Serono möglicherweise vor Verkauf

Nach Ansicht von Analysten müsste ein Käufer zwischen 15 bis 18 Milliarden Dollar auf den Tisch der Gründerfamilie Bertarelli legen.


Novartis und Pfizer genannt
Als mögliche Käufer wurden der Basler Pharmakonzern Novartis und sein US-Konkurrent Pfizer genannt, der grössste Pharmakonzern der Welt. Der Favorit der Analysten ist jedoch Pfizer. Wie das «Wall Street Journal» am Mittwoch berichtet, fanden in den vergangenen Tagen auch Gespräche mit GlaxoSmithKline und Sanofi-Aventis statt. Sanofi-Aventis haben mit Copaxone, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von 742 Millionen Euro einbrachte, bereits ein Mittel gegen Multiple Sklerose auf dem Markt.


Schering nicht realistisch
Mit Pfizer arbeitet Serono beim Vertrieb des Multiple-Sklerose-Medikaments Rebif auf dem US-Markt zusammen. Ein Zusammengehen mit dem Berliner Pharmakonzern Schering sei aus kartellrechtlichen und Kostengründen nicht realistisch, sagten Analysten. Schering hat mit seinem wichtigsten Medikament, dem Multiple-Sklerose-Produkt Betaferon, ein Konkurrenzprodukt zu Rebif auf dem Markt und kann nach Aussage von Konzernchef Hubertus Erlen für Zukäufe bis zu zwei Milliarden Euro ausgeben, ohne sein Kreditrating «A» zu gefährden.


Börsenkapitalisierung von zwölf Milliarden Dollar
Mit einem Gruppenumsatz von fast 2,5 Milliarden Dollar und einer Börsenkapitalisierung von zwölf Milliarden Dollar ist Serono hauptsächlich auf das umsatz- und wachstumsstarke Rebif angewiesen. Dies ist auch einer der Kritikpunkte von Analystenseite. Das Rebif-Patent sei noch einige Jahre gültig und viele Generika-Unternehmen würden sich schon für den Patentablauf in Position bringen, erklärten Analysten. Rebif spülte Serono 2004 einen Umsatz von 1,090 Milliarden Dollar in die Kasse.


Serono habe zu wenig zu bieten
Für grossse Pharmakonzerne, die auf der Suche nach neuen Medikamenten oder Produkten in der Entwicklung sind, habe Serono zu wenig zu bieten und sei sehr ambitioniert bewertet. «Ein Käufer müsste für Serono wahrscheinlich das 6 oder 7-fache des Umsatzes bieten», sagte Commerzbank-Analystin Claudia Lakatos. Nachdem die US-Firma Biogen Idec ihr Multiple-Sklerose-Medikament Tysabri Anfang 2005 wegen tödlichen Nebenwirkungen freiwillig vom Markt genommen hat, sei Seronos Stellung erstmal gefestigt worden, hiesss es.


Novartis eher an ALTANA interessiert
Novartis dürfte vielmehr an der Pharma-Sparte der Pharma- und Spezialchemiegruppe ALTANA interessiert sein, sagte Karl-Heinz Scheunemann, Analyst beim Bankhaus Metzler. ALTANA habe neben dem bisherigen Kassenschlager, dem milliardenschweren Magen-Darmmedikament Pantoprazol, das Atemwegsmedikament Alvesco und das in der Entwicklung befindliche Daxas gegen Raucherlunge zu bieten. Verzögerungen bei den beiden Atemwegsprodukten und der 2009/2010 bevorstehende Patentablauf für Pantoprazol setzen ALTANA-Chef Nikolaus Schweickart zunehmend unter Druck. Neben der bisher erfolglosen Suche nach eigenen Zukaufsmöglichkeiten in der Pharmasparte soll die Beteiligung eines strategischen Partners für langfristige Stabilität der Sparte sorgen. Auch hier sitzt Goldman Sachs als Beraterbank im Boot.


Gründerfamilie Bertarelli zum Verkauf bereit
Nach Ansicht aus Branchenkreisen ist bei Serono die Gründerfamilie Bertarelli grundsätzlich zum Verkauf bereit. «Die Familie will das Risiko der Medikamentenentwicklung wohl nicht mehr eingehen», sagte ein Branchenkenner. Vorstandsvorsitzender ist der 40-jährige segelbegeisterte Ernesto Bertarelli. Bertarelli hatte 2003 mit seiner Jacht den renommierten America’s Cup gewonnen.


Rückschläge
Doch das Unternehmen musste zuletzt Rückschläge einstecken: Die Entwicklung des Hautkrebs-Medikaments Canvaxin wurde abgebrochen. Der Wirkstoff hatte in einer zulassungsrelevanten Studi e keine bessere Wirksamkeit als ein Scheinmedikament (Placebo) gezeigt. Damit fehlt dem Genfer Biotech-Unternehmen ein neuer potenzieller Umsatztreiber. Negative Schlagzeilen verursachte Serono jüngst in den USA im Zusammenhang mit seinen Verkaufspraktiken beim Wachstumshormon und Aids-Medikament Serostim. Für Straf- und Schadenersatzzahlungen musste die Firma 704 Millionen Dollar zahlen. (awp/mc/gh)

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