LFDE: Klimaschutz und Biodiversität – „Wir müssen alle Sektoren der Wirtschaft bei dieser Wende mitnehmen“

LFDE: Klimaschutz und Biodiversität – „Wir müssen alle Sektoren der Wirtschaft bei dieser Wende mitnehmen“
Adrien Bommelaer, Fondsmanager bei La Financière de l’Echiquier. (Foto: zvg)

Die Herausforderung des Klimawandels und der Schutz der biologischen Vielfalt sind eng miteinander verknüpfte Aufgaben und stellen zusammen eine der fünf Belastungen der biologischen Vielfalt dar. Dies hat La Financière de l’Echiquier (LFDE) bewogen, sie als einen Komplex zu behandeln, indem ihrem Klimawende-Fonds ein zweites Ziel vorgegeben wurde: die Erhaltung der Biodiversität.

von Adrien Bommelaer, Fondsmanager bei La Financière de l’Echiquier (LFDE)

Klimaschutz und Biodiversität: komplexe und zusammenhängende Herausforderungen
Mit dem Echiquier Climate & Biodiversity Impact Europe haben wir schon 2020 einen innovativen Vorläufer-Fonds aufgelegt, der die biologische Vielfalt in seine Umweltanalyse einbezog . Zu diesem Zeitpunkt war das Bewusstsein für die Biodiversität erst im Entstehen begriffen und nur wenige Unternehmen hatten einschlägige Politiken oder Massnahmen eingeleitet. Heute ist jedoch echtes Bewusstsein vorhanden, und es entstehen Standards, die es vor zwei Jahren noch nicht gab. Anschließend wird es eine Standardisierung und entsprechende Berichterstattungsmethoden geben. Dies wird eine gewisse Zeit dauern, denn ein solches Ökosystem entsteht und wächst vor allem durch Sektor-Research. Beispielsweise hat Morgan Stanley eine Studie über Kakaobohnen in Afrika veröffentlicht, die die Auswirkungen der Abholzung der Wälder für Kakaoplantagen herausstellt. Der Schokoladenhersteller Barry Callebaut, der Weltmarktführer dieses Sektors, hat sich das Ziel gesetzt, bis 2015 carbon and forest positive zu werden.

Wenn wir einen Titel analysieren, stellen wir uns zwei Fragen: Ist das Unternehmen abhängig von der Biodiversität? Hat es eine Auswirkung auf die Biodiversität? Anschliessend wenden wir einen Impact-Filter an, der auf unserer internen Klimareife- und Biodiversitäts-Methode basiert. Wenn eine Auswirkung vorhanden ist, erhöht sich die Gewichtung der Säule „Biodiversität“.

Es ist deswegen so komplex, diese Herausforderungen zusammen anzugehen, weil bestimmte Titel zwei Seiten haben. Ein Offshore-Windpark ist aus Klimasicht positiv, für die biologische Vielfalt der Meere jedoch negativ. In diesem Zusammenhang können wir dank unserer robusten und anspruchsvollen Methode ein kohärentes Portfolio aufbauen.

Ein spezifischer Ansatz
Angesichts der Komplexität der Herausforderungen besteht unsere Politik darin, uns nicht auf Unternehmen zu beschränken, die Lösungen anbieten, sondern auch Pioniere und im Wandel befindliche Unternehmen zu unterstützen.

Innerhalb dieses Fonds nach Artikel 9 der Offenlegungsverordnung legen wir in Unternehmen an, die einen erfolgreichen, zu Lösungen führenden Ansatz verfolgen, wie z.B. in SIG, einen Entwickler nachhaltiger Verpackungen aus der Schweiz , Schneider Electric, deren Umsatz zu 73% mit dem nachhaltigen Entwicklungsziel 7 (Bezahlbare und saubere Energie) verbunden ist, oder SCA, Europas größten Waldbesitzer, der seine Wälder nach den beiden weltweiten Standards PEFC und FSC zertifizieren lässt und weniger Flächen rodet, die Lebensraum gefährdeter Arten sind.

Der finnische Raffineriekonzern Neste, der den Übergang zur Herstellung von erneuerbarem Diesel eingeläutet hat, ist eine Partnerschaft mit McDonald zum Pflanzenöl-Recycling eingegangen. Wir verstärken unser Engagement in Bezug auf Unternehmen, die eine Wende ihrer Unternehmensführung einleiten, um sie zu befähigen, Pioniere zu werden.

Ausserdem legen wir in Unternehmen an, die, wie beispielsweise Kering, das seine Lieferkette gründlich analysiert hat, aus unserer Sicht Pioniere sind, und in Sektoren, die in dedizierten Fonds kaum vertreten sind, beispielsweise im Luxus- oder im Bankensektor, den wir bei Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Energieträger unterstützen wollen. Diese Unternehmen erzielen eine systemische Wirkung und bringen auf diese Weise ihr gesamtes Ökosystem voran. Klimawende und Schutz der Biodiversität gehen alle Sektoren etwas an, daher ist es also entscheidend, sie alle einzubeziehen.

Aktiver Dialog, der Schlüssel zum Engagement
Wir sind langfristig orientierte Investoren, und der aktive Dialog ist integrierender Bestandteil des Fonds. Wir unterrichten die Unternehmen über die Fortschrittsschwerpunkte, die wir im Laufe der Zeit verfolgen. Zum Beispiel hatten wir Neste 2021 vorgeschlagen, die Vergütung des Generaldirektors um ein Kriterium im Zusammenhang mit der Reduzierung der CO2-Emissionen zu ergänzen, und das Unternehmen hat dies inzwischen getan.

Wir wollen den Dialog zwischen Anlegern, Unternehmen und Experten fördern und haben dazu unsere Gesprächsreihe Rencontres du Climat & de la Biodiversité ins Leben gerufen. Auf dem Programm der zweiten Ausgabe am 6. Oktober 2022 standen insbesondere Fragen der Biodiversität oder der Sozialverträglichkeit der Klimawende. Letzte ist aus unserer Sicht entscheidend, wenn man von einem Modell auf ein anderes umsteigen und die Arbeitnehmer dabei mitnehmen will. Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel, einen Modellwechsel vom Aktionärskapitalismus hin zu einem Stakeholder-Kapitalismus, der die Zivilgesellschaft, die Unternehmen und die Aktionäre einbezieht… ein echter Zeitenwechsel. (LFDE/mc)

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