für uns alleine verwenden, sondern, dass wir die Talente und Gaben für die Allgemeinheit und für die Gesellschaft erhielten. Dies ist der Grund, weshalb wir auf verschiedene Arten den Menschen dienen möchten. Kybun erachte ich nicht als meine Firma, sondern ich erachte sie als Besitz von Gott. Ich bin der Verwalter und habe den Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen mit dem Anvertrauten umzugehen.

Herr Müller, ganz herzlichen Dank für dieses Interview.

Zur Person:
Karl Müller aus Roggwil TG ist Erfinder, Ingenieur und Inhaber der kybun AG, welche den Luftsohlenschuh kyBoot, die weich-elastische Stehmatte kyBounder, das weiche Laufband kyBounder und die innovative Schlaflösung kySsen entwickelt hat. Der Hauptsitz der international tätigen Firma ist im thurgauischen Roggwil. Produziert werden die kyBoot in den eigenen Produktionsstätten im st.gallischen Sennwald und in Italien. 1998 erfand Karl Müller den Rundsohlen-Schuh MBT und revolutionierte damit die Schuhindustrie weltweit. 2006 verkaufte er das Unternehmen wegen Meinungsverschiedenheiten seinen Minderheitsaktionären und entschloss sich seine kybun MechanoTherapie in einem neuen Unternehmen weiterzuentwickeln. Karl Müller ist mit Jung-Suk Müller-Goh verheiratet und hat vier eigene und drei Pflegeinder.

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