Adolf E. Real, CEO VP Bank: » Wir sind überzeugt, bis Ende 2009 unser Ziel von 40 Milliarden Assets under Management hauptsächlich durch organisches Wachstum zu erreichen»

Adolf E. Real, CEO VP Bank: » Wir sind überzeugt, bis Ende 2009 unser Ziel von 40 Milliarden Assets under Management hauptsächlich durch organisches Wachstum zu erreichen»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Real, das Konzernergebnis um 29 Prozent gesteigert, die Kosten im Griff (Cost/Income Ratio bei 44 Prozent) und eine signifikante Steigerung des Neugeldzuflusses um 1.1 Milliarden Franken. Rundum zufrieden oder sehen Sie noch verstecktes Potential bis zum Ende des Jahres?


Adolf E. Real: Ja, ich bin mit der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2006 sehr zufrieden, wir haben unser Budget übertroffen. Das 2. Semester hat gut begonnen. Unter den Voraussetzungen, dass sich die Rahmenbedingungen nicht deutlich negativ verändern, gehen wir für das gesamte Jahr 2006 von einem gegenüber dem Vorjahr gesteigerten Geschäftsergebnis aus. 


Die Cost/Income Ratio ist von 46 auf 44 Prozent gesunken und entspricht damit Ihrer Zielsetzung einer Cost/Income Ratio von unter 50 Prozent. Durch welche konkreten Massnahmen wurde die Verbesserung herbeigeführt und wo sehen Sie das wünschenswerte Verhältnis von Geschäftsaufwand zu Bruttoerfolg für die VP Bank im Vergleich zu Mitbewerbern?


Eine straffe Kostenkontrolle steht bei der VP Bank seit je her im Zentrum. So ist es uns gelungen, trotz Marktexpansion die Cost/Income Ratio zu verbessern. Ebenfalls hat auch die starke Zunahme des Bruttoerfolges um 18% zu dieser Verbesserung geführt. Unser Ziel ist es, trotz organischem Wachstum die Cost/Income Ratio auch in den kommenden Jahren bei 50% oder weniger zu halten. Damit bleiben wir weiterhin in der Spitzenposition der Mitbewerber. 



«Unser Ziel ist es, trotz organischem Wachstum die Cost/Income Ratio auch in den kommenden Jahren bei 50% oder weniger zu halten». Adolf E. Real, CEO VP Bank


Die Erträge und das Geschäftsvolumen stiegen signifikant an. In der gleichen Zeit stieg aber auch der Geschäftsaufwand um 12.8 Prozent an. Warum dieser erhöhte Aufwand?


Der Personalbestand hat sich gegenüber dem 30. Juni 2005 um 21 Stellen erhöht. Wir haben aus Anlass unseres 50-Jahr-Jubiläums jedem Mitarbeitenden als Dank und Anerkennung ein Aktienpaket geschenkt. Zusammen mit den leicht höheren Abgrenzungen für Bonuszahlungen stieg darum der Personalaufwand um gut neun Prozent. Bei den Sachaufwendungen ist insbesondere die Zunahme der Kosten für Marketing und Public Relations zu erwähnen. Diese Zunahme ist einerseits auf flankierende Massnahmen für unsere Wachstumsstrategie, andererseits auf die ausserordentlichen Aufwendungen für unsere Jubiläumsaktivitäten zurückzuführen. Ebenfalls stiegen die Kosten für Informationsbeschaffungen über Nachrichtendienste und  Research.

Die IAS 39 Reserven, generell zur Bilanzierung der immateriellen Vermögenswerte (intangible assets) verwendet,  sind von 24 auf 7 Millionen Franken abgebaut worden. Was genau ist in diesen Reserven definiert, wie kam es zu diesem Abbau?


In den Reserven IAS 39 sind die Bewertungsreserven unserer «Finanzanlagen zur Veräusserung verfügbar» gebucht. Dieser Betrag reduzierte sich einerseits durch die Realisierung von Kursgewinnen, andererseits durch marktbedingte Bewertungsanpassungen, welche aufgrund der gestiegenen Zinsen vorzunehmen waren.


