EZB erhöht Leitzins wie erwartet um 0,25 Punkte auf 4,25 Prozent

Ökonomen hatten dies nach den ungewöhnlich deutlichen Signalen auf der vorangegangenen Sitzung durch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet erwartet. Dieser hatte vor vier Wochen von «erhöhter Alarmbereitschaft» gesprochen. Es war die erste Zinserhöhung in der Eurozone seit Juni 2007. Mit Ausbruch der Immobilien- und Finanzkrise in den USA im Sommer 2007 hatte die EZB ihren Zinserhöhungskurs zunächst beendet. Seither lag der Leitzins bei 4,00 Prozent.


EZB will mittelfristigen Inflationsgefahren entgegenwirken
Die erste Zinserhöhung seit gut einem Jahr wurde mit erhöhten Inflationsgefahren begründet. Die Erhöhung solle Zweitrundeneffekte verhindern und wirke den mittelfristigen Inflationsgefahren entgegen, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Die Geldpolitik werde zur Erreichung des Preisstabilitätsziels beitragen. Die Inflation sei besorgniserregend. Die Risiken für die Preisentwicklung im Euroraum hätten sich zuletzt erhöht und seien nach wie vor aufwärts gerichtet. Auch das Geldmengen- und Kreditwachstum im Euroraum sei nach wie vor kräftig. Dies sei ein wichtiges Signal für Inflationsrisiken.


Deutliche Signale
Vor knapp einem Monat hatte Trichet mit den Stichworten «erhöhte Alarmbereitschaft» die nun erfolgte Zinserhöhung bereits ungewöhnlich deutlich signalisiert. Die Währungshüter erhöhten am Donnerstag wie von Experten erwartet den wichtigsten Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent. Zuletzt hatte die Notenbank den wichtigsten Kreditzins der Eurozone im Juni 2007 Jahres angehoben. Danach hatte die EZB ihren Zinserhöhungskurs aufgrund der Finanzmarktturbulenzen zunächst nicht fortgesetzt.


Warnende Stimmen von Gewerkschaften und der Politik
Unmittelbar vor der erwarteten Zinserhöhung der EZB waren die warnenden Stimmen von Gewerkschaften und Politikern lauter geworden. Wegen der Abkühlung der Wirtschaft sorgen sie sich um ein Abwürgen der Konjunktur durch höhere Zinsen. Höhere Zinsen machen Kredite teurer und helfen im Kampf gegen die Inflation, die im Euro-Raum im Juni mit 4,0 Prozent auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro am 1. Januar 1999 geklettert war. Die Inflation ist damit gut doppelt so hoch wie mittelfristig von der EZB mit knapp zwei Prozent angestrebt.


Einstimmiger Entscheid
Die Notenbank habe keine Neigung bei ihrer Geldpolitik und lege sich nicht vorab fest, sagte Trichet. Die EZB werde das notwendige tun, um Preisstabilität zu sichern. Die Zinsentscheidung sei einstimmig getroffen worden.


Erst 2009 moderater Rückgang des Inflationsdrucks zu erwarten
Die Inflationsrate werde im weiteren Jahresverlauf deutlich erhöht bleiben. Erst im kommenden Jahr sei ein moderater Rückgang des Inflationsdrucks zu erwarten. Die Inflation dürfte somit recht lange erhöht bleiben. Die Risiken hätten sich weiter erhöht. Risiken für weiter steigende Inflationsraten seien insbesondere die Entwicklung der Öl- und Nahrungspreise.


Wachstumsrisiken weiterhin nach unten gerichtet
Mit Blick auf die realwirtschaftliche Entwicklung im Euroraum sprach Trichet von einem im Vergleich zum ersten Quartal schwächeren zweiten Quartal. Die Wachstumsrisiken seien weiterhin nach unten gerichtet. Die Unsicherheiten seien nach wie vor hoch. Insgesamt erscheine das Wirtschaftswachstum aber solide. (awp/mc/pg/22)

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