Hans-Ulrich Bigler, Nationalrat, Direktor sgv zur Sanierung der 2. Säule (BVG)

Hans-Ulrich Bigler, Nationalrat, Direktor sgv zur Sanierung der 2. Säule (BVG)
Hans-Ulrich Bigler, Direktor sgv (Bild: FDP)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Bigler, Arbeitgeber und Gewerkschaften haben einen Vorschlag zur Sanierung der beruflichen Vorsorge (BVG) vorgelegt, der neu das Prinzip der Umlagerung von Jung auf Alt und von hohen zu tieferen Löhnen, analog zur AHV beinhaltet (0.5 Lohnprozente, tieferer Umwandlungssatz). Die Arbeitgeber scheinen das zu unterstützen, einzig Ihr Gewerbeverband übt Widerstand. Weshalb und wie sieht Ihr Vorschlag zur Sanierung der 2. Säule aus?

Hans-Ulrich Bigler: Das vom Arbeitgeberverband mitgetragene Gewerkschaftsmodell steht in klarem Widerspruch zu elementaren Anliegen der KMU-Wirtschaft. Es kehrt vom bewährten 3-Säulen-System ab, indem es dem Giesskannenprinzip folgend Rentenzuschläge verteilen will. Damit wird vom Grundsatz des Einlageprinzips im BVG abgewichen und neu eine systemfremde Umverteilung eingeführt. Es ist nichts anderes als der erste Schritt in Richtung Einheitskasse oder Volksrente. Der von den Gewerkschaften gewählte Ansatz missachtet den Volkswillen. Die letzte Altersreform wurde hauptsächlich wegen den AHV-Zusatzrenten von 70 Franken und wegen zu hohen Mehrkosten abgelehnt. Nun werden Zusatzrenten von 200 Franken verlangt, was noch höhere Mehrkosten verursacht. Am stärkste müssten darunter die Mitarbeitenden und die Betriebe im Niedriglohnbereich leiden, die die höchsten Kostensteigerungen zu verkraften hätten. Ein Arbeitsplatzabbau wäre kaum zu vermeiden.

«Das sgv-Modell schont Arbeitnehmende und Betriebe. Das teure Gewerkschaftsmodell will eine Abkehr vom bewährten 3-Säulen-Prinizip und ist für die KMU-Wirtschaft untragbar»

Das sgv-Modell will die Einbussen, die mit einer Senkung des Mindestumwandlungssatzes verbunden sind, durch höhere Sparbeiträge auffangen. Unser Lösungsansatz verzichtet bewusst auf die Erhöhung der Lohnprozente, da dies für den Wirtschaftsstandort Schweiz prinzipiell schädlich ist. Der Niedriglohnbereich wird bewusst geschont. Das sichert Arbeitsplätze und erhält die Kaufkraft der betroffenen Arbeitnehmenden. Die Mehrkosten unseres Modells sind nur rund halb so hoch wie beim Gewerkschaftsmodell. Unser Modell orientiert sich konsequent an der Ordnungspolitik. Es ist ehrlich und transparent und zum Vorteil der Wirtschaft und der Beitragszahler.

Hans-Ulrich Bigler


NZZ: Nach uns die Milliardenflut – die Schweizer Rentenpolitik ist ungerecht

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