Bankenpleiten in Bahrain lösen Mini-Beben am Golf aus

von Gérard Al-Fil

Es begann alles relativ harmlos. Am 12. Mai 2009 stufte S&P das Rating der Bahrain-Niederlassung der saudiarbischen The International Banking Corp. (TIBC) auf «SD» für «selektiver Zahlungsausfall» herunter. Zur Begründung hiess es, die Zweigstelle könne vereinzelt ihren fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen.


Bad news auf Raten
Am 6. Juni dann wurde eine weitere saudiarabische Bankentochter in Manama als pleite eingestuft, diesmal die Awal Bank. TIBC gehört zur Unternehmerfamilie Ahmad Hamad Algosaibi and Brothers Company, die Awal Bank zur Saad Gruppe, einem 30-Milliarden-Dollar-Konzern in Riad.

Das ganze Ausmass der Bankenpleiten sickerte nur tröpfchenweise durch. Ende Juni wurden schon 9,7 Mrd. Dollar genannt, welche die zwei Geldhäuser an Verlusten verursacht hätten. Inzwischen ist von 15,7 Mrd. Dollar die Rede, die sich beide Banken bei anderen Instituten geliehen hätten und nicht in der Lage seien zu begleichen. Die Anlagewerte von TIBC und Awal wurden von der Zentralbank in Riad inzwischen eingefroren. Dies gelang allerdings nur durch Umwege ans Licht der Öffentlichkeit, nicht etwa über eine offizielle Medienmitteilung. Unter den Gläubigerbanken sind dem Vernehmen nach auch die amerikanische Citigroup und die französische BNP Paribas.


Mini-Beben mit weltweiten Schockwellen
Besonders betroffen sind die Abu Dhabi Commercial Bank mit Einlagen von 500 Mio.  Dollar bei TIBC und Awal, die Commercial Bank of Kuwait (119 Mio. Dollar) und die Bank Muscat (171 Mio. Dollar), deren Aktien kurzfristig unter Druck gerieten. Der Gesamtschaden dürfte sich auf 40 Mrd. Dollar beziffern, berichtet die Tageszeitung «Al-Riyadh Daily». Angeblich, so schreibt das Blatt, vertraute die Finanzwelt den Clans Saad und Algosaibi wegen ihres «guten Rufes» im Mittleren Osten.


Rückschlag für Manama
Bitter für den Banken-Hub Bahrain: der Inselstaat hat gerade die neue Kampagne «Business Friendly Bahrain» mit dem Werbeslogan «The centre in the Gulf ? Not the centre of attention» gestartet. Der zweite Satz spielt auf das als profilierungssüchtig geltende Golf-Emirat Dubai an. Das Offshore-Zentrum Manama rückte zuletzt immer mehr in den Schatten des 2004 gegründeten Dubaier Finanzentrums DIFC, das als Onshore-Hub die Regeln der britischen Finanzaufsichtsbehörde FSA fast 1:1 übernommen hat und damit 250 autorisierte Banken und Finanzdienstleister locken konnte.


Bahrain wirbt als Golfstaat mit der ältesten am Golf bestehenden Finanzmarktregulierung und als Bankenplatz mit 417 ansässigen Geldhäusern um die Gunst der Unternehmen und Investoren. Jetzt sieht sich sich die Zentralbank in Manama Vorwürfen aus der Branche ausgesetzt, die Öffentlichkeit nur unzureichend über die Fälle TIBC und Awal informiert zu haben.
(mit Material von Bloomberg)

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