«Grösste Gefahr für die Menschheit»

«Grösste Gefahr für die Menschheit»

Eröffnet wurde der Klimagipfel von Schauspieler und UNO-Botschafter Leonardo Di Caprio. (Foto: UN Photo)

New York – Mehr als 100 Staats- und Regierungschefs haben beim Gipfel der Vereinten Nationen mehr Engagement im Kampf für den Klimaschutz versprochen. Die USA und China würden bei diesen Anstrengungen anführen, kündigte US-Präsident Barack Obama in New York an. «China und wir haben eine besondere Verantwortung zur Führung. Vorangehen, das ist etwas, was grosse Nationen tun müssen», betonte Obama. Der chinesische Vizepremier Zhang Gaoli versprach «noch grössere Anstrengungen».

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte den Klimawandel «die grösste Gefahr in der Geschichte der Menschheit». Ban umriss die Dimensionen des Klimawandels. «Wir haben uns noch nie solch einer Herausforderung gegenüber gesehen. Die menschlichen, ökonomischen und ökologischen Kosten des Klimawandels werden bald untragbar sein», sagte der Koreaner. «Der Klimawandel bedroht den so hart errungenen Frieden, unseren Wohlstand und die Chancen für Milliarden Menschen. Er ist die prägende Aufgabe unserer Zeit. Unsere Antwort wird die Zukunft entscheiden.» Ban forderte alle Regierungen auf, bis zum Klimagipfel in Paris Ende 2015 «ernsthafte Zusagen» zur Reduzierung ihres CO2-Ausstosses zu machen.

Keine konkreten Versprechen
Auch namhafte Wissenschaftler und Hollywood-Stars wie Schauspieler Leonardo DiCaprio waren zu dem Gipfel am Dienstag angereist. Abgesandte aus allen Teilen der Welt forderten konkrete Schritte, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Konkrete Versprechen machten allerdings die wenigsten Redner. So kündigte beispielsweise EU-Kommissionschef José Manuel Barroso an, dass die Länder der EU bis 2030 40 Prozent ihrer Treibhausgasemissionen und 30 Prozent ihres Energieaufwands einsparen würden. Bis 2050 sollen sogar bis zu 95 Prozent der Emissionen eingespart werden.

Deutschland könnte seine eigenen Zielen verfehlen
Andere Redner blieben dagegen deutlich zurückhaltender. So kündigte Deutschlands Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) an, ihr Klimaschutzpaket noch vor der UN-Konferenz in Lima im Dezember vorlegen zu wollen. Bis 2020 wolle Deutschland seine Emissionen, gemessen an 1990, um 40 Prozent senken. Die Bundesregierung könnte das Ziel jedoch verfehlen, weil durch die Energiewende wieder deutlich mehr CO2 ausgestossen wird. Deshalb will Hendricks nun zusätzliche Massnahmen ergreifen. Bis zum Ende des 1. Quartals 2015 sollen alle Staaten ihre Treibhausgas-Minderungsziele für den Weltklimavertrag mitteilen.

Leuthard wirbt für Klimaschutz-Abkommen
Bundesrätin Doris Leuthard war für den Abschluss eines weltweit gültigen Klimaschutz-Abkommens. Jedes Land stehe in der Pflicht, seine Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Dies sei mit mehr erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ohne Einbussen an Wohlstand und Lebensqualität möglich, führte die Umweltministerin aus. Der Klimawandel kenne keine Grenzen und könne daher nur mit globalen Lösungen beschränkt werden. „Wir alle müssen handeln – gefordert sind vor allem die grossen Emittenten.» Die Instrumente für einen geringeren Verbrauch fossiler Brenn- und Treibstoffe seien vorhanden: Mit der Förderung erneuerbarer Energien, CO2-neutraler Verkehrssysteme und Energieeffizienz liessen sich die Treibhausgas-Emissionen aus Industrie, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft sowie aus dem Gebäudebereich deutlich senken, ohne dass damit Einbussen an Wohlstand und Lebensqualität entstünden, betonte Leuthard.

Enttäuschung bei Greenpeace
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigte sich dann auch enttäuscht von den Ankündigungen der Staats- und Regierungschefs. «Was die Zivilgesellschaft hier angestossen hat, ist beeindruckend. Dafür kamen von der Politik nur viele Worte, ohne wirklich neues», sagte Martin Kaiser, Leiter der internationalen Klimapolitik bei der Umweltschutzorganisation, der Nachrichtenagentur dpa. «Es sieht so aus, als ob die Politik der Zivilgesellschaft hinterherläuft.»

Zeit zum Handeln läuft ab
Der Vorsitzende des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, mahnte zu Taten. «Unsere Zeit zum Handeln läuft ab», sagte er. Ansonsten drohten unter anderem Wasser- und Lebensmittelmangel. Geld sei keine Ausrede. «Uns wird gesagt, dass der Kampf gegen den Klimawandel zu teuer sein wird. Das stimmt nicht. Wartet ab, bis wir die Rechnung für das Nichthandeln bekommen.»

Wohlstand beruhend auf hohen Emissionen von klimaschädlichen Gasen
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff forderte ein ambitioniertes und ausgeglichenes Abkommen zum weltweiten Klimaschutz. «Die Industrieländer verdanken das Wohlstandsniveau ihrer Gesellschaften historisch gesehen einem Entwicklungsmodell, das auf hohen Emissionen von klimaschädlichen Gasen basiert», sagte Rousseff. Dabei seien Wälder abgeerntet und umweltschädliche Praktiken angewendet worden. «Wir wollen dieses Modell nicht wiederholen.»

Der iranische Präsident Hassan Rouhani kritisierte die internationalen Sanktionen gegen sein Land als Hindernis im Kampf gegen den Klimawandel. Sie erschwerten zum Beispiel eine Verbesserung der Qualität der Treibstoffe und schnitten sein Land von dem Wissen und der Erfahrung anderer Länder ab. (awp/mc/pg)

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