Eurozone: Wirtschaftskrise schlägt immer stärker auf Industrie durch

Auch in Frankreich und Spanien geriet die Produktion im November stark unter Druck. Die Finanzmärkte reagierten angesichts des bevorstehenden US-Arbeitsmarktbericht kaum auf die sehr schwachen Daten.


Beschleunigter Produktionsrückgang in Deutschland
Die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland beschleunigte im November ihren Rückgang überraschend deutlich. Zum Vormonat sei die Erzeugung preis- und saisonbereinigt um 3,1 Prozent zurückgegangen, teilte das Wirtschaftsministerium am Freitag in Berlin mit. Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang um 2,0 Prozent erwartet. Der Produktionsrückgang im Vormonat wurde unterdessen von zunächst minus 2,1 Prozent auf minus 1,8 Prozent nach oben revidiert. Im Jahresvergleich brach die Produktion im November um bereinigt 6,4 Prozent ein, nach einem Rückgang um 3,7 Prozent im Oktober. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang um 5,5 Prozent erwartet.


Schlechte Entwicklung dürfte anhalten
«Vor dem Hintergrund der rückläufigen in- und ausländischen Nachfrage wurde die Produktion im Produzierenden Gewerbe weiter eingeschränkt», kommentierte das Ministerium die Daten. Insbesondere die Industrieproduktion sei davon betroffen. Angesichts der anhaltend schwachen Bestelltätigkeit dürfte sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetzen.


Drastischer Einbruch in Spanien
In Frankreich ist die Industrieproduktion im November ebenfalls deutlich stärker gefallen als erwartet. Im Vergleich zum Vormonat sei die Produktion um 2,4 Prozent gesunken, teilte die Statistikbehörde INSEE am Freitag in Paris mit. Volkswirte hatten zuvor einen Rückgang um 0,8 Prozent erwartet. Im Vormonat war die Produktion bereits um revidierte 3,7 (bisher 2,7) Prozent gefallen. In Spanien ist die Industrieproduktion im November noch drastischer eingebrochen. Die Produktion sei kalenderbereinigt um 15,1 Prozent zum Vorjahr abgesackt, teilte die spanische Statistikbehörde INE am Freitag in Madrid mit.


Kräftige Bremseffekte befürchtet
Die schlechten Nachrichten aus der deutschen Industrie reissen nach Einschätzung der Postbank nicht ab. Von der deutschen Industrie dürften damit kräftige Bremseffekte auf die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal ausgehen. Gemessen an den letzten Stimmungsumfragen habe sich die Situation in der Industrie im Dezember sogar noch weiter verschlechtert. Zudem war etwa in der Autoindustrie von stillstehenden Produktionsbändern und verlängerten Weihnachtsferien die Rede. Die atemberaubend schnell einbrechenden Industrieaufträge liessen anhaltende Produktionsrückgänge erwarten. «Ein Ende der Abwärtsbewegung deutet sich damit noch nicht an», hiess es.


Erneute Leitzinssenkung wahrscheinlich
Nach Einschätzung von Volkswirten ist die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Leitzinssenkung in der Eurozone weiter gestiegen. «Die in den vergangenen Tagen veröffentlichten Daten sind Munition für die Tauben im EZB-Rat», heisst es in einer Studie der Commerzbank. Die EZB werde ihren Leitzins bis zum Frühjahr von derzeit 2,5 Prozent auf 1 Prozent senken. Dabei könnte der erste Schritt bereits am kommenden Donnerstag erfolgen. Das vierte Quartal sei in Deutschland katastrophal ausgefallen. Die Produktion befinde sich im freien Fall. (awp/mc/ps/24)

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