Swisscom: Spekulationen über Strategie

Bei dem Anlass am Montag in Zürich sollen Swisscom- Verwaltungsratspräsident Markus Rauh und Konzernchef Jens Alder anwesend sein. Erwartet werden Angaben dazu, wie Swisscom mit dem Verdikt des Bundesrates umgehen will.


Mehrere kleinere Akquisitionen?
Experten gehen davon aus, dass die Swisscom statt eines grossen Deals mehrere kleinere Akquisitionen tätigen will. «Swisscom wird vermutlich zur Kompensation auch mehrere Akquisitionen tätigen wollen», sagte Panagiotis Spiliopoulos, Telekomexperte bei der Bank Vontobel, in einem Interview im «Tages-Anzeiger» vom Samstag. Mehrere Akquisitionen multiplizierten die operativen Risiken. Aber die finanziellen Folgen seien doch überblickbarer geworden, sagte Spiliopoulos.


Bundesrat verhinderte Kauf von Eircom
Der Kauf der irischen Telekomgesellschaft Eircom, der vom Bundesrat verhindert worden war, wäre aus der Sicht von Spiliopoulos nicht sinnvoll gewesen. Eircom sei stark verschuldet und habe einen Marktanteil von 80%. Das bedeute, dass sie – gleich wie die Swisscom – nur noch Marktanteile verlieren könne.


Weg ins Ausland eingeschränkt
Swisscom werde es aus sich heraus schwer haben, Wachstum zu erzielen, sagte Frank Rothauge, Telekomexperte bei der Bank Sal. Oppenheim in einem Interview in der «Finanz und Wirtschaft» vom Samstag. Deshalb bleibe nur der Weg ins Ausland, und der scheine zumindest sehr deutlich eingeschränkt zu sein. Ein fast gänzliches Verbot von Auslandengagements sei kaum im Interesse der Swisscom-Investoren, sagte Rothauge. Es sei schade, dass von staatlicher Seite ein so dogmatischer Eingriff geschehen sei.


«Eine ziemliche dumme Geschichte«
Im Endeffekt sei es eine ziemlich dumme Geschichte: Die Schweizer Regierung habe vor einem Verkauf erst einmal den Wert ihrer Beteiligung eingeschränkt. Das laufe der Absicht völlig zuwider, im Sinne des Steuerzahlers einen höheren Preis zu erzielen, und sei eine «sehr seltsame Vorgehensweise». «Das erinnert schon bis zu einem gewissen Grad an die Swissair», sagt Ökonom Rudolf Volkart in einem Interview in der «SonntagsZeitung» zu den Absichten der Swisscom, im Ausland Unternehmen zuzukaufen. Auch im Management gebe es nicht ausreichend Leute, die grosse Auslandbeteiligungen vollbringen könnten. Wenn man mit überschüssigem Geld eine Auslandakquisition tätigen wolle, die strategisch nicht überzeugte, sei das abenteuerlich, sagte der Uni-Professor.


«Reines Spiel mit der Bilanz»
Ein Unternehmen, das wie die Swissair zu zwei Dritteln dem Bund gehöre, sollte doch erklären können, wo der strategische Vorteil liege, wenn man in Irland oder Dänemark investiere. Wenn es diesen Vorteil nicht gebe, handle es sich um ein reines Spiel mit der Bilanz. (awp/mc/gh)

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