Kunsthaus Bregenz: Jean-Marc Bustamante -beautifuldays-

Das Kunsthaus Bregenz realisiert mit dem renommierten französischen Künstler Jean-Marc Bustamante, 1952 in Toulouse geboren, unter dem Titel »-beautifuldays-« eine langfristig vorbereitete Schau mit einer speziell für Bregenz konzipierten Werkfolge. Nach Daniel Buren und Pierre Huyghe wird nun mit Jean-Marc Bustamante eine dritte herausragende Künstlerpersönlichkeit aus Frankreich im Kunsthaus Bregenz ausstellen. Der Künstler trat in den letzten 20 Jahren durch zahlreiche Museumsausstellungen hervor. Besondere Aufmerksamkeit erreichte sein Beitrag für den französischen Pavillon auf der Biennale 2003 in Venedig. Ab 1987 entwickelte Bustamante Skulpturen, Reliefs und Installationen, die sich demselben Sujet wie seine Fotografien widmen: Landschaften und Orten in einem Zustand des Übergangs.









Das Normale als das Schöne
Die mit einer grossformatigen Fachkamera aufgenommenen Fotos zeigen Landschaften mit zivilisatorischen Eingriffen des Menschen wie Baustellen, Gräben oder Zäune. Seine umfangreiche Serie von Fotografien spanischer Landschaften aus den Jahren 1978 bis 1982 nennt er »Tableaux« (Gemälde), die Wandreliefs »Paysages« (Landschaften), und die mittels Siebdruck auf Plexiglasscheiben übertragenen Zeichnungen sind mit »Panorama« oder »Trophée« betitelt. In Bregenz verzichtet Bustamante erstmalig auf die Präsentation der »Tableaux«, mit denen er bekannt geworden ist, und konzentriert sich auf die neuen Arbeiten aus Metall, Plexiglas, Glas und Farbe.

Über die Arbeit schreibt der Künstler:
»Die Ausstellung ?-beautifuldays-? im Kunsthaus Bregenz erscheint wie eine Quintessenz, eine perspektivische Sicht der Welt und ihrer Umkehrungen. Die schwebenden Arbeiten spielen mit dem Raum des Gebäudes und den Mauern, die ihn begrenzen. Ästhetische Fallen, die auf die psychologischen Rezeptoren des Betrachters wirken. Aber ganz sanft. Die aus dem Material ausgeschnittenen Elemente bilden auch Hindernisse oder Passagen für den verhinderten Blick, der auf der körnigen  Betonoberfläche aufprallt oder auf der farbenfrohen fotografischen Platte, mit Druckfarbe auf Plexiglas, die uns das Licht wie einen köstlichen Schmerz zurückwirft. Paradox der reflektierenden Materialien, des sandgestrahlten Stahls, plexi-sexy durch Transparenz und geschwungene Lichtreflexe. Mentale Bilder, aus vollkommenen Träumen hervorgegangen, Blumen, wilde Tiere, ein Dschungel, aus dem eine strahlende, unbeständige Welt entsteht. Geografien, Konstellationen, in der Horizontalen oder Vertikalen auf den Glaswänden, wo die Sterne funkeln und dahinrasen.«


In einem ausgewogenen Parcours von Wand- und Bodenarbeiten unterstreicht der Künstler die vertikale und horizontale Wahrnehmung, verbindet Skulptur, Relief und Bild sowie Transparenz, Reflexion, Raster und technische Strukturen.

Scharfe Kanten und ausladende Zeichnungen
Im Erdgeschoss treffen die BesucherInnen auf die tischartige, 6 x 6 x 0,85 m grosse Skulptur »Constellation « (2006). Eine quadratische, mit farbiger Tusche bemalte Glasfläche ruht auf einem sparsamen Gerüst aus scharfkantigen Stahlfüssen. Auf der Oberfläche des Glases bilden die Stahlmuttern, die das Verbindungsgewinde der darunter liegenden Stahlsteher aufnehmen, ein unregelmässiges Muster. Transparenz und Farbigkeit des Glases leiten zu zwei grossformatigen farbigen Plexiglasarbeiten an den Wänden, den »Panoramen«, über. Das transparente Plexiglas wird mit speziell entworfenen Metallhalterungen in einem Abstand zur Wand montiert, sodass diese und die von der Zeichnung geworfenen Schatten die Bildwirkung verstärken.



