MEM-Industrien sehen düster in Zukunft

MEM-Industrien sehen düster in Zukunft
(Foto: Swissmem)

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Zürich – Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) beurteilt ihre Aussichten negativ. Schuld sind der starke Franken, die volatile Wirtschaftsentwicklung sowie die neue Konkurrenz einerseits von aufstrebenden Märkten aber auch von Branchenfremden. Gefährdet ist deswegen der Schweizer Werkplatz aber nicht, kommt eine vom BAK Basel und dem Beratungsunternehmen Deloitte durchgeführte Umfrage zum Schluss.

Gemäss dieser Umfrage beurteilen 89% der befragten 393 MEM-Unternehmen die Aussichten für ihre Industrie in den nächsten zwölf Monaten negativ. Die Frankenstärke, der starke Wettbewerb und die volatile globale Wirtschaft würden viele MEM-Unternehmen zu weiteren betrieblichen Anpassungen zwingen, um die Margeneinbussen aufzufangen. Dabei gewinne der Einkauf in der Eurozone stark an Bedeutung. 77% der Befragten tun dies bereits. Je 70% der Befragten haben zu Effizienzsteigerungen und zu rigorosem Produktkostenmanagement gegriffen. 69% haben Preissenkungen umgesetzt.

Investitionsfähigkeit gefährdet
Bedeutend ist auch die Forcierung der Innovation (63%) und die Bezahlung in Euro bei Einkäufen in der Schweiz (40%). Praktisch ebenso viele sichern ihre Währungsrisiken ab oder erschliessen neue Märkte (je 39%). «Massnahmen wie Preissenkungen sind kurzfristig erfolgreich, um konkurrenzfähig zu bleiben, doch auf Dauer reduzieren sie die Margen und gefährden die Investitionsfähigkeit», erklärte Industriespezialist Ralf Schlaepfer von Deloitte.

Erfolgreiche Unternehmen würden in schwierigen Zeiten die langfristige Veränderung des Unternehmens forcieren und somit künftiges Potential sichern, erläuterte Schlaepfer.

Verlagerunstendenz abhängig vom Euro/Franken-Wechselkurs
Beachtlich ist der Verlagerungstrend, den die Frankenstärke ausgelöst hat. 22% der Befragten hätten bereits die gesamten oder einzelnen Wertschöpfungsschritte in den Euroraum verlagert, seit die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar den Euro-Mindestkurs von 1,20 CHF aufgehoben hat. Und 24% der Firmen würden diesen Schritt noch erwägen oder planen.

Ob dabei nur die Produktion, die Administration oder gar die Forschung/Entwicklung (F+E) ins Ausland verlagert wird, hängt sehr stark von der Entwicklung des Euro-Wechselkurses ab. Bei einem Kurs über 1,10 erachten lediglich 8% der Befragten eine Verlagerung der Produktion als zwingend. Eine Verlagerung der Administration respektive der F+E erscheint 4% beziehungsweise 3% als notwendiger Schritt. Fällt der Kurs unter die Marke von 1,00 dann erachten 34% der Befragten eine Produktionsverlagerung als zwingend. Für 28% ist die Verlagerung der Forschung und für 32% der Administration die Konsequenz. 34% sehen in diesem Falle eine vollständige Verlagerung und 24% gar die Geschäftsaufgabe als unumgänglich.

Im Hinblick auf die mittlere und längerfristige Entwicklung in der kommenden Dekade seien die Rahmenbedingungen allerdings günstiger, erklärte Michael Grass, der in der Geschäftsleitung der BAK Basel sitzt: «Wir rechnen auch dank der Erholung der US-Wirtschaft in den kommenden sechs bis zwölf Monaten an der Wechselkursfront mit einer Erleichterung für die MEM-Unternehmen».

Wachstumsstrategien verfolgen
Neben den Wechselkursimplikationen sehen sich gemäss Schlaepfer die MEM-Unternehmen auch mit der Entstehung neuer Konkurrenten einerseits aus den Schwellenländern, aber auch aus anderen Branchen konfrontiert. So werde heute beispielsweise die Autoindustrie von Google herausgefordert. Um auch langfristig international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten Schweizer Industrieunternehmen deshalb die richtigen langfristigen Wachstumsstrategien verfolgen.

Deloitte und die BAK Basel sehen mehrere langfristige Wachstumsstrategien: 83% der Befragten wollen neue Kunden gewinnen und 67% wollen mit ihren bestehenden Kunden wachsen. Zudem denkt über die Hälfte der Unternehmen, dass die Expansion in neue geografische Märkte stark zu ihrem Wachstum beitragen werde. Knapp die Hälfte der Befragten gibt die Weiterentwicklung des Dienstleistungsgeschäfts als wichtige Wachstumsstrategie an. Ebenso viele denken, dass Produkt- und Prozessinnovationen stark zu ihrem Wachstum beitragen würden. Ein Viertel der Befragten sieht das Wachstum durch Fusionen und Übernahmen zukünftig als wichtig an. Weitere 40% setzen auf Allianzen und Partnerschaften.

Schlaepfer und Grass trauen es den Schweizer Unternehmen aber durchaus zu, so wie in der Vergangenheit die nötige Innovationskraft zum Meistern der anstehenden Probleme mobilisieren zu können. «Der Schweizer Werkplatz ist nicht in Gefahr», meinte Grass abschliessend. (awp/mc/pg)

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