CS-GV: Kapitalerhöhung für Boni kommt knapp durch

CS-GV: Kapitalerhöhung für Boni kommt knapp durch

CS-VRP Urs Rohner.  (Copyright: Credit Suisse)

Zürich – Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner hat an der Generalversammlung der Bank alle Anträge durchgebracht, wenn auch eine umstrittene Kapitalerhöhung für Mitarbeiteraktien nur knapp. Einen schon etablierten Ritual folgend, liessen Aktionäre ihre Kritik an den Managersalären auf die Bankführung prasseln.

Der Verwaltungsrat hatte beim Aktionärstreffen, das am Freitag in Zürich-Oerlikon stattfand, unter anderem die Erhöhung von bedingtem Kapital um 30 Mio. Aktien zur Abstimmung vorgelegt. Diese sollten als Vergütungsbestandteile für Mitarbeiter bereit gehalten werden. Mit 68 Prozent kam das Traktandum denkbar knapp durch, denn es war eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig. Fast 30 Prozent stimmten dagegen: Kapitalerhöhungen für Aktienboni sind auch bei Grossinvestoren umstritten. Der Verwaltungsrat des Industriekonzerns ABB hatte vergangene Woche für ein solches Geschäft bei den Aktionären das nötige Quorum nicht erreicht.

Ansonsten erhielt Rohner komfortable Mehrheiten. So kann der Verwaltungsrat künftig vor- und nachträglich über die Vergütungen abstimmen lassen, um die Bedingungen der Abzockerinitiative zu erfüllen. Die Kritik, dieses Vorgehen sei intransparent, hatte Rohner vor der Abstimmung zurückgewiesen.

Wiederwahl problemlos geschafft
Auch seine eigene Wiederwahl für ein weiteres Jahr schaffte Rohner problemlos. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurden der Chef des Pharmariesen Roche, Severin Schwan, und der Informatikunternehmer Sebastian Thrun. Erstmals mussten sich alle übrigen Verwaltungsräte der Bank wiederwählen lassen, weil deren Amtszeit als Folge der Abzockerinitiative nur noch ein Jahr betragen kann.

Unverständnis über Saläre
Wie schon in den Vorjahren nutzten Kleinaktionäre und die Aktionärsvereinigungen Ethos und Actares den Anlass, ihre Kritik an den Bankmanagern ans Rednerpult zu tragen. Die Votanten schleuderten der CS-Führung so ziemlich alles an den Kopf, mit dem die Bank in letzter Zeit von sich reden gemacht hat.

Sie bemängelten die Gewinne der Bank, die häufig vom schwankungsanfälligen Investmentbanking geschmälert werden. Die Grösse der CS und ihr Einfluss auf die Gesamtwirtschaft kamen ebenso zur Sprache wie die Beziehungen zu undemokratischen Regimes oder die Finanzierung heikler Geschäfte im Bergbau.

Die Millionensaläre der Top-Banker sorgten wie immer für Zündstoff. Ein Aktionär rief Konzernchef Brady Dougan, der 2013 9,79 Mio. Fr. Jahresvergütung zugeteilt bekam, zu: «Sie sind kein Unternehmer, sondern ein Ober-Nehmer.» Der Vergütungsbericht und die Décharge für 2013 winkte die Generalversammlung dann aber doch durch.

Rohner kontert Kritik
Einen spezifischen Vorwurf richtete der Amerikaner Paul Corbit Brown an die CS, weil diese die umweltschädliche Absprengung von Bergkuppen zur Kohlegewinnung mitfinanziere. Rohner entgegnete, dies sei falsch: Direkte Kredite für diesen Mountaintop-Removal-Bergbau gebe die Bank nicht.

Rohner war auch gegen die übrigen Kritikpunkte gewappnet. Er verteidigte die Bank und ihre Mitarbeiter und verwies auf die Reformen, welche die CS seit der Finanzkrise vor fünf Jahren angegangen ist. Die Bonuspolitik sei geändert worden, und die Bank baue ihre Rechtsstruktur um, um bei künftigen Krisen nicht mit Steuergeld gerettet werden zu müssen.

Nichts Neues zum Steuerstreit
Kritik gab es am Privatkundengeschäft mit reichen Amerikanern, das der CS den Vorwurf der Beihilfe zur Steuerunterziehung eingetragen und die Bank in eine missliche Lage gebracht hat. Der Ausgang dieses Steuerstreits mit den USA ist noch ungewiss und könnte die Bank eine Milliardenbusse kosten.

Die Altlasten wie der Steuerstreit gingen auf Zeiten zurück, als viele der heutigen CS-Chefs noch kein operative Verantwortung hatten, sagte Rohner. Ansonsten äusserte sich die Bankführung wenig zu den Auseinandersetzungen, die sie seit mehreren Jahren mit den US-Steuer- und Justizinstanzen führt.

Die Bank kooperiere mit den US-Behörden, soweit dies das Schweizer Recht zulasse, sagte Rohner zum wiederholten Male. Er gab auch zu, dass sich die Bank mit US-Kunden falsch verhalten habe und betonte, das Institut werde dafür Verantwortung tragen. Konzernchef Dougan hatte schon im Februar davon gesprochen, dass sich die Bank in den USA Fehltritte geleistet habe. (awp/mc/pg)

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