Ronald Wildmann, Mitglied Geschäftsleitung Basinvest

von Radovan Milanovic


Basinvest AG legt nicht öffentlich Rechenschaft über das Unternehmen ab. Könnten Sie unseren Lesern trotzdem einige Basisinformationen über Ihre Gesellschaft nennen?


Die Basinvest hat sich als Asset Manager ausschliesslich auf Investitionen in Rohstoffe spezialisiert. Wir investieren in Rohstoffaktien, Rohstoffutures und physisch direkt in Rohstoffe. Unsere Expertise liegt im Bereich der industriell genutzten Metalle, also beispielsweise Kupfer und Nickel, der Edelmetalle, vorab Platin und Palladium sowie aller Rohstoffe, welche in der Stahlindustrie Verwendung finden, zunächst Eisenerz und Kohle aber auch Rohstoffe und Legierungsmetalle wie Mangan, Ferrochrom oder Molybdän und Kobalt. Wir beziehen unsere Expertise von unserem Beratungsstab, das Know How umfasst den Stahlschrottbereich, den Bereich der Primärmetalle, der Edelmetalle und der Edelstahlindustrie. Das Portfoliomanagement befindet sich in Händen von ausgewiesenen Finanzanalysten.


Basinvest AG ist ein unabhängiger Vermögensverwalter. Auf welchem Weg bieten Sie Ihre Produkte an?


Unsere Anlagefonds sind alles Publikumsfonds nach liechtensteinischem Recht mit Vertriebszulassung in Liechtenstein und für den Basic Star auch in der Schweiz. Für zwei der drei Fonds haben wir zudem die volle steuerliche Transparenz in Deutschland. Wir bieten alle Fonds in Schweizer Franken an und hedgen die Fremdwährungen, für den Physical Commodity Fund bieten wir zusätzlich noch eine US Dollartranche an, welche ungehedgt ist. Alle drei Produkte verfügen über tägliche Liquidität. Zu unseren Investoren zählen voran vermögende Privatinvestoren, Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter mit ihren Kunden. Die Investorenbasis befindet sich heute grösstenteils in Zürich, Basel, Liechtenstein und München. Wir managen und vermarkten unsere Produkte selber, Fundsleitung und Depotbank befinden sich in Vaduz.&


Kupfer, als Frühindikator der Wirtschaftsentwicklung machte seinem Ruf alle Ehre, denn bereits Anfang 2009, also lange bevor die Rezession ihren Tiefpunkt erreichte, stieg der Preis der klassischen Industriemetalls, zusammen mit Kupfer Nickel, Zink, Aluminium, Blei, Platin und Palladium bereits wieder an. Da die Rezession Geschichte sein dürfte, sollten die Preise dieser Produkte aufgrund steigender Nachfrage weiter anziehen. Sehen Sie dabei keine Bubble-Entwicklung?nbsp;


Dadurch, dass heute vermehrt Finanzinvestoren Rohstoffe kaufen und verkaufen, erhöht sich die hohe Volatilität weiter, es kommt zu Kursübertreibungen nach oben wie aber auch nach unten. Aluminium ist sicher nicht knapp, aber durch den Einfluss von Finanzinvestoren wird dieses Produkt künstlich verengt. Die Gefahr besteht, dass bei steigenden Zinsen oder Verknappung der Kredite, Bestände plötzlich auf den Markt kommen und ein Überangebot auslösen. In China wird dieser Effekt verstärkt durch die übergrosse Liquidität und die fehlenden Anlagealternativen.


Sie setzen Ihr Augenmerk sehr stark auf Kupfer. Können Sie uns die Gründe dafür nennen?


Der ständig steigende Bedarf nach Kupfer vorab von China kann in den kommenden Jahren – wenn überhaupt – nur mit grosser Mühe gedeckt werden. Die grossen, in sicheren Gegenden wie Nordamerika oder Chile und Mexiko liegenden Minen liefern immer weniger Erträge. Neue Projekte sind teuer, benötigen Zeit und sind beispielsweise im nördlichen Teil von Chile wegen der Knappheit an Wasser schwierig zu realisieren. Die Projekte der Zukunft befinden sich heute in der Mongolei und im Kongo. Können die neuen Kupferminen im Kongo nicht realisiert werden, kommt es im Kupfermarkt zu einer Verknappung und die Preise steigen weiter.


