Barclays gibt im Kampf um ABN Amro auf – Weg frei für RBS

Barclays habe nicht die angestrebte Zustimmung der ABN-Amro-Anteilseigner von 80 Prozent bekommen, teilte das Kreditinstitut am Freitag in London mit.


Weg frei für das Dreierkonsortium
Damit ist der Weg frei für das Dreierkonsortium um die Royal Bank of Scotland Group (RBS), das mehr Geld für ABN Amro geboten hat. Die Anmeldefrist für diese Offerte lief am Freitagnachmittag ab. Das Ergebnis soll nächste Woche bekanntgegeben werden. Im Gegensatz zu Barclays hat sich das Konsortium einen Zuschlag auch bei weniger als 80 Prozent Zustimmung offengehalten.

Grösste Übernahme im Bankensektor
Es handelt sich um die bisher grösste Übernahme im Bankensektor. ABN Amro soll nach den Plänen des Konsortiums zerschlagen und unter den Käufern aufgeteilt werden. Nach Angaben von Gewerkschaften sind 19.000 Jobs in Gefahr.


RBS-Konsortium bot 71,1 Milliarden Euro
RBS hatte zusammen mit dem belgisch-niederländischen Finanzkonzern Fortis und der spanischen Banco Santander 71,1 Milliarden Euro für die grösste Bank der Niederlande geboten, zum Grossteil in bar. Barclays wollte dagegen nur 67,5 Milliarden Euro zahlen. Da dieses Angebot zum grossen Teil aus Aktien bestand, war der Wert in den vergangenen Wochen während der Krise an den Finanzmärkten auf 62,1 Milliarden Euro gesunken. Marktbeobachter hatten einen Rückzieher von Barclays bereits erwartet.


Bedingungen für die Offerte nicht erfüllt
Die Bedingungen für die Offerte seien nicht erfüllt worden, begründete Barclays die Entscheidung. Das Institut startete stattdessen einen Aktienrückkauf und verlangt von ABN 200 Millionen Euro für die fehlgeschlagene Übernahme. Die Forderung ergibt sich aus einer Vereinbarung, dass der ABN-Amro-Vorstand seinen Aktionären das Barclays-Angebot ausdrücklich empfiehlt. Davon hatten der Vorstand aber zuletzt abgesehen. ABN Amro akzeptierte die Forderung. Ein Sprecher sagte, dass Barclays ein Übernahmeangebot gemacht habe, sei «ein Ausdruck des Vertrauens in unsere Bank und unsere Mitarbeiter». Er wollte den Rückzug nicht kommentieren.

Barclays-Chef erwartet Wachstum
Trotz der Niederlage sagte Barclays-Chef John Varley, er sei «zuversichtlich», dass die Bank in den kommenden Jahren «bedeutend» wachse. Chairman Marcus Agius betonte, die Bank sei «stolz» auf das, was das Management in den vergangenen Monaten geleistet habe. Die Aktien der Banken des Konsortiums reagierten kaum auf die Nachricht. Auch die Papiere von ABN und Barclays zeigten sich praktisch unbewegt.


ABN-Management bevorzugte Barclays-Offerte
Das ABN-Management hatte zu Beginn des Übernahmekampfes im April die Barclays-Offerte bevorzugt und das Konkurrenz-Gebot abgelehnt. Einige ABN-Aktionäre bevorzugten jedoch das höhere Gebot des Konsortiums. ABN reagierte mit einer «Giftpille» und wollte sich mit einem Verkauf der für das Konsortium interessanten US-Tochter LaSalle unattraktiv für die Gruppe machen. Der Streit um diese Veräusserung ging bis vor das oberste Gericht in den Niederlanden, das den Verkauf dann letztlich zuliess. Das Konsortium stieg anschliessend aber nicht aus, sondern verbesserte die Struktur seines Angebots noch einmal.

Schützenhilfe aus Asien
In dem Kampf hatte Barclays auch Schützenhilfe aus Asien bekommen und die Offerte Ende Juli erhöht. Möglich wurde das verbesserte Angebot durch eine Beteiligung der staatlichen China Development Bank (CDB) und des staatlichen Investmentfonds Temasek aus Singapur. Barclays wäre selbst bereit gewesen, den Adler aus seinem Logo zu nehmen und das Hauptquartier nach Amsterdam zu verlegen.


Rückzug – ein Segen für Barclays
Marktbeobachter nannten den Rückzug «einen Segen» für Barclays, da sich die Bank mit der Übernahme in der gegenwärtigen Bankenkrise übernommen hätte. Analysten hatten auch betont, dass RBS zu viel für die Niederländer bezahlen würde.

Aktienrückkauf angekündigt
Parallel zum Scheitern des Übernahmeangebots für ABN Amro kündigte Barclaysein neues Aktienrückkauf-Programm an. Bis zu 1,55 Milliarden Pfund (2,22 Mrd Euro) stellt die Bank dafür zur Verfügung. Sie will bis zu 196 Millionen eigene Aktien einsammeln. (awp/mc/ab)

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