EU-Schluss: Deutliche Verluste – viele negative Faktoren

EU-Schluss: Deutliche Verluste – viele negative Faktoren

Paris – Europas Börsen haben am Mittwoch mit deutlichen Verlusten geschlossen. Damit knüpften sie an ihre negative Vortagsentwicklung an. Neben der wieder aufgeflammten Euro-Schuldenkrise drückten laut Experten enttäuschende Konjunkturdaten aus Europa und China sowie die Zuspitzung der politischen Lage in Ägypten auf die Stimmung. Zudem stehen mit der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag und dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag sehr wichtige Ereignisse an – im Vorfeld hielten sich die Anleger zurück.

Allerdings erholten sich die wichtigsten Indizes dank freundlicher US-Vorgaben etwas von ihren Tagestiefs. In New York legten die Notierungen nach positiv aufgenommenen US-Daten zuletzt mehrheitlich moderat zu.

Der EuroStoxx 50 ging 1,25 Prozent tiefer bei 2.570,76 Punkten aus dem Handel. In Paris rutschte der Cac 40 um 1,08 Prozent auf 3.702,01 Punkte ab. Der Londoner FTSE 100 verlor 1,17 Prozent auf 6.229,87 Punkte.

Die trügerische Ruhe an der Euro-Schuldenfront ist vorbei: Portugals Regierung stürzt ins Chaos und Griechenland schreckt durch neue Schuldenschnitt-Diskussionen auf. In Brüssel wächst die Besorgnis insbesondere über die Lage in Lissabon. Die Bundesregierung drängt Athen zu weiteren Reformschritten und erwartet auch von Portugal, trotz der Erschütterungen Kurs zu halten.

Zudem hatte sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum im Juni weniger stark als erwartet verbessert und die Ölpreise zogen wegen der Gefahr einer weiteren Zuspitzung der Lage in Ägypten kräftig an. Der portugiesische Leitindex PSI 20 büsste über fünf Prozent an Wert ein, während es für den Athener Athex Composit lediglich um gut ein halbes Prozent bergab ging.

Das drohende Regierungschaos in Portugal sei ein isolierter Fall, der einen Kabinettsumbau oder vorgezogene Neuwahlen mit sich bringen dürfte, schrieb Marktstratege Ishaq Siddiqi von ETX Capital. Grosse Sorgen mache allerdings, dass die Wirtschaft seit der Rettung des Landes nicht gewachsen sei und die Regierung es nicht geschafft habe, die von der Troika aus Europäischer Kommission, EZB und Internationalem Währungsfonds gesetzten Ziele zu erreichen. Ohne eine stabile Regierung befürchteten die Anleger, dass Portugal seine Verbindlichkeiten nicht werde bedienen können. Nun warteten alle gespannt auf die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag.

Aus Branchensicht mussten die konjunktursensiblen Rohstofftitel die deutlichsten Abschläge hinnehmen: Der Stoxx Europe 600 Basic Resources gab um 1,30 Prozent nach. Auch die Bankenwerte gehörten angesichts der Euro-Schuldenkrise mit minus 1,13 Prozent zu den grössten Verlierern. Ausserdem hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die Bewertung der Kreditwürdigkeit einiger Grossbanken am Vorabend gesenkt.

Die IAG-Aktien sanken in London um marktkonforme 1,27 Prozent, obwohl die British-Airways-Mutter für den Juni einen Anstieg der Fluggästezahl um 29,4 Prozent berichtet hatte. Der Sprung erklärt sich allerdings mit der Übernahme der spanischen Fluggesellschaft Vueling: Auf vergleichbarer Basis belief sich das Plus bei den Passagieren auf lediglich 1,1 Prozent. Auch die Titel der Konkurrenz mussten angesichts der hohen Ölpreise Federn lassen. So büssten etwa Air France-KLM 1,62 Prozent ein. (awp/mc/pg)

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