Agrarbericht 2005: Reformen an der Grenze der Sozialverträglichkeit

Die 3,36 Mrd CHF pro Jahr für die Periode 2008 bis 2011 erlaubten es, dass die Entwicklung in der Landwirtschaft sozialverträglich bleibe, hält der Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW), Manfred Bötsch, in dem am Dienstag veröffentlichten über 300-seitigen Grundlagenwerk fest.


Botschaft zur Agrarpolitik 2011
Neu beurteilt werden müsse die Situation, falls der Abschluss der WTO-Verhandlungen oder ein allfälliges Freihandelsabkommen mit den USA Einbussen für die Landwirtschaft mit sich brächten, schreibt Bötsch. Der Bundesrat werde im Frühjahr 2006 die Botschaft zur Agrarpolitik 2011 dem Parlament zuleiten. Es wäre falsch zu behaupten, es habe sich auf Grund der Agrarreform im Ernährungsbereich nichts bewegt, sagte Bötsch vor den Medien. Die Produktivität in der Landwirtschaft steige jährlich um 1,4%, und die Produzentenpreise seien wettbewerbsfähiger geworden. Nicht gesunken seien allerdings die Endverbraucherpreise.


Entwicklung in der Landwirtschaft seit 1990
Der sechste Agrarbericht des BLW zeigt erstmals an Hand von Indikatoren, wie nachhaltig die Entwicklung in der Landwirtschaft seit 1990 war. Die Resultate sind überwiegend positiv. Der Lebensqualitätsindex der bäuerlichen Bevölkerung liegt aber tiefer als jener der übrigen Bevölkerung. Beim Indikator Einkommensvergleich ist der Abstand der Landwirtschaft zur übrigen Bevölkerung zwischen 1990 und 2004 grösser geworden. Doch nahm der Abstand bereits vor der Agrarreform 1993 deutlich zu und blieb seither relativ konstant. Indessen beurteilen die Bauern ihr Einkommen nach wie vor als zu tief.


Fortschritte im Bereich der Ökologie
Fortschritte hat die Landwirtschaft in der Ökologie erzielt. Die ökologischen Ausgleichsflächen haben seit 1993 von 20’000 auf 116’000 Hektaren zugenommen. Dies entspricht einem Anteil von 11% an der landwirtschftlichen Nutzfläche – laut Bötsch ein sehr positives Ergebnis. Die Wirkstoffmenge der Pflanzenschutzmittel ging seit 1990 um 38% zurück. Der Phosphoreinsatz nahm im gleichen Zeitraum um fast zwei Drittel ab, und die Effizienz erhöhte sich um einen Faktor 3. Beim Stickstoff konnte die Effizienz von 23 auf 27% gesteigert werden. Das ist nahe am Maximum.


Unbefriedigende Energieeffizienz
Als unbefriedigend wird die Energieeffizienz gewertet. Das Verhältnis zwischen Energieverbrauch und produzierter Nahrungsenergie blieb seit 1990 unverändert. Bei der Energie wurde somit kein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gemacht. Eine Substitution von fossiler Energie fand nicht statt.


2004 ein überdurchschnittlich gutes Landwirtschaftsjahr
Das Berichtsjahr 2004 war ein überdurchschnittlich gutes Landwirtschaftsjahr. Gute Erträge im Pflanzenbau und stabile Verhältnisse auf den Schlachtviehmärkten trugen wesentlich zu diesem positiven Resultat bei. Das Nettounternehmenseinkommen des landwirtschaftlichen Sektors betrug 3,218 Mrd CHF.


Einkommensrückgang erwartet
Das mittlere Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe lag bei 76’115 CHF. Für das Jahr 2005 erwartet das BLW wieder einen deutlichen Einkommensrückgang. Es schätzt das Sektoreinkommen auf 2,776 Mrd. Das landwirtschaftliche Einkommen dürfte auf den Stand von 2003 zurückfallen. (awp/mc/gh)

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