Finanzkrise: USA planen Rettungspaket von 700 Milliarden Dollar

Einige hätten die Bereitschaft dazu signalisiert, sagte Paulson am Sonntag. Es gebe noch keine festen Zusagen. Man befinde sich noch in den Anfängen eines Dialogs. Ein Sprecher des Eidg. Finanzdepartements (EFD) konnte am Sonntag keine Auskunft darüber geben, ob auch die Schweiz aus Washington angefragt wurde. Das 700-Mrd-USD-Paket soll entgegen ersten Planungen auch ausländischen Banken offenstehen. Wie Paulson betonte, sollen auch sie unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit haben, faule Kredite durch die US-Regierung aufkaufen zu lassen.


«Globale Krise»
Es handle sich um eine globale Krise und zum Nutzen des amerikanischen Volkes müsse auch ausländischen Firmen geholfen werden. Ob damit auch ausländische Banken wie die UBS und CS in den Genuss des Rettungsplans kommen, blieb am Wochenenende unklar. Die UBS werde erst Stellung zu dieser Frage nehmen, wenn der definitive Plan bekannt sei, sagte UBS-Sprecherin Eveline Müller am Sonntag auf Anfrage. Die Rettungsaktion der US-Regierung soll die notleidende Finanzbranche von hochriskanten Kreditlasten befreien und ein noch schlimmeres Ausufern der Krise verhindern. Die US-Staatsverschuldung steigt dadurch nochmals dramatisch auf bis zu 11,3 Bio USD.


Dominoeffekt vorbeugen
Bush bekräftigte, dass das Programm trotz aller Risiken für die Steuerzahler «unerlässlich» sei. «Dies ist ein grosses Paket, weil es ein grosses Problem war», sagte Bush am Samstag in Washington. Ohne den Eingriff drohe ein Dominoeffekt: massiver Arbeitsplatzverlust, weiterer Verfall der Häuserpreise, gefährdete Pensionsfonds und eine Austrocknung des Kreditangebots.


Bevölkerung nicht aussen vor lassen
Die Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, unterstrich, die Demokraten unterstützten zwar das Vorhaben, es müsse jedoch auch der Bevölkerung dabei geholfen werden, die Folgen der Immobilienkrise zu bewältigen. Die US-Regierung müsse den Steuerzahlern Rechenschaft ablegen, ausserdem müssten Kontrollmechanismen eingeführt werden. Auch der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, deutete seine Unterstützung an.


Schutzklausel
Der rettende Aufkauf fauler Darlehen und Kreditpapiere soll dem von US-Medien veröffentlichten Plan zufolge auf zwei Jahre befristet werden. Eigens eingesetzte Manager könnten die Übernahme der Kreditlasten in einer Art umgekehrter Auktion durchführen, so das «Wall Street Journal». Das heisst, die Regierung würde Papiere von denjenigen Instituten kaufen, die ihre Vermögenswerte zum niedrigsten Preis anbieten. Das Gesetz soll die Regierung zudem vor juristischen Klagen bei ihrem Vorgehen schützen. In den Medien wurde am Wochenende viel spekuliert, die Einzelheiten des Paketes blieben hingegen unbekannt. Offen sei unter anderem, ob der Staat bereit sei, über dem Marktwert liegende Preise zu zahlen, was das Risiko von Steuergeld-Verlusten erhöhen würde, oder ob er «hart» mit den Instituten verhandeln wird.


Weitere milliardenschwere Abschreiber erwartet
Abhängig davon könnte US-Finanzhäusern als Preis der Befreiung von den Lasten eine neue Welle milliardenschwerer Abschreibungen drohen. Die Börsen hatten am Freitag weltweit mit kräftigen Kurssprüngen auf die Pläne reagiert. Im Laufe der Woche hatte die US-Finanzbranche einige ihrer schwärzesten Tage erlebt: Investmentbanken, Versicherer und andere Institute mussten angesichts drastischer Kursstürze Insolvenz anmelden, ihrem Notverkauf zustimmen oder mit aller Macht gegen ihren Zusammenbruch ankämpfen.


US-Notenbank will 75 Milliarden Dollar in «Term Auction Facility» anbieten
Die US-Notenbank will in einem speziellen Refinanzierungsgeschäft 75 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln bereitstellen. Der Mindestbietungssatz für die 28-tägige Term Auction Facility (TAF) liege bei 1,94 Prozent, teilte die Federal Reserve am Montag in Washington mit. (awp/mc/ps/03)

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