Yacov Geva, VR-Präsident und CEO von Card Guard

Von Alexander Saheb


Moneycab: Die Monitoring Services konnten im dritten Quartal eine Umsatzzunahme um 4,4 Prozent verzeichnen. Wie gross schätzen Sie den Markt für diese Dienstleistungen ein und welchen Anteil möchten Sie erreichen?


Yacov Geva: Für Card Guard ist im Monitoring-Geschäft insbesondere der US-Markt von grossem Interesse. Im Monitoring-Geschäft überwachen wir mit unseren Geräten lebenswichtige Körperfunktionen etwa von Patienten, die so in ihrer gewohnten Umgebung zuhause genesen können und den Spitalaufenthalt so verkürzen können. In diesem Markt ist Card Guard in den USA der grösste unabhängige Anbieter. So schätzen wir, dass wir im US-Markt für die Überwachung von Herzfunktionen einen Anteil von 19 Prozent besitzen. Die Spitäler selber sind im Monitoring-Bereich die grössten Spieler. Die auf Monitoring-Services spezialisierte Card Guard-Tochtergesellschaft LifeWatch ist aber mit gegen 50 Mio. Dollar Umsatz der grösste Independent Monitoring Service Provider. Das Gesamtvolumen des Marktes kann auf 1,6 Mrd. Dollar beziffert werden.



«Der Verkauf von Systemen und Technologieprodukten ist deshalb rückläufig, weil Card Guard sein neues Spitzenprodukt ACT nicht an Dritte, sondern nur als Intercompany-Verkäufe an Lifewatch vertreibt.» Yacov Geva, VR-Präsident und CEO von Card Guard


Im Gegenzug waren die Umsätze aus dem Verkauf von Systemen und Technologieprodukten deutlich rückläufig. Weshalb?


Diese Schlussfolgerung ist so nicht ganz zutreffend. Der Verkauf von Systemen und Technologieprodukten ist deshalb rückläufig, weil Card Guard sein neues Spitzenprodukt ACT nicht an Dritte, sondern nur als Intercompany-Verkäufe an Lifewatch vertreibt. Andere Firmen erhalten keine Zuteilung.


Was muss man sich unter ACT vorstellen?


ACT steht für Ambulatory Cardiac Telemetry; die neuen CG-6108 ACT sind drahtlose, tragbare Telemetrie-Geräte zur Überprüfung von Herzfunktionen. Das mit einen kleinen Sensor und einer Mobiltelefonverbindung ausgestattete System überwacht ohne dass der Patient aktiv werden muss die Herztätigkeit, analysiert und entdeckt Herzrhythmusstörungen, die dann auch wiederum automatisch an LifeWatch zur Analyse übersandt werden.


Sie haben Ende Q2 ein Kostensenkungsprogramm gestartet, das jährlich mehr als 6 Mio. Dollar sparen soll. Welcher Nutzen ist bereits jetzt absehbar? Werden Sie das Ziel erreichen?


Das Kostensenkungsprogramm wurde vor allem im dritten Quartal 2007 durchgeführt und kann mittlerweile grossteils als abgeschlossen gelten. Mit diesem Programm verbunden war in erster Linie eine erneute klare Ausrichtung der gesamten Organisation und des Managements auf das Kerngeschäft. Strukturen, die im Zusammenhang mit dem vorher geplanten IPO von LifeWatch aufgebaut worden waren, wurden zurückgefahren. Darüber hinaus umfasst das Programm  Einsparungen in allen Bereichen:  wie zum Beispiel gewisse Salärkürzungen, die Reduzierung von Reise- und Unterhaltskosten, sowie die Verschlankung der Organisation und den Abbau überzähliger Mitarbeiter. Die erreichten wir zum Beispiel mit der Verlagerung auch der letzten  Produktionsabteilungen aus den USA an einen einzigen Standort in Israel.


Bei welchen Prozessen/Vorgängen zeigt sich derzeit das grösste Sparpotenzial?


Das grösste Potenzial kann wohl in den Einsparungen für den abgesagten Börsengang und die daraus resultierenden Nachfolgekosten realisiert werden. Generell hat das Management entschieden, alle zukünftig anfallenden Projektkosten zu glätten.


Das IPO von LifeWatch ist im Juni ausgesetzt worden. Welche Faktoren haben zu dieser Entscheidung geführt, nachdem die Planung schon rund 7 Mio. Dollar gekostet hatte?


