SNB: «Sind bereit, weitere Massnahnen zu treffen»

SNB: «Sind bereit, weitere Massnahnen zu treffen»

SNB-Präsident Philipp Hildebrand.

Zürich – Die SNB hat sich diese Woche mit ihrem Massnahmenpaket zur Schwächung des Frankens für eine Ausweitung der Geldmenge und nicht für erneute Devisenverkäufe entschieden. SNB-Präsident Philipp Hildebrand erklärt dazu in der «NZZ»: «Wir schliessen grundsätzlich keine wirksamen Handlungsoptionen aus. Wir haben bereits deutlich kommuniziert, dass wir bereit sind, weitere Massnahmen zu treffen, falls es notwendig wird.»

Auf die Frage nach einer möglichen Anbindung des Frankens an den Euro, meinte er: «Alle möglichen Massnahmen werden in jüngster Zeit breit diskutiert, wir haben im Moment in der Schweiz fast einen Think-Tank zu möglichen geldpolitischen und politischen Massnahmen (…) Im Moment sind wir überzeugt, dass die ergriffenen Massnahmen zur Erhöhung der Liquidität plus die Zinssenkung das Richtige sind. Aber wir prüfen schon seit längerer Zeit alle möglichen Varianten.»

«Nicht in die Karten schauen lassen»
Ob eine feste Bindung an den Euro dazu gehört, wollte Hildebrand nicht beantworten: «Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns jetzt nicht vorzeitig in die Karten schauen lassen, weshalb ich mich nicht zu Details äussern will. Eine feste und permanente Anbindung des Schweizerfrankens an den Euro ist aber nicht kompatibel mit unserem verfassungsmässigen und gesetzlichen Auftrag, eine unabhängige Geld- und Währungspolitik zu führen», so der SNB-Präsident. Hildebrand gibt sich «nach wie vor überzeugt, dass die unabhängige Geld- und Währungspolitik der Schweiz grosse Vorteile bringt und zu den Faktoren gehört, welche den Erfolg der Schweiz begründet haben.»

Milliardenverluste «unangenehm»
Die riesigen Verluste der Nationalbank bezeichnet Hildebrand als «unangenehm». Er verstehe die öffentliche Diskussion darüber. Man müsse aber sehen, dass die Bilanz einer Notenbank, die in normalen Zeiten typischerweise nicht thematisiert werde, eben auch dazu da sei, «um in Extremsituationen eingesetzt zu werden».

«Irgendwann wird eine Überbewertung absurd»
Dass der Druck auf den Franken wieder abnimmt, hängt laut Hildebrand von zwei Aspekten ab. «Zum einen ist da die Überbewertung an sich. Irgendwann wird eine Überbewertung absurd, das ist im Falle des Schweizer Frankens heute bereits der Fall.» Zum anderen werde vor allem entscheidend sein, dass Europa, aber auch die USA einen Weg aus der Schuldenkrise fänden – und zwar einen Weg, der die Märkte überzeuge. Nach Ansicht von Hildebrand sind die Märkte bis jetzt aber noch nicht überzeugt, dass eine nachhaltige Lösung gefunden wird.

«Im Moment besteht keine Inflationsgefahr»
Inflation befürchtet der SNB-Präsident wegen der Massnahmen nicht und sagt: «Im Moment besteht keine Inflationsgefahr.» Der starke Franken habe ja einen «extrem desinflationäre Wirkung» und gefährde auch die Wirtschaftslage. «Wir erwarten eine sehr deutliche Abschwächung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte.» Die Schweiz habe jetzt eine «sehr lange Zeit» einen Rückgang der Arbeitslosigkeit erlebt, doch diese dürfte wieder steigen. Vor allem im Exportsektor seien über mehrere Quartale rückläufige Zahlen zu erwarten.

«Risiken liegen heute bei der Deflation»
Hildebrand ist denn auch «absolut» der Meinung, dass die Risiken heute bei der Deflation liegen. «Die Abwärtsrisiken für die Preisstabilität haben in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen.» Die Gefahr einer Überhitzung des Immobilienmarktes ist für Hildebrand ebenfalls weiter gegeben. «Das Risiko von Verzerrungen im Immobilienmarkt ist also grundsätzlich gross.» Deshalb sei «viel Selbstdisziplin» der Banken bei der Kreditvergabe gefragt. «Es wäre nämlich verheerend für die Schweiz, wenn auf die Finanzkrise eine Immobilienkrise folgen würde.» Er meint aber auch, dass sich die Lage zuletzt «nicht deutlich verschärft» hat.

Der Franken hat auf die Aussagen von Hildebrand mit einer leichten Abschwächung reagiert. Derzeit (07.50 Uhr) notiert EUR/CHF bei 1,0823 (Hoch ca. 7.00 Uhr bei 1,0860); in der Nacht war das Währungspaar im Tief bis auf rund 1,0730 gefallen. (awp/mc/upd/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert