IHAG-Kommentar: Die SNB wirft das Handtuch

IHAG-Kommentar: Die SNB wirft das Handtuch

Zürich – Die überraschende Entscheidung der SNB die Währungsuntergrenze (Cap) von 1.20 gegenüber dem Euro fallen zu lassen, erschütterte ab Donnerstag die internationalen Devisenmärkte. Der EUR/CHF brach in der Spitze bis zu 30% ein und der USD/CHF korrigierte um bis zu 25%. Die Entscheidung der SNB hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Es kommt der Eindruck auf, die SNB habe vor dem wahrscheinlichen QE-Programm der EZB und den Griechenland-Wahlen die Nerven im dümmsten Zeitpunkt verloren. Dass die Entscheidung nur einen Tag nach dem positiven Urteil des EU-Verfassungsgerichts über die Rechtsmässigkeit von QE erfolgte, dürfte kaum ein Zufall gewesen sein.

Von einer Notenbank erwartet der Investor souveränes und besonnenes Handeln insbesondere in angespannten Marktphasen. Die SNB hätte genügend Zeit gehabt zu weniger angespannten Zeitpunkten den Cap aufzulösen, so zum Beispiel im Frühling 2013 als der EUR/CHF bis auf 1.25 avancierte und die Nachrichtenlage in den europäischen Volkswirtschaften besser war. Dies tat man nicht. Nun aber hat die SNB möglicherweise kurz vor dem Ziel das Handtuch geworfen und ihre Reputation verspielt. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen, hohe Verluste und trotzdem die Währungsreserven, welche bis vor kurzem noch schöne Gewinne generierten. Weiter dürften sich die Deflationsrisiken für die Schweizer Wirtschaft noch erhöhen, die man eigentlich mit dem Cap bekämpfen wollte. Es bleibt anzumerken, dass andere Notenbanken, wie z.B. die amerikanische, weitaus geschickter agieren.

SMI mit Wochenverlust von 13.3%
Die deutliche Erstarkung des CHF hatte unmittelbare Folgen auf den hiesigen Aktienmarkt. Der SMI knickte am Donnerstag 8.7% ein und verlor am Freitag weitere 6%. Der Wochenverlust summierte sich auf 13.3%. Dies ist vor dem Hintergrund eines generell freundlichen Börsenumfeldes. So verlor der S&P500 1.2% und der Dax schoss um 5.4% in die Höhe auf 10‘167, einem neuen Rekord. Für Deutschland wirkt der schwache Euro (-2.9% gegenüber dem USD) wie eine Konjunkturspritze.

Bei den Rohstoffen kam es nach der Halbierung zu einem Halt beim Rohöl. Der Goldpreis konnte von den durch die SNB ausgelösten Unruhen an den Währungsmärkten profitieren und verteuerte sich um fast 5%.

Wie geht es nun weiter? Für den in CHF denkenden Schweizer Investor steht natürlich die Währungsentwicklung im Vordergrund. Gemäss Kaufkraftparitäten ist ein Euro etwa 1.25 bis 1.30 Franken wert. Der Wert des USD liegt bei etwa 1.0 bis 1.05. Damit ist klar, dass der Euro extrem und der USD stark unterbewertet sind. Langfristig nähern sich Währungen den Kaufkraftparitäten an, es kann aber unter Umständen lange dauern. Im aktuellen Fall hängt es davon ab, ob das internationale Fluchtkapital auf andere Währungen ausweicht. Dies könnte der USD sein, da dort höhere Zinsen locken. Immerhin senkte die SNB die Minuszinsen auf
-0.75% und sie dürfte es weiter tun, wenn sich der EUR/CHF unter 1.0 einnisten sollte. Dass die SNB eine neue tiefere Untergrenze setzt ist unwahrscheinlich, da im Markt nicht mehr glaubwürdig.

EZB und Griechenland-Wahlen
In der kurzen Sicht stehen in dieser Woche wichtige Ereignisse vor der Türe. Erstens erwartet der Markt am Donnerstag konkrete Angaben zum QE der EZB. Ein Volumen von EUR 500 Mrd. ist sicher eingepreist, wahrscheinlich sogar EUR 1‘000 Mrd. Kommt nicht viel mehr, wovon wir ausgehen, könnte dies kurzfristig zu einer Entspannung im EUR/USD und EUR/CHF führen. Weiter stehen am Wochenende die Griechenland-Wahlen an. Wichtig ist, dass eine Partei eine Mehrheit erreichen kann. Sollte dies der Fall sein, gehen wir davon aus, dass Griechenland im Euro verbleibt, selbst wenn die Syriza gewinnen sollte. Die Vernunft dürfte obsiegen, denn die Kosten eines Ausstiegs aus dem Euro wären für die Griechen zu gross. Normal ist, dass vor den Wahlen verhandelt wird, wobei sowohl die EU als auch die Griechen einander einschüchtern und verschiedene Szenarien diskutiert werden. Es könnte sein, dass Berlin Griechenland am Ende noch tiefere Zinsen und längere Laufzeiten zugesteht. Die EU könnte dies tun, denn bekanntlich befindet sich der grösste Teil der griechischen Schulden bei der EZB. Sollte es zu keiner Mehrheit kommen, müsste der Markt auf Neuwahlen warten und es könnte sich eine ähnlich ungemütliche Situation wie im Sommer 2012 wiederholen.

Schweizer Aktien halten
Insgesamt dürfte also die Situation an den Währungsmärkten volatil bleiben mit einer möglichen kurzfristigen Entspannung im Wochenverlauf. Wir raten den Investoren jetzt keine Schweizer Aktien mehr zu verkaufen. In der Regel widerspiegeln die Verluste vom Donnerstag und Freitag die Translationseffekte der schwächeren Währungen. Ist ein Investor in den Fremdwährungen untergewichtet, bieten sich unseres Erachtens jetzt gute Chancen für Euro bzw. USD-Käufe resp. Investitionen in die entsprechenden Aktienmärkte. Wir empfehlen beispielsweise Deutsche Exportwerte, wie Continental, Bayer oder Linde. Auch amerikanische Aktien bleiben angesichts der dortigen robusten Konjunktur interessant. Wir empfehlen unter anderem Walt Disney, Western Digital und Comcast. (IHAG/wum/mc/ps)

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