Klaus Herms, CEO der Kühne + Nagel International AG

Von Christa Spörle

Moneycab: Herr Herms, waren Sie mit dem Abschluss 2007 zufrieden, obwohl es einige Analysten offensichtlich nicht waren?


Klaus Herms: Ich bin sehr zufrieden mit dem Jahresergebnis unserer Gruppe. Wir haben unser Ziel erreicht, in allen Geschäftsbereichen deutlich schneller als der Markt zu wachsen und konnten erneut ein Rekordergebnis vorlegen.


Die amerikanische Wirtschaft und der US-Dollar zeigen Schwächeanzeichen, wie stark und wie schnell wird diese Entwicklung auch Kühne + Nagel treffen?


In der Logistikbranche machen sich Wirtschaftszyklen immer zeitversetzt bemerkbar, derzeit läuft noch alles plangemäss. Wie stark sich eine Rezession in Amerika auf unser Geschäft auswirken wird, lässt sich heute nur schwer sagen. Auf jeden Fall wird uns zugute kommen, dass wir weltweit operieren, das heisst, Marktchancen in Wachstumsmärkten nutzen können.


Im Landverkehr wollen Sie zur Spitzengruppe gehören und vor allem wachsen, auch auf Kosten der Rentabilität. Wie wollen Sie da vorgehen, welche Risiken sind Sie bereit einzugehen?


Für den Ausbau der Landverkehre haben wir ein mehrjähriges Entwicklungsprogramm aufgesetzt und legen derzeit den Fokus auf Wachstum, da dies ein volumenabhängiges Netzwerkgeschäft ist. In Deutschland sind wir bereits gut im Markt positioniert, unser eigenes europäisches Stückgutnetz ist in Betrieb, nun arbeiten wir am Ausbau der Aktivitäten in Südwesteuropa.


Wann werden Sie das mittelfristige Ziel von 5 Mrd. Franken Umsatz im Landverkehr erreichen?


Derzeit haben wir ein organisches Wachstum von 14 Prozent und evaluieren Akquisitionsmöglichkeiten in Frankreich, Italien und Spanien, sodass wir davon ausgehen, dieses Ziel in den kommenden Jahren erreichen zu können. Dafür haben wir eigene Mittel zur Verfügung.



«Ein hoher Shareholder-Return gehört zu unserem Plan», Klaus Herms, CEO der Kühne + Nagel International AG


Sie belegen die Nummer 1 weltweit in der Seefracht, Platz 4 in der Luftfracht und Platz 3 in der Kontraktlogistik, was ist der wichtigste Vorteil in ihrer Branche zur Spitzengruppe zu gehören?


Wir können an internationalen Ausschreibungen, die sich in der Regel an die grössten Logistikdienstleister richten, teilnehmen; ausserdem stärkt eine gewisse Grösse die Einkaufsposition.


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Wie stellen Sie sich die Logistikbranche in 10 Jahren vor?


Die Konsolidierung in der Branche wird sich fortsetzen, sodass es nur noch einige wenige grosse globale Logistikunternehmen mit integriertem Serviceportfolio gibt.


In welchen Regionen erwarten Sie das grösste Wachstum für ihre Branche?


Wir haben den Wachstumsfokus auf die BRIC-Staaten gerichtet.


Sie betonen, dass ein Hubsystem und die Vernetzung von grösster Bedeutung sind. Können Sie uns diese benennen?


Transportrundläufe können so am schnellsten optimiert werden.


Ihre Eigenkapitalquote ist mit 37 Prozent überdurchschnittlich hoch. Wird das so bleiben?


Man muss dabei bedenken, dass wir eine 40-prozentige Dividendenausschüttung haben und beträchtliche Mittel in den Ausbau unseres Geschäftes investieren.


Sie geben sich zur Untersuchung der Kartellbehörden sehr gelassen. Mit welcher Dauer rechnen Sie für die internen Untersuchungen und einem möglichen Entscheid der Kartellbehörden?


Wir gehen wir davon aus, dass sich die Angelegenheit, die wir durchaus ernst nehmen, über eine längere Zeit hinzieht.


Kühne + Nagel belegt seit Jahren in der Schweiz einen Spitzenplatz im Shareholder Return, werden Sie diese Politik beibehalten?


Das ist unser Plan.


Die Aktien von Kühne + Nagel sind von ihrem Allzeithoch im Oktober deutlich herabgestuft worden, wie sehen Sie die weitere Entwicklung?


Die Entwicklung unserer Aktie ist natürlich auch vom Börsenumfeld abhängig. Seit Jahresbeginn hat unser Titel mit minus 5,4 Prozent jedoch bedeutend besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt (SMI) mit minus 14,6 Prozent .




Der Gesprächspartner
Klaus Herms leitet seit 1999 die Geschicke von Kühne + Nagel als Vorsitzender der Geschäftsleitung. Der gebürtige Bremer absolvierte nach seiner Ausbildung zum Textilkaufmann noch die Ausbildung als Betriebswirt Aussenhandel und Verkehrswesen der Deutschen Aussenhandels- und Verkehrsschule. Seit 1968 arbeitet er bei Kühne und Nagel, wo er 1974 zum Regionalchef der Gesellschaften in Hongkong, Singapur und Taiwan ernannt wurde. Bereits seit Januar 1988 gehörte er dem seinerzeitigen Group Management an.


Das Unternehmen
Kühne + Nagel gehört zu den global führenden Logistikdienstleistern. Die Schwerpunkte liegen in der See und Luftfracht, der Kontraktlogistik und den Landverkehren mit klarer Ausrichtung auf wertschöpfungsintensive Bereiche wie informatikgestützte Supply Chain Management-Dienstleistungen. Mit mehr als 51’000 Mitarbeitern in über 100 Ländern erzielte das Unternehmen 2007 einen Umsatz von knapp 21 Mrd. CHF.

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