Lava II breitet sich aus und ist so schön wie gefährlich
Im ersten Obergeschoss beherrscht die nahezu 16 x 6 x 0,18 m riesige Bodenarbeit »Lava II« den gesamten Raum. Eine unregelmässige, durch ein Trapez und eine Raute gebildete Fläche aus verzinktem Stahlgitter liegt über orangerotem Plexiglas. Der Blick auf die schimmernde Farbfläche wird zum Grossteil durch das Raster des Metallgitters verzerrt; nur in der Mitte liegt das Plexiglas durch einen unregelmässig ausgeschnittenen Spalt im Gitter offen vor Augen. Beim Umschreiten der Bodenskulptur verändert sich die Ansicht für die BesucherInnen mit jedem Positionswechsel. Im zweiten Obergeschoss werden an den Wänden 19 kleinere farbige Plexiglasarbeiten präsentiert, die je 128 x 107 x 4 cm grossen »Trophées« von 2005. Bei einigen Arbeiten sind über dem Plexiglas Stahlplatten angebracht, deren ausgeschnittene Formen die darunter liegende Fläche des Plexiglases definieren, die durch Siebdruck farbig angelegt ist.



Im dritten Obergeschoss entfalten als Abschluss in grosszügiger Hängung drei grossformatige farbige Plexiglasarbeiten ihre schwebende Wirkung. Jean-Marc Bustamante gelingt mit seiner Ausstellung im Kunsthaus Bregenz eine Inszenierung mit neuen technischen Materialien von grosser Poesie, Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit.









Lichtinstallation
Jean-Marc Bustamante bespielt nicht nur alle vier Stockwerke mit neuen Arbeiten, sondern mit einer gemeinsam mit gilles conan entwickelten Lichtinstallation auch alle vier Seiten der Fassade. Insgesamt 200 Leuchten, 50 pro Seite, in einem Raster im Zwischenraum hinter den vorgelagerten geätzten Glasplatten verteilt, verwandeln die Fassade nachts mit einem sich stets verändernden Leuchtmuster zu einem abstrakten Bild. Die Fassade des Kunsthauses verleiht als leuchtende Fassung der Ausstellung, dem präsentierten Werk einen signifikanten Ausdruck nach aussen.





Billboards von Stefan Sagmeister





Jömmara isch blöd. I söt eappas tua odr?s vergessa.


Der international renommierte Grafiker Stefan Sagmeister, aus Bregenz stammend und in New York lebend, entwickelte für die KUB-Billboards eine neue, überraschende Gestaltung. Eine Wortfolge wird mit hellgrauersilberner Lichtreflexionsfarbe auf einen grell roten Hintergrund gemalt. Die Billboards werden mit dimmbaren Scheinwerfern und einer Steurerung in regelmässigen Abständen angestrahlt, so dass die Schrift aufleuchtet und allmählich wieder verblasst. Das »Jammern« vergeht langsam. Über seine Arbeit »Jömmara isch blöd. I söt eappas tua odr?s vergessa.« schreibt Stefan Sagmeister: »Der Bregenzer Dialekt ist absichtlich ein wenig anglisiert, korrekten Dialekt kann ich nach 15 Jahren in New York leider nicht mehr. Der Spruch ist Teil der Liste in meinem Tagebuch ?20 Dinge, die ich bisher im Leben gelernt habe?. Teile dieser Serie erschienen bisher auf französischen Plakatwänden, amerikanischen Postern im deutschen Fernsehen, in österreichischen Magazinen und in japanischen
Geschäftsberichten. Das Projekt wurde von Andenkenkarten, wie sie früher beim Touristenstand neben dem Bregenzer Milchpilz erhältlich waren, meinem Grossvater, der ein gelernter Schildermaler war, und Jenny Holzer beeinflusst.« (kb/mc/th)

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