ABB: Schneller auf den Gornergrat

Die Strecke von Zermatt auf 1620 Metern über Meer zum beinahe 1500 Meter höher gelegenen Gornergrat ist vollständig mit Zahnstange ausgerüstet. Die maximalen Steigungen betragen stolze 200 Promill. Da vor allem zu Spitzenzeiten im Winter die Kapazitätsgrenzen erreicht wurden, suchte die Gornergratbahn nach Lösungen, um die Touristen in Zukunft schneller zu befördern. Mit vier neuen Fahrzeugen, die eine Maximalgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde bergwärts erreichen, wird dies jetzt möglich. Die Fahrzeuge der älteren Generation vermochten nur mit 15 bis 20 Kilometern pro Stunde zu klettern. Damit erhöht die Gornergratbahn ihre Kapazität erheblich, da sie so den Fahrplan dichter gestalten und ein kürzeres Taktintervall einführen kann.


Neu entwickelter Stromrichter
Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet ABB, die den ganzen Antriebsstrang beisteuert – von der Fahrdrahteinspeisung bis zu den Motoren. Speziell für diese Anwendung hat die ABB-Geschäftseinheit Leistungselektronik einen Unterflur-Stromrichter entwickelt. Dieser wurde auf Basis von IGBT-Halbleitermodulen des bisherigen CC500-Stromrichters der Bordline-Familie aufgebaut. Die IGBTs stammen dabei von der Geschäftseinheit Semiconductors in Lenzburg. Die beiden Stromrichter übernehmen die Ansteuerung von insgesamt vier Fahrmotoren mit einer totalen Antriebsleistung an der Zahnstange von 1000 kW. Auch ein Batterieladegerät ist Teil des Stromrichters. Die notwendige dreiphasige Hilfsenergie für Heizung, Lüftung, Pumpen und Kompressoren wird direkt am Trafo abgenommen.


Weltweit einmaliges Kraftwerk auf Rädern
Der netzseitige IGBT-Stromrichter von ABB stellt ein weltweites Unikat dar: Die elektrische Energie wird bei der Gornergratbahn dreiphasig auf die Fahrzeuge gebracht mit 3×50 Hertz anstelle der sonst üblichen einphasigen 16.6 Hertz. Dies ist an den zwei Stromabnehmern auf dem Dach schön zu sehen. Bei der Talfahrt wird die gesamte Bremsenergie der Motoren wieder ins Netz zurückgespeist – ein kleines Kraftwerk auf Rädern. Sollte das speisende Netz einmal ausfallen, kann das Fahrzeug auch über eine Widerstandsbremse zu Tal gebracht werden.


Fahrzeuge von Stadler
Die neuen Fahrzeuge wurden von Stadler Bussnang geliefert, einem Spezialisten für Schmalspurbahnen mit Zahnstangenantrieb. Sie weisen im Gegensatz zu den bisherigen Fahrzeugen der Gornergratbahn einen grossen Anteil an Niederflur-Sitzplätzen auf. Diese sind rollstuhlgängig und zudem auch für Skifahrer und Mountainbiker angenehmer zu benutzen. Die Jungfernfahrt mit dem ersten Fahrzeug fand am 16. November 2006 statt. Es folgten verschiedene Bergfahrten für Bremsversuche, noch ohne Passagiere. Um die 20 Tonnen Zulast zu simulieren, wurden dabei kurzerhand 20 Tonnen Betonsteine ins Fahrzeug gehievt. Nach bestandener Abnahme des Bundesamtes für Verkehr ging dieses Fahrzeug noch vor Weihnachten in den regulären Betrieb über – zur grossen Freude der Touristen und rechtzeitig zur neuen Skisaison. Ende Januar 2007 waren dann schliesslich alle vier Fahrzeuge im normalen Bergbahnbetrieb integriert und sorgen seitdem für eine schnellere und effizientere Abwicklung des Skibetriebs im weltbekannten Wintersportort.

(ABB/mc/hfu)

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