EU-Verlauf: Freundlich – Rohstoffwerte im Plus

«Der Weihnachtshandel war teilweise etwas enttäuschend und daher dürften die Volatilität vorerst weiter hoch und die Märkte unter Druck bleiben», sagte Henk Potts, Stratege bei Barclays Stockbrokers. «Zudem herrscht am Markt die Erwartung vor, dass die Profitabilität der Unternehmen im kommenden Jahr unter Druck gerät. Wir erwarten, dass sie um 20 Prozent fallen wird.»


Europäische Rohstoffwerte haben am Montag zu den stärksten Gewinnern in Europa gehört. BP verteuerten sich um 4,13 Prozent auf 517 Pence, Royal Dutch Shell kletterten um 5,65 Prozent auf 1.814 Pence und der britische Gasproduzent BG Group gewann 3,39 Prozent auf 930,50 Pence hinzu. Vor allem steigende Ölpreise sorgten unterstützend für den Sektor. Die Auseinandersetzungen zwischen der Hamas und Israel hätten Marktteilnehmern erneut vor Augen geführt, wie stark die Ölförderung im Nahen Osten geopolitischen Spannungen ausgesetzt ist. Der Ölpreis kletterte um bis zu acht Prozent über die Marke von 40,00 Dollar je Barrel an.


Minenwerte wie Rio Tinto verteuerten sich um 6,62 Prozent auf 1.466 Pence, da auch Metallpreise deutlich anzogen. «Geopolitische Einflüsse waren in den vergangenen Monaten von der Bildfläche verschwunden, dürften aber nach den jüngsten Angriffen Israels auf Gaza an Bedeutung gewinnen und den Preis treiben», erklärte Olivier Jakob von der Beratungsgesellschaft Petromatrix in einer Studie.


Die Aktien von Fortis büssten 3,16 Prozent auf 0,92 Euro ein, nachdem die krisengeschüttelte belgische Bank wegen eines Gerichtsurteils 295 Millionen Euro verlor. Da ein Brüsseler Gericht Mitte Dezember die Zerschlagung von Fortis vorläufig auf Eis legte, mussten gekaufte US-Dollar und britische Pfund mit Verlust wieder veräussert werden, teilte die Bank am Mittwoch mit. Die Nachricht hatte die Papiere bereits zu Heiligabend belastet und wirke immer noch nach, sagten Börsianer.


Zudem sorgten Titel der britischen Royal Bank of Scotland (RBS) für Bewegung im Bankensektor. Die Papiere verteuerten sich um 6,56 Prozent auf 45,50 Pence. Die Bank hatte am Sonntag erklärt, sie plane, sich von ihrem Versicherungsgeschäft zu trennen. Dabei hatte es zuvor in einem Zeitungsbericht geheissen, die staatlich kontrollierte Bank lege diesen Plan zu den Akten. Andere Bankenwerte wie Credit Agricole und UniCredit legten ebenfalls zu und stützten damit die positive Grundtendenz des Marktes.


Unter den Schweizer Bankenwerten rückten die Titel der Credit Suisse in den Blick der Anleger. Kunden der Schweizer Grossbank könnten nach einem Bericht der Zeitung «Sonntag» bis zu einer Milliarden Franken durch Investitionen verloren haben, die in Zusammenhang mit dem Schwindler Bernard Madoff standen. Die Titel tendierten gegen den Markt schwächer und gaben leicht um 0,14 Prozent auf 27,70 Schweizer Franken nach.


Steil nach oben ging es derweil für die Titel des schwedischen Scania-Konzerns. Sie kletterten um 7,61 Prozent auf 74,25 schwedische Kronen. Der Nutzfahrzeughersteller MAN sicherte sich Zugriff auf mehr als 20 Prozent der Scania-Stimmrechte. MAN habe Kaufoptionen für Aktien des schwedischen Branchenkollegen erworben, teilten die Münchener an Heiligabend mit. Händler waren geteilter Meinung. «Dass MAN nun die Initiative ergreift, klingt ganz positiv», sagte ein Börsianer. Ein weiterer hob das Risiko hervor, dass MAN nun planen könnte, möglicherweise den Scania-Anteil von Volkswagen zu kaufen. «Ein solcher Schritt wäre in einem aktuell unsicheren Umfeld für Lkw-Hersteller eher negativ zu werten», sagte der Händler.


In Spanien konnten sich Repsol-YPF um 1,78 Prozent auf 14,86 Euro vorarbeiten. Die Sparkasse La Caixa spricht nicht länger mit dem russischen LUKoil-Konzern über einen möglichen Verkauf ihrer Anteile an dem spanischen Ölkonzern. Das teilte Repsol mit und bestätigte damit einen Zeitungsbericht.


Beim angeschlagenen Branchenbuchspezialisten Seat Pagine Gialle machte sich Erleichterung bemerkbar, wie das Kursplus von 3,26 Prozent auf 0,0602 Euro zeigte. Offenbar ist der Konzern mit einem seiner Haupt-Kreditgeber, der Royal Bank of Scotland, überein gekommen. (awp/mc/ps/16)

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