EU-Schluss: Unruhen in Libyen schicken Märkte auf Talfahrt

EU-Schluss: Unruhen in Libyen schicken Märkte auf Talfahrt

London – Sorgen um die Entwicklung in Libyen haben die wichtigsten europäischen Aktienindizes am Montag auf Talfahrt geschickt. Der EuroStoxx 50 fiel um 1,81 Prozent auf 3.012,34 Punkte. Der Leitindex Cac 40 in Paris büsste 1,44 Prozent auf 4.097,41 Punkte ein, der FTSE 100 in London gab um 1,12 Prozent auf 6.014,80 Punkte nach.

Die Eskalation in Libyen trieb zum Wochenauftakt die Ölpreise in die Höhe und schürte Ängste am Markt. «Libyen ist am Ölmarkt eine ganz andere Geschichte als Tunesien oder Ägypten», sagte Frank Schallenberger, Rohstoffexperte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. «Es handelt sich hier immerhin um das Ölförderland Nummer zwölf der Welt.»

Vor diesem Hintergrund konnten auch starke Konjunkturdaten aus Deutschland die Stimmung nicht aufhellen. Hier hatte sich das vom Ifo-Institut veröffentlichte Geschäftsklima im Februar überraschend aufgehellt und einen neuen Rekordstand seit der Wiedervereinigung erreicht.

Unter Druck gerieten unter anderem die Aktien von Ölkonzernen, die in Libyen engagiert sind. So verloren die Papiere von Eni in Mailand 5,12 Prozent auf 17,430 Euro, die Titel der österreichischen OMV sackten in Wien um 4,15 Prozent auf 32,57 Euro ab. Der Konzern hatte mitgeteilt, einen Teil seiner Mitarbeiter aus Libyen abzuziehen. Die Produktion werde davon allerdings nicht beeinträchtigt. Für den Sektorindex Stoxx 600 Oil + Gas insgesamt ging es um 1,25 Prozent nach unten.

Noch schwächer entwickelten sich Aktien aus dem Bankensektor, der Stoxx 600 Banken verlor 2,73 Prozent und wies damit das grösste Minus aller Branchenindizes auf. Schwächster Wert im EuroStoxx 50 waren Unicredit mit minus 5,75 Prozent auf 1,869 Euro. Auch sie litten unter der Entwicklung in Libyen, denn die libysche Investmentbehörde Lia hält zusammen mit der Zentralbank von Tripolis etwa sieben Prozent an der Grossbank. Die Aktien der italienischen Intesa SanPaolo verbilligten sich um 5,15 Prozent auf 2,402 Euro. Auch Bankentitel aus anderen Ländern gaben nach. Banco Santander aus Spanien sanken um 3,29 Prozent auf 8,957 Euro, Societe Generale aus Frankreich verloren 3,06 Prozent auf 50,340 Euro.

Verluste verbuchten zudem nach Zahlen die Aktien von TNT . Sie sanken um 2,52 Prozent auf 19,940 Euro. Der niederländische Postdienstleister hatte im vierten Quartal operativ zwar mehr verdient als Händler erwartet hatten, allerdings rechnet der Konzern im laufenden Jahr mit einem weiter schrumpfenden Briefmarkt.

Zu den wenigen Gewinnern zählten die Papiere von Tesco mit plus 0,85 Prozent auf 414,00 Pence. Die US-Bank Merrill Lynch hatte die Titel der britischen Supermarktkette auf ihre «Europe 1 List» gehoben. Prozentual unverändert bei 1.201,21 Pence gingen Diageo aus dem Handel. Der britische Spirituosenhersteller hatte Presseberichte über einen Kauf des türkischen Konkurrenten Mey Içki bestätigt und zahlt nach eigenen Angaben umgerechnet 1,5 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor TPG Capital. (awp/mc/upd/ps)

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