CS überrascht mit Gewinn von 1,05 Mrd Franken im 2. Quartal

CS überrascht mit Gewinn von 1,05 Mrd Franken im 2. Quartal
CS-CEO Tidjane Thiam. (Foto: Credit Suisse)

Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)

Zürich – Die Credit Suisse (CS) erfindet sich neu: Die Rede ist von einer «tiefgreifenden strategischen Überprüfung», um die Bank optimal weiter zu entwickeln. Der neue Konzernchef Tidjane Thiam will die CS widerstandsfähiger machen, die Ergebnisse sollen dadurch weniger volatil sein. Im zweiten Quartal 2015 hat die Grossbank an das gute Vorquartal angeknüpft und erneut einen Milliardengewinn eingefahren.

Dabei handelt es sich allerdings noch um das Erbe des langjährigen CEO Brady Dougan, der Ende Juni seinen Abschied gab. Thiam dagegen fällt in den kommenden Monaten die Aufgabe zu, den künftigen strategischen Fokus der Zukunft zu definieren. Er bevorzuge weniger kapitalintensives Geschäft mit geringerer Volatilität, sagte er am Donnerstag vor Journalisten. Das Private Banking sei weniger kapitalintensiv, brauche aber auch eine solide Investmentbank. «Die zwei gehen Hand in Hand», betonte Thiam.

Indes sei es nicht sein Managementstil, von oben herab zu bestimmen. Es handle sich deshalb auch nicht um «seine Vision», die nun gefunden werden müsse. Auch die Leiter der einzelnen Bereiche seien bereit, Veränderungen gemeinsam anzugehen. «Wenn man die richtige Strategie hat, aber nur alleine daran glaubt, bringt es nichts.»

Kapitalerhöhung bleibt offen
Ob es zu einer Kapitalerhöhung kommt, wisse er noch nicht. Dies sei abhängig von der Strategie, die bis Ende des Jahres festgelegt werden soll. Ausserdem sei der beste Weg zur Kapitalgenerierung ohnehin Gewinne zu maximieren und sich selbst zu helfen – in Form von Kosteneinsparungen und Veräusserungen. Auch die im zweiten Quartal sichtbar gewordenen Probleme sollen mit der neuen Strategie adressiert werden.

Anleihengeschäft belastet Investmentbanking
So litt die Investmentbank unter hohen regulatorischen Kosten und vor allem unter einem sehr schwachen Anleihengeschäft, was sich im laufenden dritten Quartal fortsetze. Die Bank sieht sich dabei aber im Rahmen der gesamten Industrie. Das wichtige Aktien- und Beratungsgeschäft habe sich dagegen sehr positiv entwickelt.

Im Private Banking & Wealth Management (PB&WM) übertraf die CS die Marktprognosen deutlich. Hier hatte im Vorjahr noch die Busse im Zusammenhang mit der Einigung im Steuerstreit mit den USA einen hohen dreistelligen Millionenverlust beschert. In den Monaten April bis Juni 2015 flossen der Division Neugelder von netto 14,2 Mrd CHF zu, und auch die Bruttomarge verbesserte sich.

Insgesamt weist der Konzern einen Reingewinn wie im Vorquartal von 1,1 Mrd CHF aus. Die Dynamik in Asien-Pazifik, im Bereich Wealth Management Clients und im Aktiengeschäft halte im Juli weiter an, hiess es. Die Bank sieht sich denn auch auf Kurs, die Ziele für das Jahresende zu erreichen.

Alle Ziele on hold?
Inwieweit die Ziele nach dem Prüfungsprozess unter Thiam dann allerdings noch Gültigkeit haben, ist ungewiss. So könnte es etwa im Private Banking zu stärkeren Massnahmen kommen. Mit den Zielvorgaben aus dem Sparprogramm von 2011 sei man in der Division zwar auf Kurs. Die nach dem SNB-Entscheid zur Aufgabe des Mindestkurses angekündigten zusätzlichen Einsparungen von 200 Mio CHF seien nun allerdings zunächst zurückgestellt, sagte Finanzchef David Mathers.

Grössere Sorgen bereiten ohnehin die hohen Kosten im Investment Banking. So hätten im zweiten Quartal auch höhere direkte Kosten infolge gestiegener indirekter Steuerausgaben und ertragsabhängiger Kosten belastet – neben den bereits genannten regulatorischen Anforderungen. Letztere würden auch im zweiten Halbjahr 2015 für ordentlich Gegenwind sorgen. In diesem Zusammenhang sei es äusserst wichtig zu antizipieren, wo sich die Regulierung hin entwickelt, betonte Thiam. Insgesamt geht die Credit Suisse deswegen neu lediglich noch von Kosteneinsparungen in Höhe von etwa 4,0 Mrd CHF bis Ende Jahr aus – nach 2011 ursprünglich anvisierten 4,5 Mrd.

Kurssprung an der Börse
Auch die Cost-/Income-Ratio erreichte per Ende Juni weiter nicht den angestrebten Zielwert von 70%. Bezüglich Kapitalisierung machte die Bank gemessen an der harten Kernkapitalquote (CET1 nach Basel III) jedoch Fortschritte: Die Kennzahl stieg auf 10,3%. Auch die Schweizer Leverage Ratio erhöhte sich leicht: Mit 3,7% (look-through Tier-1) bzw. 2,7% (CET1) Ende Juni 2015 habe man seit Ende 2014 die Hälfte geschafft, um die Ziele bis Ende Jahr von 4% bzw. 3% zu erreichen.

An der Börse gewinnen Credit Suisse bis Börsenschluss 6,22 auf 28,51 CHF – in einem insgesamt freundlichen Gesamtmarkt (SMI: +1%). Damit steht die CS-Aktie seit Anfang Jahr 17% im Plus, seit der Ernennung Thiams zum Konzernchef gar 27%. Die Analysten zeigten sich vom Ergebnis beeindruckt und loben insbesondere den Bereich Wealth Management Clients (WMC) und die Region Asia-Pacific (APAC). (awp/mc/pg)

Credit Suisse

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