Deutsche Bank schreibt trotz neuer Milliardenbelastungen schwarze Zahlen

Dies teilte die grösste deutsche Bank am Donnerstag in Frankfurt mit. Dabei half auch der weitere Verkauf von Beteiligungen, der fast eine Viertel Milliarde in die Kassen spülte. Unter dem Strich verdiente die Bank dank einer Steuergutschrift sogar noch mehr: Hier stand ein Gewinn von 645 Millionen Euro nach 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr – damals waren Steuerbelastungen von fast einer Milliarde Euro angefallen. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten vor Steuern mit einem Gewinn von 632 Millionen Euro gerechnet, unter dem Strich lagen die Schätzungen nur bei 425 Millionen Euro.


Erneuter Abschreiber von 2,3 Milliarden Euro
Die Finanzkrise schlug im turbulenten zweiten Quartal netto noch einmal kräftig mit 2,3 Milliarden Euro zu Buche – im ersten Quartal hatte die Deutsche Bank netto 2,7 Milliarden Euro auf ihr Portfolio abgeschrieben. Seit Beginn der Krise vor rund einem Jahr summieren sich die Belastungen damit auf über sieben Milliarden Euro. Nachdem im ersten Quartal der Löwenanteil der Wertberichtigungen auf Kredite und Kreditzusagen im Geschäft mit fremdfinanzierten Übernahmen (Leveraged Loans) vorgenommen wurde, lagen die Abschreibungen zwischen April und Juni hier nur noch bei rund 200 Millionen Euro. Die grössten Belastungen traten jetzt bei verbrieften Wohnungsbaukrediten auf, zudem musste die Bank auf Kredite für gewerbliche Immobilien und auf ihr Engagement bei Kreditversicherern (Monoliner) Wertberichtigungen vornehmen. Die Risikopositionen seien weiter abgebaut worden, hiess es.


Märkte beruhigt
Anfang Juli hatte die Deutsche Bank in einer knappen Mitteilung bereits darauf hingewiesen, dass sie nach dem ersten Verlust im ersten Quartal im zweiten Jahresviertel wieder einen Gewinn ausweisen werde. Sie beruhigte die von Spekulationen verunsicherten Märkte damals zudem damit, dass sie eine Kernkapitalquote von rund 9 Prozent ausweisen werde und keinen Bedarf für Kapitalmassnahmen sieht. Am Ende lag die Kernkapitalquote im zweiten Quartal bei 9,3 Prozent und damit deutlich über dem zuletzt genannten Zielkorridor von 8 bis 9 Prozent. Die bereinigte Eigenkapitalrendite vor Steuern – die Zielgrösse der Deutschen Bank – lag bei 5 Prozent nach 34 Prozent im Vorjahr.


Weitere Beteiligungen verkauft
Neben der Steuergutschrift konnte die Deutsche Bank ihr Ergebnis in der abgelaufenen Periode abermals durch den Verkauf von Beteiligungen aufpeppen. Sie trennte sich von ihrem kompletten Anteil an der Vodafone-Tochter Arcor und reduzierte ihre Beteiligungen an Daimler und der Allianz. Die Verkäufe spülten vor Steuern insgesamt 242 Millionen Euro in die Kassen. «Das zweite Quartal 2008 hat die Bankenbranche erneut vor grosse Herausforderungen gestellt», sagte Vorstandschef Josef Ackermann. Das schwierige Marktumfeld habe besonders das Ergebnis im Investmentbanking belastet, die «stabilen Geschäftsfelder» hätten jedoch ihre Ertragskraft unter Beweis gestellt. «Trotz weiterer Wertkorrekturen haben wir einen soliden Gewinn erwirtschaftet.»


Zinsgeschäft weächst überraschend stark
Die Gesamterträge sanken von 8,8 Milliarden Euro im Vorjahr auf 5,4 Milliarden Euro und blieben damit leicht hinter den Schätzungen zurück. Das Handelsergebnis rutschte wegen der hohen Wertberichtigungen erneut mit 475 Millionen Euro ins Minus – im Vorjahr hatte noch ein Plus von 3,14 Milliarden Euro gestanden. Im Zinsgeschäft konnte die Deutsche Bank überraschend deutlich zulegen. Der Zinsüberschuss verbesserte sich um rund eine Milliarde auf 2,95 Milliarden Euro, der Markt hatte mit nur 2,52 Milliarden Euro gerechnet. Der Provisionsüberschuss sank weniger als erwartet um 18 Prozent auf 2,56 Milliarden Euro. Die Schätzungen lagen bei 2,46 Milliarden Euro. Für faule Kredite legte die Bank mit 135 Millionen Euro zwei Drittel mehr zurück als im Vorjahr. Die Kosten fuhr das Institut erneut kräftig um 23 Prozent auf 4,62 Milliarden Euro zurück. Dabei wurden vor allem die Bonuszahlungen gestutzt, wodurch der Personalaufwand um 31 Prozent zurückging.


Ausblick fehlt
Die Deutsche Bank wagt wegen der anhaltenden Finanzkrise weiterhin keine Prognose für das Gesamtjahr. «Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte bleiben wir vorsichtig», sagte Vorstandschef Josef Ackermann am Donnerstag bei Veröffentlichung der Quartalszahlen laut Mitteilung. Das Institut werde am striken Kosten-, Risiko- und Kapitalmanagement festhalten und die Engagements in kritischen Bereichen weiter zurückfahren. Zudem wolle die Deutsche Bank von dem «vergleichsweise guten Abschneiden in der Krise» profitieren und Marktanteile gewinnen. Lange Zeit hatte das Institut für 2008 ihre «Vision» eines bereinigten Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro aufrecht erhalten, war aber nach dem Verlust zum Jahresauftakt endgültig davon abgerückt.


Ackermann: «Diszipliniert bleiben»
«Wir werden unser Kerngeschäft sowohl durch Wachstum aus eigener Kraft als auch durch sinnvolle Übernahmen weiter ausbauen, dabei aber stets diszipliniert bleiben», betonte Ackermann. Durch die Finanzkrise ist Bewegung in den deutschen Bankensektor gekommen. Die Deutsche Bank will dabei eine aktive Rolle spielen, musste aber beim Verkauf der Citibank der französischen Credit Mutuel den Vortritt lassen. Sie war Kreisen zufolge nicht bereit, den hohen Preis von 4,9 Milliarden Euro in bar zu bezahlen. Nun steht noch die Postbank und die Dresdner Bank zum Verkauf – zumindest bei der Postbank soll die Deutsche Bank noch im Rennen sein, obwohl Medien zuletzt berichtet hatten, dass sie dazu neigt, auf ein Gebot zu verzichten. Auch hier gelten neben dem deutschen Branchenprimus ausländische Institute als Interessenten, sollte die Post sich zu einem Verkauf ihrer Banktochter entscheiden. (awp/mc/ps/06)

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