Schweizer Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal um 2,4 Prozent

Dies teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Dienstag mit. Von AWP befragte Ökonomen haben im Vorfeld auf Vorquartalsbasis Werte von -2,0 bis -0,8% und auf Vorjahresbasis von -2,2% und -1,1% geschätzt. Für Aymo Brunetti, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), kommt der deutliche BIP-Rückgang erwartungsgemäss. Auffallend sei, dass der Rückgang zwar im langjährigen Vergleich in der Schweiz sehr stark sei, aber andere Länder im ersten Quartal noch deutlich stärker getaucht seien.


Schweiz von Krise verzögert getroffen
In der EU etwa schrumpfte das BIP im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 2,5% und im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,6%. Die Schweiz werde von der Krise verzögert, aber voll getroffen, sagte Brunetti. Die Binnenkonjunktur sei noch ein bisschen stabiler als in anderen Ländern. Mittelfristig werde sie sich aber dem Einbruch der Weltkonjunktur nicht entziehen können.


Exporte stark rückläufig
Erwartungsgemässs sehr stark zurück gegangen sind die Exporte. Sie sanken im Vergleich zum Vorquartal um 5,4%. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen verharrten aufgrund eines Spezialeffektes auf dem Niveau des Vorquartals. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte – eine wichtige Stütze der Wirtschaft – stiegen lediglich um 0,1%. Dafür springt nun der Staat in die Bresche: Seine Konsumausgaben erhöhten sich im Vergleich zum Vorquartal um 1,4%. Stabilisierend wirkten sich auch die Ausrüstungsinvestitionen aus, die um geringfügige 0,1% stiegen.


«Konsum hält noch relativ»
«Die Aussenkonjunktur war schlecht. Der Konsum hält noch relativ. Beim Privatkonsum hatten wir immerhin noch ein positives Wachstum», kommentierte Brunetti. Auch die Investitionen seien nicht so stark rückläufig gewesen, wie in anderen Ländern. Insgesamt sei die Binnenkonjunktur noch leicht stabil gewesen. Für Brunetti gibt es viele Argumente dafür, dass der Konsum auch in den nächsten Quartalen nicht einbrechen dürfte. Aber je länger die Rezession dauere und je stärker sie auf den Arbeitsmarkt durchschlage, desto grösser sei die Gefahr, dass der Konsum vor allem im nächsten Jahr Sorgen bereiten werde.


Analysten wenig überrascht  
Die BIP-Zahlen im ersten Quartal sehen laut der Zürcher Kantonalbank (ZKB) wie erwartet sehr düster aus. Der für die Schweiz zuständige ZKB-Ökonom, David Marmet, erklärte auf Anfrage, dass das zweite Quartal vermutlich nochmals negativer ausfallen dürfte als das erste. Im dritten Quartal werde es dann langsam zu einer Abflachung des Rückgangs kommen. Der Einbruch in der Schweiz sei moderater als in anderen Ländern. Als kleine offene Volkswirtschaft sei die Schweiz aber sehr stark vom Ausland abhängig. Wenn der Export nicht wieder anzieht, werde die Schweiz nicht mit einem blauen Auge davon kommen.


Talsohle Ende 2009 erreicht?
Laut Marmet gibt es aber bereits ausländische Vorlaufindikatoren, die dafür sprechen, dass die Schweiz gegen Ende 2009 aus der Rezession herausfinden wird. Vor allem in China gebe es Anzeichen, dass das Land als erstes aus der Rezession herausfinden werde. Dies stimme zuversichtlich, dass die Konjunktur auch in der Schweiz über die Exporte wieder anziehen werde. Die Exporte hätten auch in der Vergangenheit in der Schweiz immer eine Konjunkturwende gebracht, und das dürfte auch dieses Mal so sein, so Marmet.


Konjunkturprognosen: SECO bleibt vorsichtig
Noch offen ist ob, das SECO seine für den 17. Juni angekündigten Konjunkturprognosen nach unten anpassen wird und als Folge davon ein drittes Konjunkturpaket des Bundes lanciert wird. Brunetti sagte dazu lediglich. Er mache keine Prognose über die Prognose. «Ich wäre sehr vorsichtig zu sagen, dass ein Tiefpunkt der Konjunktur schon erreicht ist», so Brunetti. Seit der letzten Prognose sei die Auslandkonjunktur deutlich nach unten korrigiert worden. Andererseits seien gewisse vorlaufende Indikatoren (US-Einkaufsmanagerindex, Konsumtenstimmungsindex, PMI) auf tiefen Niveau nicht weiter gefallen, sagte Brunetti. Die Ausgangslage habe sich insgesamt sicher nicht verbessert. (awp/mc/ps/04)

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