Bei welchen Metallen, abgesehen vom Kupfer, sehen Sie die künftig die grössten Volatilitäten und erfolgreichsten Investitionsmöglichkeiten?&


Wir sind sehr zuversichtlich für Ferrochrom, welches primär in der Edelstahlindustrie Verwendung findet. Auf der Angebotsseite kann die Produktion nicht weiter ausgeweitet werden, in Südafrika besteht eklatanter Strommangel und in Kasachstan kommen in nächster Zeit keine neuen Kapazitäten auf den Markt. Demgegenüber schreitet die Erholung im Edelstahlmarkt weiter voran. Während die Edelstahlindustrie in China auf vollen Touren läuft, werden die völlig entleerten Lager in Europa und Nordamerika wieder gefüllt. Wir erwarten eine Verknappung der Preise im Ferrochrom und einen weiteren Anstieg der Preise.


Führt Ihre starke Konzentration auf Kupfer nicht zu einem Klumpenrisiko Ihrer Direktanlagen?


Wir sind gut diversifiziert, neben Ferrochrom, Kupfer aber auch Palladium und Platin setzen wir beispielsweise auch auf Eisenerz. Die steigende Stahlproduktion in China verbraucht Unmengen an Eisenerz, wir schätzen den Bedarf dieses Jahr auf 950 Mio. Tonnen. Da die Produzenten in Australien und Brasilien ihre Produktion erst in zwei oder drei Jahren deutlich erhöhen, die chinesische Eigenproduktion unwirtschaftlich ist und Indien immer weniger nach China zu liefern gewillt ist, wird Eisenerz knapp bleiben.



«Die grossen Minen der Welt sind teilweise schon seit Jahrzehnten in Produktion und liefern abnehmende Erträge. Die CEOs heute tätiger Bergbaufirmen kaufen lieber den Konkurrenten als in neue Projekte zu investieren.» Roland Wildmann, Mitglied Geschäftsleitung Basinvest AG


Die Chinesen sichern sich die zukünftige Lieferung von Bodenschätzen, indem sie in rohstoffreichen Ländern Afrikas grosse Investitionen tätigen, die sie sich in Rohstoffen zahlen lassen. Wie beurteilen Sie diese Situation? Wird das rohstoffreiche Afrika als Produzent für die restliche Welt wegfallen?


Im Gegensatz zu den im Westen kotierten Unternehmen können chinesische Konzerne ohne moralische und ethische Barrieren in Afrika Geschäfte tätigen, sehr oft zum Leidwesen der Arbeitsbedingungen und dem Umweltschutz. Aber auch für China ist das Geschäftsumfeld in Afrika hart, und die Bemühungen auf diesem Kontinent werden nicht ausreichen, um den Rohstoffhunger zu stillen. Es kann durchaus sein, dass westliche Unternehmen beispielsweise im Kongo von chinesischen Firmen verdrängt werden, ob damit aber schlussendlich mehr Rohstoffe gefördert werden ist fraglich.


Die physische Verfügbarkeit von Industriemetallen ist in Krisenzeiten ein wichtiges Thema. Die meisten Edelmetall-Fonds investieren die Gelder der Fondssparer in verbrieftes Edelmetall. Sind die Edelmetallbestände jedoch verbrieft, ist ein Umtausch in die Basiswerte kaum möglich und wird in den meisten Fällen ausgeschlossen. Sehen Ihre Fonds die Möglichkeit eines Tauschs in den Basiswert vor?


Beim BI Physical Commodity Fund kann der Fonds, nicht aber der Anteilhaber des Fonds, jederzeit den Rohstoff physisch beziehen. Der physische Bezug von an der LME gelagerten Industriemetalle ist tatsächlich ein tägliches Geschäft und innert zwei Tagen durchführbar, natürlich tun wir dass aber nicht sondern belassen die Metalle im Kreislauf der LME.  Dadurch, dass beispielsweise  Kupfer und Aluminium in Lots von je 25 Tonnen gehandelt werden, ist physischer Erwerb im Gegensatz beispielsweise bei Gold aber durch den Anteilhaber des Fonds schlicht nicht möglich.