Per 31. Mai 2006 wurde die VP Bank Aktie in den MSCI Switzerland Small Cap Index von Morgan Stanley Capital International (MSCI) aufgenommen. Welche Bedeutung und konkreten Auswirkungen hat diese Aufnahme für die VP Bank?


Für die VP Bank ist die Aufnahme in diesen renommierten Index sehr positiv. Es erhöht die Attraktivität unserer Aktie für private und institutionelle Anleger und wir erlangen durch die Aufnahme in diesen Index die Aufmerksamkeit von potenziellen Investoren. Die MSCI-Indizes geniessen einen hohen Bekanntheitsgrad und werden von Investmentfonds, aber auch von privaten Geldanlegern als Vergleichsmassstab (Benchmark) für die Wertentwicklung ihrer Portfolios verwendet.


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Im Frühjahr haben Sie eine Repräsentanz in Hongkong eröffnet und rechneten mit einem Gewinnbeitrag nach fünf Jahren. Halten Sie an diesem Ziel fest oder gibt es nach den positiven Erfahrungen in Moskau eine zeitliche Korrektur nach unten?


Der Aufbau des neuen Standortes Hongkong läuft planmässig. Am 1. Dezember dieses Jahres werden wir acht Mitarbeitende beschäftigen. Eine gute Etablierung und Verankerung im asiatischen Raum braucht einen etwas längeren Atem. Ich bin sehr zuversichtlich, dass Hongkong in den nächsten Jahren einen Gewinnbeitrag generieren wird.



«Unsere Strategie ist auf ein organisches Wachstum ausgerichtet.»


Der Neugeld-Zufluss, in vergangenen Jahren stagnierend oder abnehmend, hat sich mit einer Zunahme von 1.1 Milliarden Franken sehr erfreulich entwickelt. Mit welchen Produkten und speziellen Massnahmen ist dieser Zufluss zustande gekommen und welche Ziele haben Sie sich hier für das kommende Jahr gesetzt?


Wir haben seit Jahren konsequent in unsere Fronteinheiten an allen Standorten investiert. So freut es uns natürlich jetzt besonders, dass alle Gruppeneinheiten zu diesem erfreulichen Zuwachs an Neugeldern beigetragen haben. Wir ernten erste Früchte und sind überzeugt, bis Ende 2009 unser Ziel von 40 Milliarden Assets under Management hauptsächlich durch organisches Wachstum zu erreichen. 
 
Mit einem hohen Eigenkapital und klaren Wachstumszielen stellt sich immer wieder die Frage nach möglichen Übernahmekandidaten. Vor einem Jahr machten Sie die Aussage, dass Sie, um das Wachstumsziel zu erreichen, auch Akquisitionen tätigen müssten. Wie beurteilen Sie die Situation heute, fehlt es an geeigneten Kandidaten oder sind die Preise zu hoch?


Unsere Strategie ist auf ein organisches Wachstum ausgerichtet. Wie schon mehrmals kommuniziert, schliessen wir Akquisitionen nicht aus. Dabei möchte ich betonen, dass eine Übernahme für die VP Bank nur in Frage kommt, wenn sie uns strategisch weiterbringt. Die aktuellen Rahmenbedingungen bringen es mit sich, dass der Markt für Übernahmen ausgetrocknet ist, und nachdem viele Institute, insbesondere auch ausländische, auf der Suche nach Kandidaten sind, haben sich die Preise entsprechend erhöht.&

In München liegen Sie bei der Entwicklung der Geschäftstätigkeit hinter dem Plan zurück bezüglich Ertrag du Geschäftsvolumen. Wo liegen die Gründe dafür und wann erwarten Sie hier ein profitables Geschäftsergebnis?


Wir sind mit der Entwicklung in München zufrieden, die Resonanz am Markt München ist sehr positiv. Gute Mitarbeitende zu finden, ist anspruchsvoll und dauert etwas länger. Folglich sind wir auf der Ertragsseite ein Jahr hinter dem Plan, weisen andererseits aber auch entsprechend tiefere Kosten aus. 


