Walter Steuri, CEO der Jungfraubahn Holding: «Die Probleme der globalen Klimaerwärmung nehmen wir sehr ernst. Tiefer gelegene Skigebiete werden nachhaltige Probleme bekommen.»

Walter Steuri, CEO der Jungfraubahn Holding: «Die Probleme der globalen Klimaerwärmung nehmen wir sehr ernst. Tiefer gelegene Skigebiete werden nachhaltige Probleme bekommen.»

Von Alexander Saheb


 


Moneycab: Sie haben ein Rekordjahr hinter sich. Was erwarten Sie vom laufenden Geschäftsjahr?


Walter Streuli: Der internationale Tourismusmarkt befindet sich in einer ausgezeichneten Verfassung. Im Ausflugsverkehr bestehen grosse Chancen, dass sich der Erfolg des Vorjahres fortsetzt. Die ersten Monate des Jahres waren viel versprechend, wenn wir einmal vom unbefriedigenden Wintersport absehen.



«In den ersten 3 Monaten des Jahres haben wir bei den Jungfraujochbesuchern jeweils einen absoluten Rekord erzielt.» Walter Steuri, CEO der Jungfraubahn Holding



Wie hat sich denn Ihr Geschäft im ersten Quartal entwickelt?


In den ersten 3 Monaten des Jahres haben wir bei den Jungfraujochbesuchern jeweils einen absoluten Rekord erzielt. Die Steigerung um rund einen Viertel ist sehr hoch, muss aber insofern relativiert werden, dass in diesem Zeitabschnitt nur etwa 10 % der Jahresfrequenzen verzeichnet werden. In der Hauptreisezeit sind solche Steigerungen nicht mehr möglich. Einen Rückschlag mussten wir beim Wintersportumsatz hinnehmen. Dieser liegt um 16 % unter dem Vorjahreswinter.


 


Welchen Einfluss hat das ausserordentlich gute Aprilwetter für Sie gehabt?


Der schöne April hat uns viele zufriedene Frühlingsskifahrer gebracht. Ein versöhnlicher Abschluss der Wintersaison, mehr nicht. Beim Ausflug Jungfraujoch wurden die sich auf Europatour befindenden internationalen Gäste durch Kurzentschlossene ergänzt, die sich vom schönen Wetter inspirieren liessen.


 


Glauben sie dass sie jetzt dauerhaft mehr als 600.000 Besucher auf dem Jungfraujoch haben werden?


Früher war die Grenze von 500’000 Besuchern unser Traumziel. Heute liegt die Messlatte höher. Bei guter Weltwirtschaftslage ohne grössere Krisenherde wollen wir auch längerfristig die 600’000-Grenze überschreiten.


Wo liegt eigentlich die Grenze ihrer Transportkapazitäten auf dieser Strecke?


Die Jahrestransportkapazität liegt bei 1,5 Mio. Besuchern. Diese Zahl ist jedoch theoretischer Natur, weil dies voraussetzen würde, dass während 12 Monaten im Jahr Spitzenverkehr herrschen würde.


 


Der vergangene Winter war vergleichsweise warm, und ihnen fehlten Gäste. Wie wichtig nehmen Sie die Diskussion um den globalen Klimawandel und erwarten Sie von dort oder anderswo mittelfristig oder langfristig ein Risiko für das Wintergeschäft?


Die Probleme der globalen Klimaerwärmung nehmen wir sehr ernst. Tiefer gelegene Skigebiete werden nachhaltige Probleme bekommen. Dies ist ein Nachteil für die ganze Branche. Eine wissenschaftliche Studie über das Berner Oberland zeigt, dass unser Skigebiet diesbezüglich nicht direkt gefährdet ist, weil die Skianlagen deutlich über 1500 Metern liegen.


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Welche Alternativen bauen Sie sich zum Wintersportgeschäft auf?


Vom gesamten Verkehrsertrag erwirtschaften wir nur 25 % im Schneesportbereich. Wir sind hier also viel weniger einseitig ausgerichtet als viele andere Bergbahnen. Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Geschäftsfeld Wintersport auch noch in 50 Jahren erfolgreich betreiben werden. Der schon heute feststellbare Trend zum Schlitteln, zu anderen Funsportgeräten und vor allem zum Winterwandern wird sich noch verstärken. Die einzigartige Berglandschaft mit ihren unzähligen Möglichkeiten und die frische Bergluft ist ganz besonders auch im Winter eine hervorragende Alternative zum Leben in den nebelverhangenen Grossagglomerationen.


