US-Notenbank senkt Leitzins wie erwartet um 0,50 Punkte auf 3,00 Prozent

Der Zielsatz für Tagesgeld werde um 0,50 Prozentpunkte auf 3,00 Prozent reduziert, teilte die Federal Reserve (Fed) nach einer zweitägigen Sitzung in Washington mit. Die von Thomson Financial News befragten Ökonomen hatten dies vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise und der Sorge vor einer US-Rezession zumeist erwartet. Seit Sommer 2007 haben die Währungshüter den Leitzins in fünf Schritten um 2,25 Punkte gesenkt. In der vergangenen Woche hatten die Währungshüter dabei ihre Gangart beschleunigt und überraschend zwischen ihren regulären Sitzungen den Zins um 0,75 Punkte gesenkt. Dies war der heftigste Einschnitt seit fast einem Vierteljahrhundert.


Diskontsatz sinkt ebenfalls um 0,50 Prozentpunkte
Ebenfalls gesenkt hat die Federal Reserve den weniger bedeutsamen Diskontsatz, zu dem sich die Geschäftsbanken direkt bei der Notenbank refinanzieren können. Der Diskontsatz sinkt ebenfalls um 0,50 Punkte auf nunmehr 3,50 Prozent.


Angesichts weiterhin bestehender Abwärtsrisiken für das US-Wachstum werde die Notenbank die Entwicklungen auf den Finanzmärkten und in anderen Bereichen beobachten. Die Fed werde, falls geboten, rechtzeitig handeln. Die Finanzmärkte stünden unter beträchtlichem Stress. Darüber hinaus hätten sich die Kreditbedingungen verschärft.


Zinssenkung soll Risiken für Wirtschaft lindern
Die Zinsenkungen sollten dazu beitragen, dass das Wachstum moderat bleibe und die Risiken für die Wirtschaft lindern. Allerdings bestünden Abwärtsrisiken fort. Jüngste Daten sprächen darüber hinaus für eine Vertiefung des Abwärtstrends am Häusermarkt und eine gewisse Abschwächung am US-Arbeitsmarkt. Die US-Inflation wird sich nach Einschätzung der Fed in den kommenden Quartalen moderat abschwächen. Gleichwohl sei eine sorgsame Beobachtung der Inflationsentwicklung geboten.


US-Wirtschaft im letzten Quartal 2007 stark abgekühlt
Unmittelbar vor der Zinssenkung offenbarten neue Konjunkturdaten eine deutliche Abkühlung der US-Wirtschaft. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben des US-Handelsministeriums im vierten Quartal 2007 mit einer hochgerechneten Jahresrate von 0,6 Prozent. Ökonomen hatten ein doppelt so kräftiges Wachstum erwartet. Im dritten Quartal lag das Wachstum noch bei kräftigen 4,9 Prozent. Während sich wegen der Kreditkrise die Wachstumsaussichten deutlich eingetrübt haben, besteht der Inflationsdruck fort.


Rezession – ja oder nein?
Ob die USA aber tatsächlich in eine Rezession abgleiten wird, ist unter Ökonomen derzeit noch umstritten. So sieht zum Beispiel der Internationale Währungsfonds (IWF) die USA zwar wegen der Immobilienkrise am Beginn einer Zeit mit einem schwachen Wachstum. Ein Abgleiten in eine Rezession sei aber nicht erkennbar. Vor diesem Hintergrund wurde bereits die ausserplanmässige Zinssenkung vor gut einer Woche von Ökonomen zum Teil stark kritisiert. Der Tenor: Die US-Notenbank mache sich zum Knecht der Märkte.


Bereits die Zinssenkung der Notenbank vor gut einer Woche war nicht einhellig getroffen worden. Gegen eine Zinssenkung hatte das Ausschussmitglied William Poole gestimmt. Der Präsident der regionalen Notenbank von St. Louis war damals der Überzeugung, dass eine schnelle Zinssenkung vor der regulären Sitzung des geldpolitischen Ausschusses nicht nötig sei. (awp/mc/pg)

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