In der Planung haben Sie bis Ende 2009 die Zielsetzung von 40 Milliarden Franken festgeschrieben. Wie wollen Sie dieses zusätzliche Volumen von 7.8 Milliarden Franken erreichen?


In dieser Planung gehen wir einerseits von einer Jahresperformance von 3.5  Prozent aus und anderseits von entsprechenden Akquisitionserfolgen unserer Markteinheiten. Wir sind überzeugt, dass wir dank unserer anhaltenden Investitionen in die Produkt- und Dienstleistungserstellung, in die Schulung der Mitarbeitenden und in unsere Marketing- und Kommunikationsaktivitäten dieses Ziel erreichen werden.


Der Swissfirst Fall sorgt zurzeit für Schlagzeilen. Einmal mehr wird das Thema Insiderhandel heftig diskutiert. Sind aus Ihrer Sicht zusätzliche Massnahmen nötig und was unternimmt die VP Bank, um solche Fälle in Zukunft zu verhindern?


Seitens der Bank bestehen klare Regelungen im Zusammenhang mit Bankgeschäften der Mitarbeitenden. Nebst den im Prozess implementierten Führungskontrollen prüft die Interne Revision periodisch die Einhaltung der Bestimmungen. Die Corporate Governance Bestimmungen der SWX werden bei der VP Bank umgesetzt und im Geschäftsbericht wird darüber entsprechend Rechenschaft abgelegt.


Zum Schluss des Interviews habe Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Dass sich der Erfolg der VP Bank Gruppe fortsetzt, zum Wohle der Kunden, Mitarbeitenden und Aktionäre. Weltweit wünsche ich mir, dass die vielen Krisenherde abnehmen mögen und wieder Ruhe und vermehrt Stabilität einkehrt.





Der Gesprächspartner
Adolf E. Real (geb. 31. Juli 1954, Liechtensteiner) ist seit 1. Januar 1989 Mitglied und seit 1. Mai 1998 Vorsitzender der Geschäftsleitung (seit 1. Juli 2005 Chief Executive Officer) der VP Bank Gruppe. Er ist Präsident des Verwaltungsrates der Tochterbanken und zuständig für die Zentralen Stäbe Corporate Communications sowie Group Marketing & Corporate Development.

Ausbildung: Studium der Agrarwirtschaft an der Eidgenössischen Technischen Hochschule, Zürich (Dipl. Ing. ETH);



Studium der Betriebswirtschaft (Bankwesen) an der Universität St. Gallen; Master of Business Administration (MBA) an der University of San Diego/USA; Absolvent des Advanced Management Program der Harvard Business School, Boston/USA.


 


Berufliche Stationen: 1983 Eintritt in die VP Bank; Aufbau der Abteilungen Marketing und Organisation; Assistent des Generaldirektors; ab 1989 Mitglied der Geschäftsleitung (verantwortlich für Verarbeitung, inkl. Informatik und Organisation); seit 1998 Vorsitzender der Geschäftsleitung.


 


Weitere Tätigkeiten und Interessensbindungen: Adolf E. Real ist Vizepräsident des Liechtensteinischen Bankenverbandes.



VP Bank

Die Verwaltungs- und Privat-Bank Aktiengesellschaft (VP Bank) wurde 1956 gegründet und gehört zu den grössten Banken Liechtensteins. Heute verfügt sie über Tochtergesellschaften in Zürich, Luxemburg und auf den British Virgin Islands sowie über eine Vermögensverwaltungsgesellschaft in München eine Repräsentanz in Moskau und in Hongkong.

 

Die Bank besteht aus den Geschäftseinheiten Private Clients, Trust Banking und Banking Services. Per 30. Juni 2006 beschäftigte die VP Bank Gruppe teilzeitbereinigt knapp 570 Mitarbeitende. Die Bilanzsumme betrug CHF 9.0 Mrd. und das betreute Kundenvermögen CHF 32.2 Mrd. Die VP Bank Gruppe hat von Standard & Poor?s das Rating «A» (A / stable / A-1) erhalten. Damit ist sie eine der wenigen offiziell bewerteten Privatbanken in Liechtenstein und der Schweiz

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