BP scheitert mit «Top Kill» – Kaum schnelle Lösung

Dies sagte sagte BP-Manager Doug Suttles am Wochenende. Bei der Aktion «Top Kill» wurde tonnenweise Schlamm in das Bohrloch gepumpt. Die Arbeiten mussten abgebrochen werden. Somit sprudelt die Ölquelle im Golf von Mexiko auch fünf Wochen nach dem Sinken der Bohrinsel «Deepwater Horizon» weiter ins Meer.


BP-Chef Tony Hayward sehr enttäuscht
Die BP-Ingenieure hatten in den vergangenen Tagen dreimal mit hohem Druck fast fünf Millionen Liter Schlamm sowie Plastikwürfel, Golfbälle und verknotete Seile in das Bohrloch gepumpt. «Wir wissen nicht genau, warum es nicht geklappt hat», sagte Suttles. BP-Chef Tony Hayward sagte, er sei sehr enttäuscht. Endgültig verschlossen wird die Ölquelle nun wahrscheinlich frühestens im August. BP bohrt zurzeit neue Zugänge zur Quelle, rund vier Kilometer unter dem Meeresboden.


Entlastungsbohrlöcher
Mit zwei Entlastungsbohrlöchern soll der Druck auf das lecke Bohrloch verringert werden. «Wir sind damit halb fertig. Aber je weiter runter wir kommen, desto schwieriger wird es», erklärte Suttles von BP. Laut der Zeitung «New York Times» wusste BP schon im Juni 2009 vor dem Unfall von erheblichen technischen Problemen: Ein BP-Ingenieur habe in einem internen Schreiben vor einem möglichen Worst-Case-Szenario gewarnt.


Bislang 40’000 Tonnen Öl ins Meer geflossen
Seit Beginn der Katastrophe am 22. April sind Experten zufolge etwa 40’000 Tonnen Öl ins Meer geflossen. Jeden Tag kommen zwischen 1600 und 3400 Tonnen dazu. Mindestens 270 Kilometer Küste sind verseucht, wie die US-Küstenwache mitteilte. Schon jetzt ist es die grösste Ölpest der US-Geschichte. Beim Unfall des Tankers «Exxon Valdez» 1989 vor Alaska verdreckten 35’000 Tonnen Öl das Meer. Die US-Regierung sprach gar von der womöglich «schlimmsten Umweltkatastrophe» in der US-Geschichte.


Obama: Angriff auf die Menschen der Golfküstenregion
Jeder Tag, an dem weiter Öl austrete, sei «ein Angriff auf die Menschen der Golfküstenregion, ihre Existenz, und den natürlichen Reichtum, der uns allen gehört», sagte US-Präsident Barack Obama, dessen politisches Ansehen stark unter der Ölpest leidet. Die Katastrophe mache wütend und sei zugleich «herzzerreissend». Obama hatte am Freitag zum zweiten Mal die Küste des betroffenen Bundesstaates Louisiana besucht. Er habe angewiesen, dass BP nun den Alternativplan starte, das Öl in einem Behälter über der Quelle aufzufangen, sagte Obama am Wochenende weiter.


Neuer Anlauf
Das Unternehmen wollte umgehend damit beginnen. Dabei wird das bestehende Steigrohr zur Quelle abgesägt und ein Auffangbehälter darüber gestülpt. Von dort soll es zu einem Schiff geleitet werden. Ob das klappt, soll in vier bis sieben Tagen feststehen. Ein ähnlicher Versuch war vor Wochen gescheitert, weil Eiskristalle die Leitung verstopften. Allerdings hatte BP eine grössere, 13 Meter hohe Kuppel eingesetzt.


US-Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
Derweil bereitet sich die US-Regierung auf ein monatelanges Desaster vor. Man müsse damit rechnen, dass aus dem Leck im Golf von Mexiko noch bis August täglich grosse Mengen Öl fliessen, sagte Carol Browner, Beraterin von Präsident Barack Obama in Energiefragen. Im Fernsehsender CBS sprach sie am Sonntag von der vermutlich schwersten ökologischen Katastrophe in der USA Geschichte. Erneut warf sie dem Ölkonzern BP vor, zunächst geschönte Zahlen über die Menge des austretenden Öls veröffentlicht zu haben. Die Amerikaner hätten ein Recht auf bessere Information. «Im schlimmsten Fall sprudelt das Öl bis August, bis die Entlastungsbohrungen gemacht sind. Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet», sagte Frau Brown.


Hurrikan-Saison naht
Der Einsatz an den Küsten und auf dem Meer werde nun wichtiger denn je, hiess es am Wochenende von der Küstenwache. Die nahende Hurrikan-Saison gilt als Risiko. In den vergangenen zwei Wochen war das Wetter gut, weshalb viel Öl von der Meeresoberfläche abgeschöpft werden konnte. Wissenschafter entdeckten unterdessen unter Wasser erneut gewaltige Ölschwaden, diesmal 120 Kilometer nordwestlich von der Stelle, an der die Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 22. April sank. (awp/mc/ps/01)

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