CH-Verlauf: Ins Minus gerutscht – ZFS mit Erleichterungsrally

Gesucht sind heute vor allem die Aktien von ZFS, nachdem der Erstversicherer gestern Abend den Verzicht auf den Kauf der Versicherungsaktivitäten der Royal Bank of Scotland bekannt gegeben und am Morgen über eine grössere Akquisition in Spanien berichtet hat.


Das Blue Chips Barometer SMI verliert bis um 12.00 Uhr 12,37 Punkte bzw. 0,18% auf den Stand von 6’790,70 Punkte (bisheriges Tageshoch 6’856). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsst 0,35% auf 1’012,794 Zähler ein, der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) 0,20% auf 5’684,28.


Klare Nummer Eins am Freitag sind die Titel von Zurich Financial Services, die nach einem Anfangsgewinn von knapp 6% jetzt 7,1% auf 269,50 CHF zulegen. Der Erstversicherer hat mit seiner gestrigen Ankündigung, dass man nicht weiter für die Versicherungssparte der Royal Bank of Scotland bieten wolle, für grosse Erleichterung bei den Investoren gesorgt. Diese hatten nämlich befürchtet, ZFS könnte deutlich zuviel für die Schotten bezahlen. Dementsprechend hatte der Titel in den letzten Wochen massiv an Terrain verloren. Die heute Morgen angekündigte, mittelgrosse Akquisition in Spanien wird dagegen mit Wohlwollen aufgenommen, da sie gut in die Strategie passe. Zudem kann ZFS den Kauf aus eigenen Mitteln finanzieren und daher das vorübergehend gestoppte Aktienrückkaufprogramm wieder aufnehmen, was dem Titel eine zusätzliche Stütze bietet.


Mit ZFS an der SMI-Spitze stehen um die Mittagszeit zudem die Medtech-Aktien von Nobel Biocare (+5,5% auf 32,66 CHF). Die Avance wird auf gute Zahlen des US-Konkurrenten Biomet zurückgeführt. Dieser habe im vierten Quartal ein starkes Wachstum im Dentalbereich ausgewiesen, meinte ein Händler. Offenbar sei die Nachfrage nach Premium-Dentalimplantaten trotz sinkenden Konsumentenvertrauen einigermassen robust. Auch der Nobel-Konkurrent Straumann (-0,4%) konnte davon anfänglich profitieren, auch wenn sich die Gewinne unterdessen mehr als verflüchtigt haben.


Lonza (-0,8% auf 143,70) profitierten anfangs Sitzung etwas von der Bekanntgabe einer strategischen Partnerschaft mit Novartis im Bereich Entwicklung biologischer Medikamente. Mit zurzeit zwei Antikörpern in der klinischen Phase I befänden sich die allfällig betroffenen Produkte von Novartis noch in einem frühen Stadium und dürften daher kurzfristig noch wenig zum Ergebnis von Lonza Biopharmaceuticals beitragen, begründet die ZKB die wenig euphorische Stimmung für die Aktien. Novartis büssen derzeit 1,5% auf 58,95 CHF, Roche dagegen lediglich 0,1% auf 185,70 CHF.


Mässig im Minus notieren die Grossbanken: UBS verlieren 1,5% auf 20,26 CHF, CS 0,2% auf 42,92 CHF. Die Finanzkrise sei weiterhin in aller Munde und wirke sich dementsprechend je nach Nachrichtenlage mehr oder weniger negativ auf den Sektor aus, heisst es in Handelskreisen. Lediglich vorübergehend für etwas Erleichterung sorgte ein Bericht der «New York Times», in dem es heisst, die US-Regierung könnte im Falle einer Verschlechterung der Lage bei den beiden Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac diese komplett übernehmen.


Nestlé haben nach dem gestrigen Kursdämpfer (-4,3%) heute etwas höher eröffnet, notieren derzeit aber unverändert bei 44,12 CHF. Viele Analysten erachten den Rückschlag als übertriebene Reaktion an und sind gegenüber der defensiven Nestlé-Aktie im gegenwärtigen Umfeld weiterhin sehr positiv eingestellt.


Adecco, die mit gut 48 CHF massiv unter dem Stand vom Mai bei 64 CHF liegen, können heute etwas von einer Hochstufung durch die Citigroup profitieren (derzeit +0,2% auf 48,12 CHF). Die Gründe für die Hochstufung durch die Analysten der weltgrössten Bank waren allerdings bis zum Berichtszeitpunkt nicht erhältlich.


Am Schluss der Tabelle der 30 wichtigsten Schweizer Aktien liegen zur Berichtszeit mit Abstand Petroplus (-7,9% auf 42,926 CHF). Der wieder deutlich gestiegene Ölpreis könnte dafür eine Erklärung sein, wenn auch keine besonders gute, meinte ein Händler dazu. Ebenfalls unter Druck stehen die Logistiktitel Kühne & Nagel (-4,8% auf 88,10 CHF), die u.a. unter der weiteren Abkühlung der Weltkonjunktur leiden dürften.


Im breiten Markt profitieren Arpida (+11,2%) und Cytos (+4,3%) und Santhera (+1,8%) weiter von der gestern entfachten Euphorie für Biotechwerte. Grund dafür war die Übernahme von Speedel durch Novartis. Meyer Burger profitieren von einem Auftrag aus China über rund 60 Mio CHF.


Die Aktien von Ems geben 1,8% nach. Das Chemieunternehmen hat vorbörslich als eines der ersten seine Halbjahreszahlen bekannt gegeben und damit im Rahmen der Schätzungen abgeschlossen. Allerdings wurde der Ausblick etwas gesenkt. Bell (-1,6%) leiden unter einer Rückstufung auf «Hold» von «Buy» durch die Bank Vontobel. (awp/mc/gh/22)

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