BKW fühlt sich gegen Verwerfungen am Energiemarkt gewappnet

BKW fühlt sich gegen Verwerfungen am Energiemarkt gewappnet
BKW-Hauptsitz in Bern. (Bild: BKW)

Bern – Der Energiekonzern BKW behauptet sich trotz der Turbulenzen an den Energiemärkten gut. Dabei hilft auch die breitere Aufstellung als bei anderen reinen Stromproduzenten. Für das laufende Jahr rechnet die Gesellschaft trotz der Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg mit einem deutlich höheren Ergebnis.

Der Umsatz des Berner Stromversorgers legte 2021 kräftig zu: Die Gesamtleistung stieg um 15 Prozent auf 3,6 Milliarden Franken. Sowohl das Energie- als auch das Dienstleistungsgeschäft legten zu und trugen mittlerweile mit je rund 1,5 Milliarden zu gleichen Teilen zum Konzernumsatz bei. Das staatlich regulierte Netzgeschäft leistete zudem wie schon in den vergangenen Jahren einen stabilen Umsatzbeitrag.

Wie bereits bekannt, wurde das Ergebnis allerdings durch die länger als geplant ausgefallene Grossrevision des Kernkraftwerks Leibstadt belastet. Das Betriebsergebnis (EBIT) ging auf 395 Millionen Franken zurück (-17%) und unter dem Strich blieb ein tieferer Reingewinn von 327 Millionen (-6%).

Ausfälle können schnell ins Geld gehen
Der leistungsstärkste Atommeiler der Schweiz, an dem die BKW mit 14,5 Prozent beteiligt ist, war ganze fünf Monate lang in Revision und damit einen Monat länger als ursprünglich geplant. Der ungeplante Produktionsausfall fiel zudem ausgerechnet in einen Zeitraum mit sehr hohen Strompreisen. Die BKW musste für die Ersatzenergie daher teils bis zu 300 Euro pro Megawattstunde zahlen.

Das Energiegeschäft sei ein Risikogeschäft, daran lasse sich nicht rütteln, verdeutlichte BKW-Chefin Suzanne Thoma am Dienstag an einer Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Im Zuge der Verwerfungen an den Energiemärkten insbesondere um die Jahreswende hätte sich aber gezeigt, dass die BKW dem gewachsen sei. Zum einen habe das Risikomanagement funktioniert, zum anderen helfe die breite Aufstellung mit den drei Säulen Energie, Netze und Dienstleistungen.

Mit dem höheren Liquiditätsbedarf könne man derweil umgehen, sagte Thoma weiter. Selbst wenn der Strompreis noch stärker ansteigen sollte, wäre die BKW in der Lage, die nötige Liquidität zu stemmen. Stromproduzenten müssen an den Energiebörsen höhere Sicherheiten hinterlegen, wenn die Preise steigen.

Zusätzlicher Kredit
Gut 300 Millionen Franken waren Ende 2021 als Sicherheiten hinterlegt, wie CFO Ronald Trächsel sagte. Die BKW verfügte zudem über eine Liquidität von etwa 1 Milliarde Franken. Um für weitere Turbulenzen gewappnet zu sein, sei ein zusätzlicher Kredit aufgenommen worden.

Mögliche negative Auswirkungen auf die globale Wirtschaft durch den Krieg in der Ukraine könnten derweil indirekt besonders das Dienstleistungsgeschäft treffen. Dennoch rechnet die BKW für das laufende Jahr mit einem EBIT in der Grössenordnung von 460 bis 500 Millionen Franken. Bis 2026 soll der EBIT gar auf über 700 Millionen ansteigen bei einem Umsatz von mindestens 4,5 Milliarden.

Noch kein neuer CEO bestimmt
Nicht zuletzt das Dienstleistungsgeschäft soll weiter wachsen und gleichzeitig profitabler werden. Aber auch der Energiebereich soll weiter ausgebaut werden. So wurden etwa erst vergangene Woche sechs Windparks in Frankreich mit einer installierten Leistung von über 100 Megawatt erworben.

Auch die hohen Strompreise wirken sich in den nächsten Jahren positiv auf den Umsatz aus. Etwa 60 Prozent der Produktion verkauft die BKW drei Jahre im Voraus.

Die langjährige Chefin wird diese Wachstumsstrategie allerdings nicht mehr mit tragen. Sie wird das Unternehmen demnächst verlassen, wenn ein Nachfolger bestimmt ist. Am 6. April – also in rund drei Wochen – soll Thoma zur Präsidentin des Industriekonzerns Sulzer gewählt werden.(awp/mc/ps)

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