Reto Hartinger: Inhalte entstehen neu im Kontext, nicht in Tools

An seiner Entwicklertagung hat Google ein neues Projekt «Google Wave» vorgestellt. Die Brüder Jens und Lars Rasmussen, die schon Google Maps erfunden haben, holen nochmals zu einem innovativen Schlag aus. Sie haben sich Gedanken gemacht, wie müsste E-Mail sein, erfände man es heute. Google Wave ist noch nicht verfügbar. Was macht Google Wave einzigartig?


Zukunft der Online-Kommunikation?
Google Wave behält alles, was zu einem vollen Kommunikationszyklus gehört an einem Ort: den Chat und die E-Mails für die Entwicklung der Ideen, die Diskussionen und Dokumente der Strukturierungsphase sowie die endgültigen Dokumente. Alles wird zusammen im Kontext abgelegt, auch wenn es in verschiedenen Tools erstellt wurde. Google nennt diesen Ort eine ‹Wave›. Wer ein Dokument aufruft, hat gleichzeitig seine Entstehungsgeschichte mit allen dazugehörigen Diskussionen. Immer mehr Experten glauben, dass dies die Zukunft von Online-Kommunikation sein wird.


Ähnliches Konzept, fertiges Produkt
Google Wave ist noch nicht verfügbar, sondern erst ein revolutionäres Konzept, an welchem die Entwicklergemeinde weiter arbeiten soll. Aber ist Google Wave so einzigartig? Die Schweizerisch-Indische Firma Colayer hat eine ebensolche Plattform bereits vor knapp zehn Jahren in Angriff genommen. Verkauft wird aus der Schweiz und 40 Software Ingenieure entwickeln Colayer in Indien. Gemanaged wird die Firma aus der Schweiz und Indien. Im Gegensatz zu Google ist Colayer ein fertiges Produkt und hat Kunden, hauptsächlich in Europa. Darunter auch amerikanische Fortune 500 Firmen. Der Anstoss zur Entwicklung von Colayer war ein ähnlicher. Markus Hegi, damals Unternehmensberater bei Deloitte Consulting, war meist auf Reisen. Er arbeitete bei Kunden und nur sehr selten im Büro. Trotzdem musste er immer mit zahlreichen Teams Kontakt halten, Dokumente erstellen und Leute rund um den Globus über seine Fortschritte auf dem Laufenden halten. Ein schwieriges Unterfangen. Nicht überall standen dieselben Kommunikationsmittel zur Verfügung und Informationen mussten mühsam aus E-Mails herausgegrübelt und im Kontext abgelegt werden. Der Überblick bestand nur in seinem Kopf, wenn überhaupt. Das Paradigma von Colayer und Google Wave ist dasselbe: Kommunikation findet an einem einzigen Ort, innerhalb ihres Kontextes und nicht innerhalb von separierten Tools statt. Beim Erstellen der Inhalte wird das Tool aufgerufen, das sich am besten eignet. Im Gegensatz zu Wave kann Colayer den Inhalt auch nach Wichtigkeit und Rolle des Benutzers strukturieren. Hegi dazu: «Informationen haben zahlreiche Dimensionen wie Autor, Zeit, Kontext, Wichtigkeit, Informationsgehalt und Quelle. In Colayer werden alle Benutzer gezielt und personalisiert über die neuen, für sie relevanten Inhalte informiert. Dies geschiet in der richtigen Form, und ohne sie dabei mit Informationen zu überladen». Colayer sieht sich gut aufgestellt, da es, im Gegensatz zu Google, bereits über ein bewährtes Produkt und Kunden verfügt. Colayer sieht den Markteintritt von Google positiv und will auf der Google Welle nun den amerikanischen und asiatischen Markt angehen.



Reto Hartinger
ist ein Pionier in den neuen Medien. Als einer der ersten in der Schweiz hat er eigene CD-ROMs herausgegeben und in der ganzen Welt vertrieben. Er hat weltweit Events im Bereich Multimedia und Digitaler Kunst organisiert und war 5 Jahre Konferenzleiter der iEx Internet Expo, der grössten Konferenz in Europa zum Thema Internet mit 180 Referenten und 15 000 verkauften Seminarsessions. Zusammen mit zwei Partnern hat Hartinger search.ch gross gezogen und der Schweizerischen Post verkauft. Bei search.ch hat er für Marketing und Allianzen verantwortlich gezeichnet. Am SIB, Schweizerisches Institut für Betriebsökonomie, hat Hartinger eine Ausbildung zum Verkaufsleiter und Personalleiter absolviert. Heute ist er auch Präsident der Erfa-Gruppe Internet Briefing, der grössten Gruppierung zu diesem Thema in der Schweiz. Er verfügt über ein grosses Beziehungsnetz und kann Dinge bewegen, die als unmöglich gelten. Seine Spezialität ist das Guerilla Marketing und das Wissen und Können, wie man aus einer Ideen ein florierendes Geschäft macht.

Reto Hartinger ist ein Joint-Venture-Partner von Colayer.

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