Migros-Genossenschaftsrat: Verein Sorgim will das Feld von hinten aufrollen

Sorgim wolle «die formell vorhandene Demokratie in eine funktionierende Unternehmensdemokratie» überführen, wie Exponenten des Vereins am Dienstag an einer Medienkonferenz in Zürich sagten. Konkret geht es darum, dass die Genossenschafterinnen und Genossenschafter im Juni 2008 den Genossenschaftsrat direkt wählen. Bisher war es Usanz, dass bei gleich vielen Kandidaten wie Sitzen der Genossenschaftsrat in stiller Wahl bestellt wurde. Die Wahlen finden alle vier Jahre statt.


Listen mit 520 Kandidatinnen und Kandidaten
Sorgim tritt mit Listen mit 520 Kandidatinnen und Kandidaten für die Genossenschaften Aare, Basel, Luzern, Ostschweiz und Zürich an. Offene Wahlen können dann durchgeführt werden, wenn mindestens ein, im Fall von Aare zwei Prozent der Genossenschafter die Listen von Sorgim unterstützen. Die Unterschriftensammlung ist im Februar lanciert worden. Die Frist endet Ende März 2008.


Vorwürfe an Migros
Sorgim wirft der Migros vor, die Statuten zu missachten; dies etwa beim Verkauf von Alkohol und Tabak in Denner-Filialen. Ein Dorn im Auge ist den Vertretern des Vereins auch der Kauf des Discounters selber. Über den Zukauf müssten ihrer Ansicht nach die Genossenschafter entscheiden können. Ihm gehe es aber nicht um politische oder inhaltliche Fragen, sondern um die Möglichkeit der demokratischen Entscheidung, sagte Sorgim-Präsident Pierro Rappazzo.


Versuch bereits im Jahr 2004
Sorgim hatte bereits bei den Wahlen im Jahr 2004 versucht, eigene Kandidaten in den Genossenschaftsrat zu bringen. Das Unterfangen blieb erfolglos. Der Verein wurde 2003 gegründet und zählt heute nach eigenen Angaben rund 3000 Mitglieder.


Migros gibt sich gelassen
Die Migros lässt sich von den Aktivitäten des Vereins nicht aus der Ruhe bringen. Es sei einem Verein wie Sorgim unbenommen, ihre Kandidaten aufzustellen, sagte Migros-Sprecher Urs Peter Naef auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Das sehen die Statuten vor. Die Migros sei im Übrigen immer wieder Kritik ausgesetzt, sagte Naef. Damit müsse sie leben.


Bilanzmedienkonferenz am Mittwoch
Am Mittwoch findet die Bilanzmedienkonferenz der Migros statt. 2006 hat der Detailhandelsriese einen Umsatzrekord von 20,64 Mrd CHF erzielt. Das Wachstum blieb mit 1,2% aber deutlich hinter dem grössten Konkurrenten Coop zurück. Im Detailhandelsgeschäft legte Migros um 1,8% auf 17,67 Mrd CHF zu, wie die Migros bereits im Januar bekannt gegeben hatte. Darin eingerechnet sind die Migros-Töchter Globus, Ex Libris und Migros, nicht aber Hotelplan, Limmatdruck und die Industriebetriebe. (awp/mc/gh)

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