Bieter-Wettbewerb um Opel auf der Zielgerade

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) erklärte das Verfahren sogar für abgeschlossen – im Gegensatz zu Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Als Favorit für die Opel-Übernahme gilt bislang der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna, der zusammen mit russischen Partnern einsteigen will.


Magna gesetzt
Magna sei aus dem Verfahren, das in einer Spitzenrunde im Kanzleramt in der Nacht zum 30. Mai abgeschlossen worden sei, als Sieger hervorgegangen, sagte Koch der «Financial Times Deutschland» (Montag). «Nur wenn die Gespräche mit Magna, die gut laufen, wider Erwarten scheitern würden, könnten andere Bieter zum Zug kommen. Ein anderer Umgang mit dem abgeschlossenen Bieterverfahren wäre unseriös.» Dagegen hatte Guttenberg es zuvor begrüsst, dass weitere Interessenten neben Magna im Gespräch blieben.


Betriebsrat: Absage an Magna-Konkurrenten
Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz verwies ebenfalls auf die Berliner Vorentscheidung für Magna. «Für mich gibt es einen Favoriten unter den Bietern», sagte er der dpa. Die anderen Interessenten wertete er negativ: Der chinesische Autobauer BAIC sei ausschliesslich an Technologie interessiert; der Finanzinvestor Ripplewood plane die Schliessung von drei Opelwerken in Europa, davon zwei in Deutschland. Das Tochterunternehmen des Finanzinvestors Ripplewood, RHJ International, rechnet sich aber dem Nachrichtenmagazin «Focus» nach ohnehin kaum noch Chancen aus, zum Zuge zu kommen. «Wir sind offenbar aus dem Bietprozess rausgeflogen», sagte ein Unternehmenssprecher.


«Neue Übernahmebedingungen»
Magna will zusammen mit der vom Staat kontrollierten Sberbank sowie dem Autohersteller GAZ 55 Prozent von Opel übernehmen. Die Sberbank geht allerdings von keiner schnellen Einigung aus. «Wir stecken in den Verhandlungen. Als optimistischste Variante könnte eine Übereinkunft frühestens im September getroffen werden», sagte Vorstandschef German Gref bereits am Freitag. Es müssten «neue Übernahmebedingungen» geprüft werden. Medien zufolge hat der bisherige Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) eine Rückkaufoption für Opel verlangt. Dies würde die Übernahme unattraktiver machen. Die deutsche Politik will diese Option nicht zugestehen, weil Opel mit Steuergeldern gestützt wird.


Zu Guttenberg bleibt optimistisch
Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg äusserte sich in Salzburg «alles andere als pessimistisch» zu den Opel-Gesprächen. Die Verhandlungen zwischen Magna und GM könnten «zu guten Ergebnissen kommen», sagte er bei einer Veranstaltung der Deutschen Handelskammer in Österreich. Der Erfolg hänge aber von den Beteiligten selbst ab: «Das ist ein Prozess, an dem die Regierung nicht beteiligt ist», betonte der Minister laut Mitteilung der Kammer. Im Interview mit der Wiener Zeitung «Der Standard» hatte er zuvor erklärt, es sei nicht auszuschliessen, dass die Verhandlungen doch noch scheiterten: «Aus meiner Sicht ist es uneingeschränkt zu begrüssen, dass neben Magna weitere Interessenten im Gespräch bleiben.»


Plan für Mitarbeiterbeteiligung steht
An der neuen Opel-Gesellschaft sollen nach den bisherigen Plänen Magna mit 20 Prozent, der bisherige Mutterkonzern GM und die Sberbank mit je 35 Prozent und die Opel-Mitarbeiter mit 10 Prozent beteiligt sein. Der Plan für die Mitarbeiterbeteiligung stehe, meldete die «Wirtschaftswoche». Der Konzernbetriebsrat habe der Gründung einer Aktiengesellschaft zugestimmt, die die Anteile treuhänderisch verwalten soll. Die Beteiligung der Mitarbeiter solle durch die Umwandlung von Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Lohnerhöhungen in Unternehmensanteile finanziert werden. Einen Einstieg der Opel- Händler, die sich an dem Mitarbeiter-Anteil beteiligen sollten, lehnen dagegen GM und Magna offenbar ab.


Fiat-Chef: Keine höhere Opel-Offerte 
Der italienische Fiat-Konzern hat sein Angebot für den deutschen Autohersteller Opel als das äusserst Machbare bezeichnet. «Ich glaube nicht, dass wir die Offerte erhöhen könnten», sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne am Freitag. Das existierende Angebot sei das vernünftigteste, was Fiat unter industriellen Gesichtspunkten her leisten könne.


«Gespräche mit Magna laufen nicht»
Fiat hatte im vergangenen Monat ein Angebot für die General Motors (GM) -Tochter vorgelegt, war dann aber in der zweiten Bieterrunde ausgeschieden. Die besten Aussichten hat derzeit österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna International . Kreisen zufolge wollen General Motors und Magna den Verkauf einer Opel-Beteiligung bis Mitte September abschliessen. Marchionne sagte nun, er habe gehört, dass die Gespräche zwischen GM und Magna nicht gut liefen. Fiat habe sein Interesse an Opel bekräftigt. Der italienische Konzern ist vor kurzem bei dem US-Autobauer Chrysler mit 20 Prozent eingestiegen. Marchionne zufolge steht Fiat zudem kurz vor einem Vertragsabschluss mit dem chinesischen Wettbewerber Guangzhou Automobile Industry Group. Derzeit würden noch die letzten Details geklärt, sagte der Fiat-Chef.


Opel hat grösseren finanziellen Spielraum als gedacht
Opel hat nach einem Pressebericht einen grösseren finanziellen Spielraum als bisher gedacht. Das Unternehmen wolle den zugesagten staatlichen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro nicht vollständig ausschöpfen, berichtete das «Handelsblatt» (Montag) unter Berufung auf Unternehmenskreise. Opel-Finanzchef Marco Molinari habe Opel-Aufsichtsrat auf einer Sitzung am Freitag eine interne Finanzplanung vorgelegt, nach der nur rund 1,2 Milliarden Euro der staatlichen Finanzhilfe in Anspruch genommen werden sollten. Rund 300 Millionen Euro sollten als Sicherheitspolster dienen, falls sich die wirtschaftliche Situation in den kommenden Monaten verschlechtern sollte. Das Unternehmen wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.


Treuhand sieht keine Eile bei Opel-Verkauf
Der Opel-Treuhandbeirat sieht beim geplanten Verkauf des angeschlagenen Autobauers keinen Grund zur Eile. Zwar strebe auch die Treuhand, die zur Zeit 65 Prozent der Opel-Anteile hält, «so schnell wie möglich» einen Vertragsabschluss an, sagte der Gremiumsvorsitzende Fred Irwin am Montag in Frankfurt. «Aber Opel ist nicht in einer Notsituation, die rund 50.000 Mitarbeiter in Europa werden nicht arbeitslos.» Sein Ziel sei, das vor einem Monat begonnene Verfahren in seiner sechsmonatigen Amtszeit abzuschliessen. Der mögliche Investor Magna hatte den September als Datum für das sogenannte Closing genannt. Die Treuhand habe die einstige Opel-Mutter General Motors (GM) aufgefordert, sich neben Magna auch alle anderen «ernsthaften Interessenten» näher anzuschauen. (awp/mc/ps/02)

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