OECD: Expansion der Finanzmärkte schädigt Wirtschaftswachstum

OECD: Expansion der Finanzmärkte schädigt Wirtschaftswachstum

 (Bild: © Sergej Khackimullin – Fotolia.com)

Berlin – Stark expandierende Finanzmärkte gefährden nach einer Studie der Industrieländer-Organisation OECD das Wirtschaftswachstum. In einer am Mittwoch in Berlin vorgelegten Studie warnt die «Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung» (OECD) vor einer Kreditschwemme. Finanzinstitute müssten zudem zu ausreichend Eigenkapital verpflichtet und eine Banken-Stützung durch Staatsgarantien verringert werden.

Sollte der Finanzsektor in Industrieländern in dem gleichen Tempo wie in den vergangenen Jahrzehnten expandieren, werde er die Konjunktur eher hemmen. Ein expandierender Finanzsektor sei unter anderem dann ein Risiko, wenn er Investitionen mit geringer Rendite finanziere und global vernetzte Banken nur noch durch enorme öffentliche Kosten abgesichert werden könnten.

Die verschiedenen Finanzierungswege hätten unterschiedliche, teils negative Auswirkungen – nicht nur auf die Verteilung der Einkommen, sondern auch auf das Wirtschaftswachstum. Mehr Kredite für Privathaushalte drücken laut OECD das Wachstum in den meisten OECD-Ländern. Seit 1960 hätten Kredite an Firmen und Privathaushalte dreimal stärker zugenommen als die Realwirtschaft. OECD-weit liegen sie den Angaben zufolge bei 110 Prozent der Wirtschaftsleitung.

Deregulierung schwächt ökonomischen Fundamente
Finanzierungen über die Aktienmärkte hingegen würden in den meisten Ländern das Wachstum ankurbeln. Eine Steigerung der Börsennotierungen um zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gehe im Schnitt der OECD- und der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) mit einem 0,2-prozentigen Anstieg des BIP-Wachstums einher.

«Moderne Volkswirtschaften haben die Finanzmarktregeln in den Jahrzehnten vor der Krise immer weiter liberalisiert», sagte OECD-Direktor Christian Kastrop. «Am Anfang war das gut für die Wirtschaft, mit der Zeit aber hat die Deregulierung die ökonomischen Fundamente geschwächt.» Die überzogene Ausgabe von Krediten gerade an Privathaushalte sollte gedämpft werden. Auch dürften sich Banken nicht darauf verlassen können, im Falle eines Kollapses vom Staat gerettet zu werden. (awp/mc/ps)

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