SBB sistiert Abbaupläne in Bellinzona – Streik geht weiter

Bevor Gespräche über Lösungen und Alternativen möglich seien, müsse die SBB auch jene Berichte zu SBB Cargo vorlegen, aufgrund derer der Abbau-Entscheid gefällt worden sei, sagte Pierre-Alain Gentil, Präsident des Schweizerischen Eisenbahnerverbandes SEV, am Montag in Bern vor den Medien. Diese werden vom Bahnunternehmen unter Verschluss gehalten. Laut Gentil müssten zudem die Verantwortlichen für die heutige Situation benannt und die angekündigte neue Strategie vorgestellt werden. Das Bahnunternehmen könne nicht Opfer von 600 Angestellten verlangen und selber so wenig Transparenz bieten. «Es wird keine Diskussion geben, wenn die SBB weiter Verstecken spielt», kündigte der SEV-Präsident an.


Streikkomitee entschlossen
Entschlossen zeigte sich auch der Vertreter des Streikkomitees, nachdem die Belegschaft am Montagmorgen einstimmig die Fortführung des Arbeitskampfs beschlossen hatte. «Wir sind fest entschlossen, den Streik so lange wie nötig fortzusetzen, denn wir glauben, dass unsere Forderungen gerechtfertigt sind», sagte Ivan Cozzaglio. Die Angestellen der Industriewerke hätten bewiesen, dass sie arbeiten könnten und wollten. Aber nun gehe es um ihre Existenz und um den Industriestandort Tessin. Sie hätten darum auch kein Interesse an Sozialplänen, die bloss einige Jahre gültig seien. «Wir wollen die Arbeitsplätze im Tessin für unsere Söhne erhalten», sagte Cozzaglio.


«Friedenspflicht nicht verletzt»
Gewerkschafter widersprachen zudem erneut Vorwürfen der SBB, dass die Streikenden die im Gesamtarbeitsvertrag festgeschriebene Friedenspflicht verletzten. Diese gelte nicht, weil die SBB die Belegschaft vor vollendete Tatsachen gestellt und damit den GAV selber «fundamental» verletzt habe, sagte Paul Rechsteiner, St. Galler Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB). Saverio Lurati von der Unia Tessin sah gar den nationalen Zusammenhalt in Gefahr. Es handle sich nicht um einen Konflikt zwischen Sozialpartnern, sondern um eine «institutionelle Krise zwischen dem Bund und zwei Kantonen». Der Arbeitskampf werde denn auch nicht nur für die Belegschaft in Bellinzona, sondern für alle Bahn-Angestellten geführt. (awp/mc/ps)

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