Kunst aus Graubünden: Am Nabel der Welt

von Tanja Hess

Graubünden liegt in der genauen Mitte von New York und Hongkong. Damit ist nicht die geografische Mitte gemeint, damit wird eher der Schmelzpunkt aller Blickrichtrungen umschrieben. Manche Originalität ging von den zerklüfteten Tälern mit den steilen Abhängen aus oder fand dort die nötige Ruhe, sich wirklich und prägnant zu entwickeln. Wenn die Giaccomettis und Giovanni Segantini oder auch Angelika Kaufmann zu den klassischen Künstlern aus Graubünden gehören – so wird die Liste von Günther Förg oder auch Gerhard Richter bis in die aktuellsten Zeiten hinein weitergeführt.

Die Strasse von Alberto Giacometti.

Manche bedeutende Bündner Künstler, zum Beispiel Alberto Giacometti oder Not Vital, sind in die Welt hinausgegangen, oft aber auch wieder reich an Erfahrungen an den Ort ihrer Herkunft zurückgekehrt. Andere, wie Giovanni Segantini, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix, Niklaus Stoecklin, Günther Förg oder Gerhard Richter, wurden von Graubünden geradezu magisch angezogen und haben hier ihre Spuren hinterlassen.


Von der Welt zur Heimat und retour


Zu wissen, dass die Sammlung sich in einer neuen Präsentation zeigen wird, ist mit dem spannenden Dialog von «Welt» und «Heimat» verbunden. Es ist so, als hätten die abgeschiedenen Regionen es schon immer gewusst, dass man ohne eine regionale Identität, also ihre Identität den wirklich grossen Schritt in die globalisierte Welt nicht machen kann. Die Hartnäckigkeit des Regionalen ist zu einem Quell der Sinnfindung avanciert, den es braucht um sich der rauen Globalisierung zu stellen, – ihr etwas entgegenzustellen.


Betrachten wir die Welt wirklich global, so werden wir erkennen müssen, dass nur die regionale Identität uns retten kann von einem identitätslosen Driften durch die Hipes des schnelllebigen Globalen.


Der neue Blick


Vor zwanzig Jahren hatte man die eindrückliche Sammlung eher mit einem Blick nach innen eingerichtet. Heute wird der Blick unter Einschluss der unverzichtbaren «highlights» wie den Werken von Angelika Kauffmann, Ferdinand Hodler, Giovanni Segantini, Giovanni, Augusto und Alberto Giacometti, Ernst Ludwig Kirchner u.a.m. geschärft und unerwartete, aufschlussreiche und spannende Dialoge oder Konfrontationen legen den Blick neu fest. Man hat eher das Gefühl man trete in eine fokussierte Ausstellung. Der Titel «am Nabel der Welt» kann als Versprechen einer grossen Erfahrung genommen werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert