Aurel Schmid, CEO Solarify, im Interview

Aurel Schmid, CEO Solarify, im Interview
Aurel Schmid, CEO Solarify. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Schmid, Solarify ermöglicht es Privatpersonen und Unternehmen, in Solarenergie zu investieren, ohne selbst Anlagen bauen oder betreiben zu müssen. Was können Sie uns zum Hintergrund des Geschäftsmodells sagen?

Aurel Schmid: Das Ziel ist es, für Geldgeber und Dachbesitzer sowie für die Umwelt eine Win-Win-Win-Situation zu schaffen. Die dezentrale Solarenergieproduktion bietet die Chance, die Bevölkerung auf rentable Weise an der Energiewende zu beteiligen und Solarify hat das einzige schweizweite Modell dafür entwickelt. Wir verbinden Umweltimpact mit finanziellem Ertrag und sozialer Nachhaltigkeit.

Viele unserer Anlagen könnten ohne das Kleininvestoren-Modell nicht gebaut werden, da sie für grosse Contractors nicht in Frage kommen, die KäuferInnen ihrerseits erzielen einen finanziellen Mehrwert und wir ermöglichen einen sozialen Mehrwert, indem sich die Bevölkerung auch mit kleinen Beiträgen an sinnvollen, lokalen Projekten beteiligen kann.

«Wir verbinden Umweltimpact mit finanziellem Ertrag und sozialer Nachhaltigkeit.»
Aurel Schmid, CEO Solarify

Privatpersonen können Solarpanels auf Schweizer Dächern erwerben, Unternehmen wiederum beteiligen sich an Solarprojekten ihrer Wahl. Beide profitieren vom Ertrag aus dem Stromverkauf. Um alles andere kümmert sich Solarify. Wie können wir uns den Ablauf vorstellen?

Es ist sehr einfach. Wir schliessen langfristige Dachnutzungsverträge mit den Dacheigentümern ab und stellen die Projekte anschliessend in unseren Webshop. Die Verkaufseinheit ist ein Solarpanel, aber natürlich sind darin auch alle anderen Material-, Arbeits- und Planungskosten enthalten. Interessierte Privatpersonen und Firmen können in einem schlanken Prozess Solarpanels auf dem Dach ihrer Wahl kaufen. Anschliessend erhalten sie den Kaufvertrag sowie die Rechnung zugestellt. Nach deren Bezahlung sind sie Eigentümerinnen der Solarpanels. Wir kümmern uns um die Installation der Panels auf dem ausgewählten Dach und später um den Betrieb der Anlage und die Vermarktung des produzierten Stroms. Für die Panelbesitzer gibt es nichts weiter zu tun. Es war nie einfacher, sich effektiv an der Energiewende zu beteiligen.

Wie viele Solarmodule konnten Sie bis heute verkaufen und wie viele Menschen haben investiert?

Wir haben aktuell über 12’000 Solarpanels auf insgesamt über 60 Dächern an über 1000 Kundinnen verkauft.

«Es war nie einfacher, sich effektiv an der Energiewende zu beteiligen.»

Gibt es typische Solarify-Kunden oder liegen ganz unterschiedliche Gründe für ein Investment vor?

Die Gründe sind sehr unterschiedlich. Das ist gerade das Schöne an unserem Modell. Jeder und jede findet einen Grund, ein Solarpanel besitzen zu wollen. Viele Kundinnen wollen einen kleinen Beitrag an die Energiewende und die Reduktion der CO2-Intensität der Energieversorgung leisten und dabei noch etwas verdienen. Andere wollen mit ihrem Geld nachhaltig und lokal etwas Sinnvolles ermöglichen, ohne sich aber in einem Verein oder einer Genossenschaft zu verpflichten.

Solarpanels werden auch immer wieder an die nächste Generation verschenkt, fördern das Umweltbewusstsein und bezahlen dem Enkel- oder Patenkind während Jahrzehnten ein schönes Taschengeld. In der Bevölkerung wächst zudem das Bewusstsein, dass Solarenergie als einzige breit akzeptierte Art der erneuerbaren Energieerzeugung, die schnell umsetzbar ist und grosses Potenzial in der Schweiz hat, die Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit fördert.

Wie hoch ist das durchschnittliche Investment?

Unsere Kundinnen und Kunden investieren zwischen 500 und mehreren 10’000 CHF. Die Bandbreite ist sehr gross. Im Schnitt sind es rund 8000 CHF pro Person.