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Sie bieten Ihren Kunden drei verschiedene Fonds an, nämlich den BI Basic Star Commodity Fund, den BI Physical Commodity Fund und den BI Basic Long Commodity Fund. Können Sie unseren Lesern die Unterschiede dieser Fond aufzeigen?nbsp;


Der BI Basic Star Commodity Fund ist ein long/short Rohstofffunds mit Anlagen im Aktienbereich und in Rohstofffutures, wobei Aktien etwa drei viertel der Investitionen widerspiegeln. Ziel ist eine vergleichbar tiefe Volatilität und eine doppelstellige Rendite. Wir haben in Zeiten sinkender Kurse die Möglichkeit Kasse zu machen oder gar short zu gehen, um das Anlagevermögen zu schützen. Diese Anlageindustrie hat sich ausgezahlt, die deutlich unterdurchschnittlich erlittenen Kursverluste in 2008 konnten ein Jahr später wieder ausgeglichen werden und heute befinden wir uns wieder weniger wie 10% unter dem Kurshöchst, dass heisst praktisch alle unsere Investoren sind wieder im Gewinn. Der BI Basic Long Commodity ist ein Derivat des Basic Star Fund, er verfügt über die gleichen Positionen auf der Long Seite aber über keinen Cashbestand und keine Shorts. Beim Basic Long übernimmt quasi die Basinvest den Investitionsentscheid ob in Rohstoffe investiert zu sein oder Cash zu halten ist, beim Basic Long liegt dieser Entscheid beim Investor. Der Vorteil liegt darin, dass der Investor immer sicher ist, dass seine Quote jederzeit voll in Rohstoffe investiert ist. Der BI Physical Commodity Fund kauft Kupfer, Nickel, Zink, Aluminium, Blei, Palladium und Platin und zwar physisch. Derzeit halten wir über 4500 Tonnen Metall weltweit in Lagerhäusern der LME und über 9000 Unzen Palladium und Platin in Zürich. Wie bieten damit dem Investor einen Schutz gegen Entwertung des Papiergeldes. Dieser Funds ist immer long und voll investiert.



«Mittel, bis langfristig sollte der Investor mindestens die Inflation deutlich schlagen können wobei ein jährliches Renditeziel von 10 bis 15% realistisch erscheint. In guten Jahren dürfen es auch mehr sein.»


Hedgen Sie beim  Basic Star Fund und Basic Long Fund nur die Währungsrisiken zum CHF? Ist das Trading der Fondsbestände Ihrer Fonds Teil Ihrer Investmentstrategie?


Bei Basic Star und Basic Long sind die Bestände an Fremdwährungen gegenüber dem CHF voll gehedgt. Beim Basic Star steuern wir die Nettoinvestitionsquote primär über unsere Shortstrategie. Als overlaying benutzen wir Futures auf den Stoxx Basic Resources Index. Auf der Longseite traden wir die Spitzen der Positionen oder switchen zwischen den Positionen, wenn wir gewisse Aktien oder Rohstoffe als teuer oder billig erachten.


Fonds Ihrer Konkurrenten, aber auch Banken, die für ihre Kunden physisches Edelmetall halten, leihen und beleihen diese weiter, um zu einer ? wenn auch kleinen – Verzinsung der Investitionen auch zur Deckung der Lagerkosten zu gelangen. Ist für Sie das Borrowing und Lending physisch vorhandener Assets Ihrer Fonds ein Thema?


Nein, wir haben diese Möglichkeit explizit ausgeschlossen. Oberstes Ziel besteht es dem Investor in Zeiten einer Papiergeldentwertung grösstmögliche Sicherheiten zu bieten, das Ausleihen von Beständen würde diesem Ziel konträr widersprechen.


Nach welchen Gesichtspunkten basiert Ihre Investitionsstrategie und auf welche mittel- und langfristigen Renditeerwartungen können Ihre Investoren hoffen?


Wir investieren in Aktien und Rohstoffe, welche wir aufgrund von fundamentalen Kriterien als attraktiv erachten. Im Physical Commodity Fund haben wir fünf Kriterien erarbeitet, bei welchen wir beispielsweise Liquiditätsgesichtspunkte, die derzeitigen Lagerbestände im Verhältnis zum täglichen Verbrauch oder aber der Deckungsgrad der heimischen Rohstoffindustrie in China als Argument herbeiziehen. Mittel, bis langfristig sollte der Investor mindestens die Inflation deutlich schlagen können wobei ein jährliches Renditeziel von 10 bis 15% realistisch erscheint. In guten Jahren dürfen es auch mehr sein.