 


Der Gruppenreiseverkehr wächst stark. Bieten Sie Gruppen auch spezielle andere Angebote rund um die Reise an?


Unsere Kernkompetenz ist der Personentransport. Diesen versuchen wir ständig zu verbessern. Sowohl für den Einzelreisenden als auch für die Gruppen versuchen wir das Bergerlebnis aufzuwerten. Dies betrifft insbesondere auch unsere Erlebnisberge wie First, Kleine Scheidegg, Winteregg und Harder. Shopping, Funangebote und populärwissenschaftliche Ausstellungen gehören ebenso dazu, wie verschiedene Events. Im Unterkunftsbereich sind wir bewusst nur im Low-budget-Bereich tätig.



«Das hohe Eigenkapital steht im Zusammenhang mit der hohen Anlageintensität unseres Unternehmens. Es verschafft uns auch eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber den Banken.»



Sie haben ihr EBIT-Margenziel von 15 Prozent in den vergangenen Jahren stets übertreffen können. Ist es nicht an der Zeit die Messlatte höher zu setzen?


In den letzten Jahren konnten wir die EBIT-Marge tatsächlich kontinuierlich steigern. Wir sind stolz, dass ihre Frage heute tatsächlich berechtigt ist.


Ihre Aktien notieren derzeit unter dem Buchwert. Was können Sie dagegen tun?


Vor 3 Jahren lag der Aktienkurs auf 47 % des Eigenkapitals. Heute macht er rund 80 % des Buchwertes aus. Die Differenz wurde also durch die Aktienkursentwicklung stark verkleinert. Das hohe Eigenkapital steht im Zusammenhang mit der hohen Anlageintensität unseres Unternehmens. Es verschafft uns auch eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber den Banken. Viel wichtiger als das Verhältnis zum Buchwert scheint mir das Kurs-/Gewinnverhältnis zu sein. Dieses lag Ende Jahr bei 13,9.


 


Was spricht für eine Investition in ihre Aktie?


Die Aktie hat sich in den letzten Jahren durch eine stabile Entwicklung und eine angemessene Dividendenrendite ausgezeichnet. Unser Unternehmen und sein Umfeld sind für die Investoren überschaubar. Der Titel wird von den Finanzexperten als Value-Stock bezeichnet.


 


Was gefällt ihnen bei Ihrer Arbeit als CEO am besten?


Der Umgang mit interessanten Menschen und die Genugtuung mit unserer Unternehmensleistung vielen Leuten Freude zu bereiten.







 


Der Gesprächspartner:
Walter Steuri wurde 1945 geboren. Nach dem Besuch der Primar- und Sekundarschule in Grindelwald schloss sich die
Kaufmännische Berufsschule in Interlaken an. Steuri startete mit einer Banklehre bei der Berner Kantonalbank ins Berufsleben. Danach war er weitere vier Jahre bei diesem Institut tätig und bildete sich berufsbegleitend  zum eidg. dipl. Buchhalter/Controller weiter.  Danach arbeitete er für die Neutra Treuhand AG in Bern wo er bis zum Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft aufstieg. 1975 fing er als Finanzchef bei den Jungfraubahnen an. Und wurde 1993 stellvertretender Direktor. Seit Januar 1994 ist Steuri Vorsitzender der Geschäftsleitung der Jungfraubahnen und Verwaltungsratspräsident verschiedener Konzerngesellschaften. Steuri ist verheiratet und hat 4 erwachsene Kinder. In der Freizeit geht er Skifahren, Bergwandern und reist gerne.


 


Das Unternehmen:

Die Jungfraubahn Holding AG umfasst diverse Tochtergesellschaften. Die wichtigsten sind die Jungfraubahn AG und die Wengernalpbahn AG. Die Haupttätigkeit der Gruppe ist der Betrieb von Ausflugsbahnen und Wintersportanlagen in der «Eiger Mönch & Jungfrau Region» sowie die Vermarktung des Erlebnisses «Jungfraujoch – Top of Europe», der Reise zum 3454 Meter über dem Meer gelegenen Jungfraujoch. Die Holding ist an der SWX kotiert. Für die Jungfraubahn Holding AG steht die Rentabilität vor dem Umsatz. Mit ihren Gewinnen sichert sie das langfristige Weiterbestehen der Unternehmensgruppe und ist zudem bestrebt, die Kapitalgeber angemessen zu entschädigen. Ende 2006 wurden 649 Personen beschäftigt.

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