Jordan: Kein grösseres Risiko einer Kreditverknappung im CH-Immobilienmarkt

Diese habe keine Hinweise auf eine substantielle Verschärfung der Kreditbedingungen für die Haushalte ergeben, sagte SNB-Direktor Thomas Jordan einer Rede am Schweizer Ökonomen-Tag an der Uni in Zürich. Zwar könnten die Kreditbedingungen auch hierzulande aufgrund der erwarteten konjunkturellen Abkühlung wieder restriktiver werden. «Im Gegensatz zu den USA und Grossbritannien sehe ich aber für den Schweizer Immobilienmarkt aus heutiger Sicht kein grösseres Risiko einer Kreditverknappung», erklärte Jordan.


Schweizer Immobilien nicht generell überbewertet
Er sieht einerseits keine generelle Überbewertung der Schweizer Immobilien, andererseits erwartet er mittelfristig eine Abschwächung des Preisanstiegs oder in einigen Regionen gar fallende Preise. Eine Korrektur wie in den USA oder in Grossbritannien sei indes nicht zu erwarten.


Verluste der US-Grossbanken als mögliches Risiko
Als ein mögliches Risiko für eine Kreditverknappung in der Schweiz bezeichnet Jordan die Verluste der Schweizer Grossbanken im US-Hypothekenmarkt. Der Zwang, die Bilanzen zu bereinigen, könnte die Kreditvergabefähigkeit negativ beeinflussen. Er glaube aber nicht, dass die Grossbanken ein Interesse daran hätten, gerade im soliden Schweizerischen Hypothekenmarkt eine Reduktion der Aktivitäten vorzunehmen. Ausserdem sei der Schweizerische Hypothekenmarkt heterogen: Ein Drittel der Hypotheken würden die Grossbanken vergeben, zwei Drittel die Kantonal-, Regional und die Raiffeisenbanken. Diese würden bei einem allfälligen Rückgang bei den Grossbanken den eigenen Marktanteil erhöhen.


Schweizer Pfandbrief erlebt Renaissance
Der SNB-Direktor sieht die Banken auch nicht von Refinanzierungsschwierigkeiten oder von der Schwäche der Verbriefungsmärkte betroffen. Erstens gebe es keine Anzeichen dafür, dass Kundengelder aus dem Schweizer Bankensystem abfliessen würden und zweitens habe sich der Schweizer Pfandbrief als Refinanzierungsinstrument bewährt und erlebe derzeit gar eine Renaissance. Um dieses Instrument als Refinanzierungsmittel für die Zukunft noch besser zu nutzen, sollte die Hypothekenvergabe der Banken gemäss Jordan generell auf die strengen Richtlinien der Pfandbriefe ausgerichtet werden. «Die Pfandbrieffähigkeit der Hypotheken sollte somit zum generellen Standard für die Hypothekenvergabe werden», schlägt er vor.


Keine zusätzliche Belastung für Schweizer Wirtschaft
Wegen der verschiedenen aufgeführten Gründe erwartet Jordan nicht, dass die bereits gedämpften Aussichten für die Schweizer Wirtschaft wegen einer Kreditverknappung auf dem Immobilienmarkt noch zusätzlich belastet würden.


Klare Anzeichen für Kreditverknappung in den USA und Grossbritannien
International gesehen ortet Jordan unterschiedliche Risiken für eine Kreditverknappung auf den Immobilienmärkten. Die Kreditmärkte der USA und Grossbritannien wiesen klare Anzeichen einer Kreditverknappung auf. In beiden Ländern gebe es einen scharfen Rückgang des Kreditwachstums, fallende Häuserpreise und geschwächte Bankbilanzen. Da in diesen Ländern in den vergangenen Jahren die Hypothekenausleihungen verstärkt über Verbriefungen finanziert worden seien, belaste der aktuelle Vertrauensverlust in Verbriefungen die Möglichkeiten der Banken, Hypothekarverträge zu refinanzieren. Überdies sei dort der Risikoappetit infolge der rückläufigen Häuserpreise geschrumpft.


Robuste Refinanzierungsmöglichkeiten
Für Frankreich und Spanien, ebenfalls Länder mit einem Risiko für eine Kreditverknappung, sieht Jordan «signifikante Risiken» für fallende Häuserpreise, nachdem sich der Anstieg der Preise in den vergangenen Quartalen deutlich verlangsamt habe. Auch die Baubeginne seien analog zu den USA zurückgegangen. Allerdings schienen die Banken in diesen beiden Ländern noch über robuste Refinanzierungsmöglichkeiten zu verfügen. Insgesamt sei es schwierig zu beurteilen, ob es hier zu einer Verknappung der Kredite kommen werde, weshalb die Entwicklung weiterhin genau zu beobachten sei. (awp/mc/pg/26)

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