Sehen Sie bei einzelnen Rohstoffen, auch im Hinblick steigender Produktionskosten, als Folge ausgebeuteter Minen, Förder-Peaks, ähnlich dem Erdöl-Peak?


Rohstoffe gibt es genug auf dieser Welt, das Problem liegt viel mehr in den Kosten zu welchen diesen gefördert werden, um den künftigen Verbrauch zu decken. Die grossen Minen der Welt sind teilweise schon seit Jahrzehnten in Produktion und liefern abnehmende Erträge. Die CEOs heute tätiger Bergbaufirmen kaufen lieber den Konkurrenten, als in neue Projekte zu investieren, die Minen bleiben die gleichen, nur der Besitzer wechselt. Damit wird keine zusätzliche Tonnage Rohstoff gefördert. Die neuen Projekte liegen oft in politisch kritischen Regionen oder sind geologisch problematisch oder die Erze weisen tiefe Grades aus. Die Nachfrage nach Rohstoffe wird steigen, da mit China und später vielleicht Indien 2.5 Milliarden neue Konsumenten  auf den Markt treten. Die Zeiten als Rohstoffe zu Schleuderpreisen verkauft wurden sind endgültig vorbei, die Menschen müssen sich damit auseinandersetzen, dass Rohstoffe teurer werden.


Basinvest bietet Investitionen in Gütern an, die nach den Crashs der Börsen in 2007/2008 in Erwartung höherer Inflation und diesbezüglicher Flucht in Sachwerte stark gefragt sind. Sind jedoch Anlagen in Industriemetalle ? wie auch Edelmetalle ? nicht nur Modeerscheinungen?


Ja und Nein, es wird wieder die Zeit kommen, wo Finanzinvestoren zu gleicher Zeit durch die gleiche Tür wollen, aber langfristig sind Investoren in Rohstoffe deutlich unterinvestiert. Der weltweit investierte Bestand in ETFs in Gold beträgt heute 55 Millionen Unzen, zum heutigen Goldpreis entspricht diese einem Gegenwert von 65 Milliarden US Dollar. Im Vergleich dazu, die Marktkapitalisierung von Nestlé beträgt 180 Milliarden Dollar, das ist doch ein Witz! Im Gegensatz zu Nestlé sprechen wir bei Gold von einer Anlagekategorie, dieses Beispiel verdeutlicht, dass noch lange nicht alle Investoren so in Rohstoffe investiert sind, wie in anderen Anlagekategorien. 





Der Gesprächspartner
Ronald Wildmann schloss sein Studium an der Universität, Zürich 1991 als lic. oec. ab. 1993 bis 1996 arbeitete er bei ING Bank (Switzerland), Zürich als Portfolio Manager Private Banking Mandate (AuM CHF 600 Mio.). 1996 bis 1997 war er Portfoliomanager des Global Fixed Income Fonds (AuM CHF 1 Mrd.) bei der Schweizerischen Volksbank.  Daneben, 1996, beendete er seine Studien als dipl. Finanzanalyst und Portfoliomanager, AZEK. 1997 bis 1998 arbeitete er bei der Credit Suisse Private Banking, Zürich als Finanzanalyst Schweizer Aktien (Sell-Side). 2000 bildete sich Wildmann an der IMD Lausanne weiter (Building on Talent) und 2001 bei der Bank Leu (Management DeveLeupment). 1998 bis 2006 wurde Wildmann als Finanzanalyst Schweizer Aktien (Sell-Side) zum Leiter des Swiss Equity Research bei der Bank Leu AG, Zürich ernannt. Seit 2006 ist Wildmann Mitglied der Geschäftsleitung bei Basinvest AG, Zürich.


Das Unternehmen
Die Basinvest AG wurde 2004 als auf Rohstoffanlagen fokussierte Vermögensverwaltungsgesellschaft gegründet. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt in der Betreuung des in der Schweiz und in Liechtenstein zugelassenen Anlagefonds BI Basic Star Commodity Fund, des in Liechtenstein als Investmentunternehmen für übrige Werte zugelassen Anlagefonds BI Physical Commodity Fund und BI Basic Long Commodity Fund.

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