Wie haben sich die Renditen mit den höheren Strompreisen entwickelt?

Für die älteren Projekte stiegen die Renditen tatsächlich deutlich, da wir mit tieferen Strompreisen kalkuliert hatten. Bei neuen Projekten sind gleichzeitig auch die Transport-, Material- und Installationskosten signifikant angestiegen, so dass die Rendite sich nur geringfügig verbessert hat. Immerhin ermöglichen die höheren Strompreise, dass wir Projekte realisieren können, die vor 2-3 Jahren unwirtschaftlich gewesen wären.

Wie kommen Sie an geeignete Dachflächen und welche Anforderungen müssen diese erfüllen?

Im Moment melden sich fast täglich Dacheigentümer bei uns und bieten uns ihr Dach an. Dieses sollte mindestens 150 m2 gross und in einem guten Zustand sein.

Und wo lassen Sie die Solarmodule herstellen?

Durch den politisch verzögerten Solarausbau nach 2012 gibt es in Europa nur noch eine kleine Solarindustrie, die vor allem im Bereich Sonderanfertigungen konkurrenzfähig ist. Wir beziehen unsere Modelle von einem Schweizer Hersteller, der eine eigene Fabrik in China besitzt und damit auch die Einhaltung hoher Sozial- und Umweltstandards gewährleisten kann. Diese Module haben ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis und es bleibt ein grosser Teil der Wertschöpfung in der Schweiz. Wir hoffen, dass durch den grossen Solarboom wieder vermehrt Standardmodule in Europa hergestellt werden.

«Wir beziehen unsere Modelle von einem Schweizer Hersteller, der eine eigene Fabrik in China besitzt und damit auch die Einhaltung hoher Sozial- und Umweltstandards gewährleisten kann.»

Auf welche Zeitdauer sind die Projekte angelegt – und was passiert nach Ablauf?

Die von uns verwendeten Glas-Glas-Solarpanels haben eine erwartete Lebensdauer von mindestens 40 Jahren. Das wollen wir bestmöglich ausnutzen. Deshalb ist wichtig, dass die Dächer in einem möglichst guten Zustand sind. Auf neuen Schrägdächer können wir bis 35 Jahre Vertragsdauer anbieten. Durch die lange Dauer steigt auch die Wirtschaftlichkeit und wir können höhere Dachmieten bezahlen. Nach Ablauf der Vertragsdauer gehen die Panels kostenlos an die Dacheigentümerinnen über. Diese erhalten gratis eine Solaranlage, die sie voraussichtlich noch mehrere Jahre profitabel weiterbetreiben und danach abmontieren lassen oder ersetzen können.

Im Januar hat der Auto-Abo-Anbieter Clyde, der ab 2024 zu 100 % elektrisch unterwegs sein will, fast 1 Mio Franken in Solarify-Anlagen investiert. Wie sieht die Zusammenarbeit mit Clyde und dem Installationspartner Helion aus, der wie Clyde Teil des AMAG-Geschäftsbereichs «Energy & Mobility» ist?

Die Zusammenarbeit mit Clyde ist für beide Partner attraktiv. Clyde kann nachweislich in der Schweiz so viel zusätzlichen Solarstrom produzieren wie ihre Elektroautoflotte verbraucht und dies regional gut verteilt, nahe bei ihrer Kundschaft. Das Solarify-Modell wird bekannt und wir haben eine Finanzierungssicherheit, dank der wir schneller Installationsaufträge vergeben können. Wir machen uns beide für eine rasche und bürgernahe Energie- und Mobilitätswende stark und können unseren Impact gemeinsam vergrössern. Bei den Solarprojekten, an denen Clyde beteiligt ist, fungiert Helion als präferierter Installationspartner.

«Clyde kann nachweislich in der Schweiz so viel zusätzlichen Solarstrom produzieren wie ihre Elektroautoflotte verbraucht und dies regional gut verteilt, nahe bei ihrer Kundschaft.»

Das Geschäft mit Clyde könnte Vorbild-Charakter haben. Stehen weitere grössere Investoren bereit?

Wir sind in Gesprächen mit mehreren Partnern in verschiedenen Bereichen. Priorität hat aber weiterhin der Verkauf an Kleininvestorinnen und Kleininvestoren. Gerade auch kleineren Akteuren eine Möglichkeit zu geben, sich direkt und rentabel an der Energiewende zu beteiligen, bleibt die tragende Idee unseres Modells.

Herr Schmid, besten Dank für das Interview.

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Porträt Aurel Schmid

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