Es ist richtig, dass die Vorbereitungen deutlich mehr Mittel in Anspruch nahmen als ursprünglich angenommen; dies war sicher ein wichtiger Beweggrund für den Verwaltungsrat, dieses Projekt zu stoppen. Mehr kann ich dazu nicht sagen; wir werden gegebenenfalls im Geschäftsbericht auf diesen Punkt zurückkommen.


Mittlerweile hat LifeWatch die Verkaufsorganisation auf die ganzen USA ausgedehnt, es läuft also offenbar doch recht gut. Kommen Sie bei Gelegenheit wieder auf ein IPO zurück?


Das ist kein Thema mehr.


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Der Neunmonatsbericht zeigt eine Wertberichtigung auf immaterielle Vermögenswerte in Höhe von 3,8 Mio. Dollar. Weshalb ist das notwendig geworden und welche Vermögenswerte sind betroffen?


Die Wertberichtigung musste aufgrund von Umatzrückgängen im zweiten Quartal auf dem Goodwill von Instromedix vorgenommen werden. Wichtig scheint mir in diesem Zusammenhang aber der Hinweis, dass sämtlicher Goodwill bei LifeWatch – nicht zuletzt dank der erfolgreichen Markteinführung von ACT – absolut werthaltig ist.



«Wir sind der Auffassung, dass die Grösse der Gesellschaft und der hohe Aktienanteil von mir als Unternehmensgründer die Doppelfunktion als VR-Präsident und CEO rechtfertigen.»


Das laufende Jahr wird mit tiefroten Zahlen abschliessen. Welche Prioritäten setzen Sie sich für 2008?


Für uns gibt es für 2008 nur eine Priorität: Das Comeback von CardGuard. Und wir werden zurückkommen. Das zeigen zum Beispiel die steigenden Auslieferungen von ACT.


Doppelmandatsträger, die sowohl VR-Präsident wie auch CEO sind, stellen in der Schweizer Öffentlichkeit schon länger einen Stein des Anstosses dar. Sind die Vorteile für Card Guard tatsächlich so gross?


Diese Einstellung ist uns selbstverständlich bekannt. Aber wir sind der Auffassung, dass die Grösse der Gesellschaft und der hohe Aktienanteil von mir als Unternehmensgründer diese Doppelfunktion rechtfertigen. Der Verwaltungsrat besteht sonst ausschliesslich aus nicht exekutiven Mitgliedern.


In den vergangenen 12 Monaten hat sich der Aktienkurs der Gesellschaft nahezu halbiert. Was raten Sie den vielen kleinen Aktionären der Gesellschaft?


Eigentlich kommentieren wir den Aktienkurs nicht. Wir sind von unseren Erfolgsmöglichkeiten uneingeschränkt überzeugt. Unsere Kernbotschaft lautet deshalb: Unbedingt kaufen! Das habe ich auch selber getan.


In jüngster Zeit haben drei neue Investoren meldepflichtige Beteiligungen an Card Guard übernommen. Mit welchen Argumenten haben Sie für das Investment geworben?


Alle drei Investoren sind vom Potenzial von Card Guard überzeugt. Sie sehen das Potenzial der Gesellschaft und lassen sich durch die misslichen Umstände im letzten Jahr nicht irritieren. Zum Teil hat die Offenlegung auch nur mit den neuen Grenzwerten zu tun, die an der SWX Swiss Exchange gelten und nicht mit aktiven Veränderungen in den Portefeuilles. Wie schon gesagt, ich persönlich habe aber meinen Anteil erhöht.




Der Gesprächspartner
Yacov Geva  ist Verwaltungsratspräsident und Chief Executive Officer der Card Guard AG. Er arbeitete von 1979 bis 1989 als Chief Mechanical Engineer bei Vishay Israel, einer Tochtergesellschaft von Vishay Intertechnology, USA. Bei Koor Industries Group war er von 1976-1979 als Spezialprojektmanager für elektronische Kommunikationsprojekte tätig. Yacov Geva schloss seine Studien am Technion-Israeli Institute of Technology ab und ist B.Sc. in Mechanical and Nuclear Engineering.


Das Unternehmen
Die Card Guard AG mit Hauptsitz in der Schweiz ist ein Anbieter von Medizintechnik und -lösungen mit Schwerpunkt auf modernen Telemedizinsystemen und Überwachungsdiensten für Risikopatienten, chronisch Kranke, Stresspatienten sowie normale Verbraucher von Gesundheitsprodukten. Das Unternehmen verfügt über hundertprozentige Tochterunternehmen in den USA, den Niederlanden, Japan und Brasilien sowie ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Israel. Die Card Guard AG beschäftigt derzeit weltweit etwa 380 Mitarbeiter und ist an der Schweizer Börse SWX kotiert.

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