Deutsche Börse senkt ab 1. November Preise für Parketthandel

«70 Prozent aller Order werden mit dem neuen Preismodell kostengünstiger als bisher ausgeführt werden», sagte der für die Weiterentwicklung des Segments Kassamarkt zuständige Deutsche-Börse-Manager Rainer Riess am Donnerstag in Frankfurt.


Europäische Finanzmarktrichtlinie MiFID
Rund 45 Prozent aller Kauf- und Verkaufaufträge würden dann nur noch einen Euro kosten, schätzt er. Mit dem bisherigen Modell seien dagegen die Kosten für die Anleger nicht vorhersehbar gewesen, die geringste Gebühr habe 1,75 Euro betragen. Zu verdanken ist das der neuen europäischen Finanzmarktrichtlinie MiFID, die von diesem Zeitpunkt an umgesetzt werden muss. Ziel der MiFID ist es, für alle Marktteilnehmer transparente und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und den Anlegerschutz zu verbessern.


Zusätzliche Handelsvolumina erhofft
Durch das attraktivere Preismodell erhofft sich die Deutsche Börse zusätzliche Handelsvolumina, die auch von Anlegern kommen könnten, die bisher an den anderen Regionalbörsen in Deutschland handeln. «Unser Ziel ist aber nicht als Angriff auf die Regionalbörsen zu sehen, sondern wir wollen gemäss der MiFID-Regeln ein transparentes Preismodell für die Privatanleger schaffen», so Riess. Interessant sei das Preismodell im Parketthandel vor allem für allgemein eher umsatzschwache Titel (illiquide Werte) wie SDAX-Aktien oder ausländische Wertpapiere, die nicht im STOXX 50 oder EuroSTOXX 50 sind, da hier Börsenmakler gegen eine Gebühr (Courtage) einspringen und beispielsweise Liquidität und Preise stellen. In sehr liquiden Aktien, vor allem im Leitindex DAX , ist der Handel auf der elektronischen Börsenplattform Xetra dagegen deutlich kostengünstiger und zieht laut Riess inzwischen längst auch verstärkt Privatanleger an. Das spiegelt auch die Statistik wider, denn etwa 98 Prozent der Handelsvolumina im DAX laufen über die Xetra-Plattform der Deutschen Börse.


Xetra BEST
Für diese Anleger bietet die Deutsche Börse die Handelsausführung über Xetra BEST an, wodurch eine bessere Ausführungsqualität der Kauf- und Verkaufaufträge garantiert wird. Orders von Privatanlegern erhielten künftig bei Ausführung von Xetra BEST eine automatische Preisverbesserung im Vergleich zu dem Preis, der aktuell im elektronischen Orderbuch entstanden wäre. Zudem würden solche Orders grundsätzlich in einer Transaktion vollständig und sofort ausgeführt und fixe Entgelte im Nachhandelsbereich Clearing würden wegfallen. Mit Baader, Commerzbank, equinet, ICF Kursmakler und Steubing seien fünf neue Xetra BEST ausführende Handelshäuser gewonnen worden, hiess es dazu seitens der Deutschen Börse. «Durchschnittlich finden bereits jetzt rund 60.000 Transaktionen im Monat in Xetra BEST statt», ergänzte Riess.


Best Execution Policy
Nun sind die Handelshäuser an der Reihe, die Kauf- und Verkaufaufträge ihrer Kunden, der Privatanleger, zu einem für diese bestmöglichen Preis auszuführen. Dazu muss jedes Kreditinstitut künftig eigene Grundsätze, eine so genannte «Best Execution Policy» aufstellen, die im Laufe des nächsten Jahres von der Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin in Augenschein genommen werden soll. Bislang allerdings hätten die Handelshäuser relativ wenig in dieser Sache getan, merkte Riess kritisch an. (awp/mc/gh)

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