CEO Daniel Reinhard: Vögele-Sanierung nach Plan – Expansion ab 2006


Der Turnaround von Charles Vögele scheint auf guten Wegen. Doch trotz sichtbarer Erfolge bleibt Konzernchef Daniel Reinhard vorläufig auf Konsolidierungskurs. Erst wenn die Hausausgaben gemacht sind, will er expandieren: ab 2006 Richtung Osteuropa.

Von Martin Vetterli


Vögele-CEO Daniel Reinhard: «Expandieren werden wir erst ab 2006.» (pd)
Dass der Ausblick der Modekette Charles Vögele auf die zweite Jahreshälfte vorsichtig ausfällt, überrascht nicht. Angesichts von Temperaturen über 35 Grad liess sich mit Herbstmode im Juni und Juli kein Geschäft machen, bestätigte Vögele-Finanzchef Felix Thöni im Gespräch mit Swisscontent. Umsatzeinbussen von 20 Prozent bei Modegeschäften waren in diesem Sommer in der Schweiz die Regel. Weil die Vögele-Gestelle aber länger mit Sommermode gefüllt waren, lief das Geschäft nicht ganz so schlecht.


Reorganisation nimmt Formen an
Doch das falsche Wetter ist bei der Charles Vögele Holding inzwischen kein Thema mehr. Der vor bald zwei Jahren angetretene CEO Daniel Reinhard hat dem Konzern eine harte Kur verschrieben. Sie zeigt nun erste Erfolge, wie das am Dienstag präsentierte Halbjahresergebnis bestätigte. Die Lager sind weiter abgebaut, die Nettoverschuldung ist beinahe halbiert. Und die Reorganisation nimmt klarere Formen an.


Beschleunigte Produktion
Inzwischen ist die Supply-Chain-Analyse abgeschlossen, bis Ende 2004 sollen die Arbeitsabläufe von der Konzeption einer Kollektion bis hin zum Verkauf im Geschäft vereinfacht und beschleunigt werden. Ein wichtiger Schritt dabei ist Anfang Juli gemacht worden: Das Vorstaulager wurde von Rotterdam ins norddeutsche Lehrte verlagert. Das bringt dem Modekonzern nicht nur Kosteneinsparungen, weil das Lager in Deutschland besser genützt wird, sondern auch einen bedeutenden Zeitgewinn.Facelifting für Vögele-Läden angesagt
Ein anderes wichtiges Detail: Seit seinem Amtsantritt im Dezember 2001 hat Reinhard die Zahl der Lieferanten auf 600 halbiert. Zudem will Vögele vermehrt in Europa produzieren, um schneller auf Trends reagieren und die Kollektion an die aktuellen Modewünsche anpassen zu können. Auch die Läden sollen einem umfassendem Face-lifting unterworfen werden: Bis Ende Dezember laufen Feldversuche mit neuen Konzepten 21 Geschäften. Sind sie erfolgreich, werden die 770 Vögele-Modeläden ab nächstem Jahr ein neues Gesicht erhalten: «Die Kleider werden nicht teurer, die Geschäfte aber optisch interessanter», sagte Reinhard an der Medienorientierung.Keine Konjunkturimpulse erwartet
Für das laufende Jahr bleibt Reinhard vorsichtig. Der Konzernchef rechnet weiter mit leicht rückläufigen Umsatzzahlen. Solange die Konjunktur in Europa nicht anziehe und sich die Konsumstimmung nicht verbessere, bleibe das so. Dank dem besseren Supply Chain Managament aber soll immerhin der Konzerngewinn nicht unter den schwachen Umsätzen leiden. Die Wirkung des Effizienzprogramms werde sich aber erst im Jahre 2005 voll entfalten, sagte Reinhard weiter.Ab 2006 Expansion in östliche EU-Beitrittsländer
Doch Reinhards Ziele bleiben über dieses Datum hinaus ambitiös. Er will Vögele-Mode nicht auf alle Ewigkeiten nur in der Schweiz, Deutschland, Belgien, Holland und Österreich verkaufen. Sobald der Konzern seine Hausaufgaben gemacht hat und auf einer gesunden Finanzstruktur ruht, strebt Reinhard eine gezielte Ostexpansion an. Nach eingehenden Markttests will Vögele ab 2006 neue Verkaufsstellen in den EU-Beitrittsländern Zentraleuropas eröffnen; zuerst in Ungarn, der Tschechei und der Slowakei. Pläne für eine Expansion Richtung Nord, so bestätigte Finanzchef Felix Thöni, bleiben in der Schublade.Anleger gewinnen Vertrauen zurück
Dass der Strategiewechsel auch bei Anlegern langsam wieder Vertrauen schafft, zeigt ein Blick auf die Kursentwicklung der Charles-Vögele-Aktie. Mitte März war sie auf 13.30 Franken abgestürzt, inzwischen kostet sie wieder über 55 Franken. Doch die Bilanz für Anleger, die dem Schwyzer Modehaus die Treue gehalten haben, fällt bedeutend nüchterner aus. Um die beim Börsengang erzielten Preise wieder zu erreichen, müsste sich der Wert des Titels vervierfachen. Bis zu den vor drei Jahren erzielten Höchstkursen ist der Weg noch weiter. Auf dem Höhepunkt kostete die Vögele-Aktie rund 350 Franken.Martin Vetterli (swisscontent)

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