Eugène Delacroix: Christus auf dem See Genezareth

Das Bild von Christus auf dem See Genezareth ist weit mehr als nur die Bildfindung intensiver Gefühle. Es stellt die Frage nach Vertrauen und Glauben.







Weitere Bilder von Eugène Delacroix in der Sammlung Bührle.

Der hilflos den tobenden Gewalten des Meeres ausgelieferte Mensch ist eines der Grundthemen Delacroix?, das sich durch sein ganzes Schaffen hinzieht. Der zwanzigjährige Künstler ist betroffen von dem «Floss der Medusa» des sieben Jahre älteren, von ihm bewunderten Géricault. 1821 entsteht unter dem Einfluss dieses Werkes das erste kleine Bild von Schiffbrüchigen (Robaut 1473), die «Dantebarke» des folgenden Jahres (Robaut 49) ist das schon reife Werk des nur Vierundzwanzigjährigen, das weit über die Theatralik Géricaults hinausgeht. Verse Michelangelos, die Delacroix am 4. Januar 1824 in seinem Tagebuch notiert, haben dieselbe Thematik des Todes im Schiff auf stürmischer See (Journal, l, S. 43). 1839/40 ist es die «Barke Don Juans» nach Byron, die das Thema wieder aufnimmt (Robaut 686, 707 und 708). Spätsommeraufenthalte Delacroix? in Dieppe 1851 und 1852 schlagen ihn dann erneut in den Bann des Meeres (Journal, l, S. 480-488).


Eugène Delacroix, Christus auf dem See Genezareth,&Öl auf Leinwand. 60 x 73 cm

Aber der gewandelte Mensch und Künstler sieht in dem Meer nicht mehr nur die zerstörerische Macht, der der Mensch hilflos ausgesetzt ist. Dafür zeugt der «Christus auf dem See Genezareth», den Delacroix 1853 in sieben bis zehn Varianten gestaltet. Die Jünger haben zwar alle Gewalt über das steuerlos in den meergrünen Wogen treibende Boot mit dem gerissenen, im. Sturme flatternden Segel verloren, aber der im Boot schlafende Christus wird die Wogen glätten, wie der Prophet Daniel die Bestien durch seinen Glauben zähmt.


Und auch hier wird, wie bei «Daniel in der Löwengrube», Rembrandts Name beschworen mit dem Bild «Christus auf dem See Genezareth» von 1633 im Mrs.-Gardener-Museum in Boston.(sb/mc/th)





Sammlung Bührle , Zollikerstrasse 172
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr

Biografisches
1815 Ausbildung im Atelier von P.N. Guérin. Freundschaft mit Géricault. Studium der alten Meister, zumal des Rubens und der Venezianer (Veronese, Tizian). Beeinflussung durch Constable. 1825 Reise nach England (London), 1832 nach Spanien, Marokko, Algerien, 1838 nach Belgien und Holland.

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