CH-Schluss: Nach Achterbahnfahrt mit deutlichen Kursaufschlägen

Zeitweilig habe sich Panikstimmung breit gemacht, hiess es im Handel. Wachsende Rezessionsängste hatten die Risikobereitschaft der Anleger dahin schmelzen lassen und für Verkäufe gesorgt.


Am Nachmittag sorgte die ausserordentliche Leitzinssenkung der US-Notenbank um 0,75 Prozentpunkte auf 3,50% für einen kurzfristigen Aufschwung. Innerhalb weniger Minuten nach Bekanntgabe des Entscheides gewann der SMI mehr als 150 Punkte, gab die ganzen Gewinne jedoch im Einklang mit den übrigen Aktienmärkte diese schnell wieder ab. Mit der Eröffnung der US-Börsen legten die Schweizer Standartwerte dann aber kontinuierlich zu. Händler verwiesen auf geringer als erwartet ausgefallenen Kursrückgänge in den USA.


Der SMI schloss um 2,76% oder 200,78 Stellen höher auf 7’487,92 Einheiten; damit hat der SMI seit Jahresschluss bereits 11,75% verloren. Die Handelspanne umfasste am Berichtstag mehr als 580 Punkte mit einem Tiefstand bei 6’951 und einem Hoch bei 7’535 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI erhöhte sich um 3,31% auf 1’134,30 Zähler und der breiter gefasste SPI um 2,64% auf 6’074,62 Punkte.


Am deutlichsten profitierten die Finanzwerte von der unerwarteten Leitzinssenkung durch das Fed. Die Zinssenkung stellte auch die neuen Hiobsbotschaften aus dem Finanzsektor in den Schatten. Die Bank of America war von der weltweiten Kreditkrise nicht verschont geblieben und verzeichnete im Schlussquartal 2007 einen kräftigen Gewinneinbruch. Auch der Anleihe- und Kreditversicherer Ambac geriet in den Abwärtsstrudel der US-Finanzkrise und musste Milliarden abschreiben. Ungeachtet der negativen Nachrichten setzten sich UBS mit 9,2% auf 44,00 CHF an die Tabellenspitze. Credit Suisse legten um 6,0% auf 54,90 CHF zu und Julius Bär um 3,3% auf 75,30 CHF.


Unter den Assekuranzwerten profilierten sich Swiss Re mit +7,1% auf 73,60 CHF. Die Veröffentlichung aller ausstehender Risikopositionen durch den Rückversicherer hätte für zusätzliche Nachfrageimpulse gesorgt, hiess es im Handel. Die übrigen Versicherer konnten den Avancen von Swiss Re nicht ganz Schritt halten und verteuerten sich zwischen 2,6% und 3,3%.


Hoch in der Anlegergunst standen am Berichtstag auch die Chemiewerte. Im Sog der über Erwarten guten Viertquartalszahlen des amerikanischen Chemiekonzerns DuPont verteuerten sich Clariant um 7,3% auf 8,42 CHF und Syngenta um 5,0% auf 259,00 CHF. Die im SLI geführten Ciba avancierten um 5,0% auf 42,40 CHF.


Konjunktursensitive Titel erfreuten sich ebenfalls einer regen Nachfrage. Swatch (+6,2% auf 283,50 CHF), Richemont (+5,2% auf 62,40 CHF) und ABB (+5,0% auf 25,00 CHF) gingen dabei mit den grössten Kursaufschlägen aus dem Handel, Adecco (+4,3% auf 55,05 CHF) und Holcim (+2,1% auf 104,00 CHF) mit etwas moderateren. Richemont wird morgen seine Umsatzzahlen zum dritten Quartal nennen.


Gebremst wurde der SMI am Berichtstag von den grosskapitalisierten Schwergewichten. Der Pharmakonzern Roche (Aktie: +0,9% auf 195,50 CHF) kann nach monatelangem Werben und einer um fast 20% aufgebesserte Offerte die US-Diagnostikfirma Ventana übernehmen. Nestlé (+1,4% auf 468,50 CHF) rückten im späten Geschäft in die Gewinnzone vor, während Novartis (-1,1% auf 56,65 CHF) im Minus verharrten. Auch die defensiven Swisscom (-1,2% auf 398,00 CHF) gingen mit Abschlägen aus dem Handel.


Im SLI konnten sich neben Clariant Lonza (+7,3%) positiv in Szene setzen. Der Lifescience-Konzern wird morgen die Resultate des Geschäftsjahres 2007 bekannt geben; Analysten erwarten solide Zahlen. Dagegen schlossen Actelion (-3,5%) als einziger SLI-Wert mit Abschlägen.


Am breiten Markt hat eine Anzahl Unternehmen Zahlen vorgelegt. Lindt & Sprüngli (-4,0%), Komax (+0,2%) und Schulthess (unv.) fanden nach Umsatzangaben zu 2007 kaum Gehör. Auch Barry Callebaut (-1,3%) wurden verkauft, trotz Erstquartalszahlen, die die Markterwartungen klar übertrafen. Galenica erholten sich nach anfänglich starken Einbussen um 1,5%; die Pharmagruppe hatte mit einer Umsatzzunahme von 17,5% im vergangenen Jahr die Erwartungen der Analysten übertroffen. (awp/mc/pg)

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