Deutsche Telekom sucht weiter nach Lösung für US-Tochter

Jetzt wird dieser Schritt bei Branchenkennern und Analysten nicht mehr für ganz unwahrscheinlich gehalten. Eine Entscheidung ist aber offenbar noch nicht gefallen. Ein Telekomsprecher wollte den Artikel nicht kommentieren, betonte aber, der Konzern sei für 2010 bereits finanziert. Laut «Wall Street Journal» wäre das Ziel eines Börsengangs vor allem, die enttäuschten Telekom-Aktionäre zu beschwichtigen. Das einst zur «Volksaktie» hochstilisierte Papier dümpelt seit Jahren vor sich hin. Am Morgen stieg die Aktie im schwächeren Marktumfeld um knapp zwei Prozent.


Probleme in den USA
T-Mobile USA ist die Nummer vier auf dem US-Mobilfunk-Markt und inzwischen eines der Sorgenkinder des Konzerns. Der einstige Wachstumstreiber der Telekom verlor zuletzt sogar Kunden. Marktführer Verizon Wireless heizt den Preiskampf mit neuen Tarifen an. Der zweite grosse Anbieter AT&T profitiert seit langem vom exklusiven Vertrieb des iPhone. Viele Nutzer von T-Mobile beschweren sich in den USA über eine unzureichende Netzausstattung. Milliardenschwere Investitionen in das Netz sollten das Problem eigentlich lösen. Analysten sehen aber weiterhin Nachholbedarf. In der Branche werden die notwendigen Investitionen immer noch auf einen höheren einstelligen Milliardenbetrag geschätzt.


Börsengang wahrscheinlichstes Szenario
Und gerade dafür könnte ein Börsengang Geld in die Kassen des Konzerns spülen, so die Meinung von Analysten. «Die Telekom braucht Geld in den USA für den Netzausbau», sagt Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Sie hält einen Börsengang, über den schon seit Jahren spekuliert wird, für ein wahrscheinliches Szenario. «Jetzt scheint es etwas konkreter zu werden.»


Terrain wird sondiert
Dabei sondiert die Telekom offenbar gerade erst das Terrain: Die Telekom habe zur Vorbereitung des Börsengangs bereits Kontakt zu einer Reihe von Banken aufgenommen, schrieb die Zeitung. Namentlich nannte sie die Deutsche Bank . Es sei aber noch längst nicht klar, ob es tatsächlich zu einer Abspaltung von T-Mobile USA kommen werde. Derzeit liefen die Diskussionen, hiess es. Erst in einigen Monaten sei mit einer Entscheidung zu rechnen. Möglich sei auch, dass nur 20 Prozent der Tochter an die Börse gebracht werden.


Grosser Mehrheitsaktionär nicht erwünscht
Ein solcher Teilbörsengang wird von Analysten und Kennern des Unternehmens für wahrscheinlicher gehalten als ein kompletter: Für eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens wäre es nicht gerade hilfreich, sich einen Mehrheitsaktionär ins Boot zu holen, lautet die Argumentation. Ausserdem seien die Märkte für eine grössere Platzierung noch nicht genug aufnahmefähig.


LBBW: «IPO eine von mehreren Optionen»  
So oder so: Eine Lösung sei die Telekom ihren Aktionären für das Sorgenkind in den USA immer noch schuldig, heisst es unter Fachleuten. «Angesichts der Situation auf dem US-Markt würden wir es als normalen Prozess ansehen, wenn sich die Deutsche Telekom Gedanken über mögliche Optionen für T-Mobile USA macht», sagt LBBW-Analyst Stefan Borscheid. Ob der deutsche Ex-Monopolist aber sein Heil an der Börse findet, bleibt abzuwarten, meint Borscheid: «Ein Börsengang wäre nur eine von mehreren möglichen Optionen und wäre zumindest ein Schritt, der weitere Möglichkeiten eröffnen würde.»


Ausschau nach strategischen Allianzen
T-Mobile-USA-Chef Robert Dotson hatte jüngst angekündigt, sich nach strategischen Allianzen umsehen zu wollen und denkt offenbar über Branchengrenzen hinweg. Am Markt wurde zuletzt auch immer wieder eine Übernahme als Lösung diskutiert – die Überlegungen ranken sich von einer Fusion mit Sprint, Leap Wireless International Inc oder MetroPCS Communications Inc bis hin zu einer Partnerschaft mit dem Netzwerkanbieter Clearwire. (awp/mc/ps/15)

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