Wie reformwillig sind die Golfstaaten?

von Gérard Al-Fil
Gerade hat Dubais Regierung am Sonntag eine neue Aufsichtsbehörde für Unternehmen ins Leben gerufen. Der Grund: die «laissez-faire»-Politik, also das Überlassen des freien Spiels unternehmerischer Kräfte hat während der Boom-Jahre zu einer losen Kreditpolitik bei den Banken und vermehrt zu illegalen Aktivitäten in der Privatwirtschaft geführt. Dem soll das geplante «Joint Commercial Control and Protection Establishment» in Zukunft Einhalt gebieten.

 
«Reform-Pipeline stockt»
Doch die Massnahmen gehen vielen Protagonisten am Golf nicht weit genug. So bemängelt Tarak Fadlallah, Board Director der Nomura Investment Bank in Riad, Saudiarabien, die Finanz- und Wirtschaftskrise habe in den Ölstaaten das Reformtempo im Hinblick auf die staatliche Kontrolle, die Transparenz und Diversifizierung der Wirtschaft nicht erhöht. «Zwar fielen in den meisten Golfstaaten in den letzten Jahren die staatlichen Telekom-Monopele», sagt Fadlallah. «Doch in den Bereichen Handwerk und Vertrieb gibt es noch zu wenig Wettbewerb.» Fadlallah fordert zudem staatliche Anreize, damit die Banken mehr Hedge Fonds und Derivate emittieren könnten, Produkte, die in der westlichen Welt für die Finanzkrise mitverantwortlich gemacht werden.
 
Zu wenig Transparenz beklagt
Dr. Nasser Saidi, Chefökonom des Leitungsgremiums in Dubais Finanzzentrum DIFC fordert mehr Transparenz in den Unternehmen. «Die Golfregion will die Rolle das Drehkreuzes zwischen Europa und Ostasien einnehmen. Ausländische Investitionen und niedrige Kapitalkosten sind langfristig nur garantiert, wenn die Unternehmen mit offenen Karten spielen.» Ein schwieriges Unterfangen in einer Region, in der neun Zehntel der Privatunternehmen Familien gehören. Ein Drittel der börsengelisteten Firmen am Golf puplizieren laut Dr. Saidi keinen englischsprachigen Jahresabschluss, 19 Prozent verzichten gar auf eine Webseite. Nur 36 Prozent der Unternehmen geben Auskunft über die Qualifikation und Erfahrung ihrer Vorstände. Erst eine Aktiengesellschaft, der Mischkonzern Savola in Saudiarabien, veröffentlicht die Gehälter von Vorstand und Verwaltungsrat.
 
Doch es gibt Licht am Horizont. Das von Dr. Saidi im DIFC gegründete Institut für Corporate Governance «Hawkamah» berät seit einigen Jahren Firmen, wie sie die Öffentlichkeitsarbeit verbessern und Interessenkonflikte in ihren Gremien vermeiden können.

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