Finanzkrise: Bankiervereinigung warnt vor neuen Regulierungen

«Ich hoffe, wir werden keine schnellen, von Emotionen geleiteten Regulierungen beschliessen», sagte Mirabaud in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Die Forderung nach höheren Eigenmitteln unterstützt er aber: «Das wird sicher kommen, und das ist gut so.» Die Banken in der Schweiz seien wegen der Finanzkrise nicht geschwächt. Hierzulande gebe es rund 350 Institute, von denen alle – mit Ausnahme der beiden Grossbanken UBS und der Credit Suisse – 2007 ihr bestes Geschäftsjahr gehabt hätten.


An Glaubwürdigkeit verloren
Mirabaud räumte allerdings ein, dass der Finanzplatz Schweiz wegen der Finanzkrise an Glaubwürdigkeit verloren habe: «Es muss unser Anliegen sein, das Vertrauen wieder herzustellen.» Zurückhaltend äusserte sich Mirabaud zum Fall eines ehemaligen Kundenberaters der UBS, der in den USA wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt ist: «Für uns ist es heute ein Fall UBS und kein Fall Finanzplatz».


«Wir nehmen die Sache ernst»
Die Bankiervereinigung stehe aber in Kontakt mit den Bundesbehörden und dem Bundesrat, die sich in die Angelegenheit eingeschaltet hätten. «Wir nehmen die Sache ernst.» Dass wegen des Verfahrens in den USA der Druck auf das Schweizer Bankgeheimnis wieder steigen könnte, sieht Mirabaud gelassen: «Es gibt immer wieder Druck. Seit 20 Jahren höre ich, dass es bald kein Bankgeheimnis mehr geben werde.»


CH-Finanzplatz: Wachstum hinkt hinterher
Weil es dem Finanzplatz Schweiz gut gehe, bleibe der Druck. «Wir sind aber stark genug, darauf zu antworten», sagte Mirabaud. Mehr Sorge bereite ihm die Tatsache, dass das Wachstum des Schweizer Finanzplatzes gegenüber Luxemburg oder Irland nachgelassen habe. Die anhaltende Kritik an der Schweizer Steuergesetzgebung wies Mirabaud zurück. Dies sei letztlich «eine Folge der Schwierigkeiten unserer Nachbarländer, die sehr komplizierte und kaum durchsetzbare Steuersysteme haben».


Ärgernis Schweiz
Zum Beispiel Frankreich: So seien viel mehr reiche Franzosen aus steuerlichen Gründen nach Brüssel ausgewichen als in die Schweiz. «Es ist aber leichter, die Schweiz zu attackieren als das EU-Land Belgien. Damit müssen wir leben», sagte Mirabaud. Die wirtschaftlich erfolgreiche Schweiz, die weder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) noch der EU angehöre, sei für die weniger erfolgreichen Nachbarn «ein Ärgernis», sagte Mirabaud. (awp/mc/ps)

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